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Europäischer Tag der Inklusion: Von inklusiven Beschäftigungsverhältnissen hin zu einer inklusiven Wirtschaft.

5. Mai: Das Motto des Aktionstages 2022 lautete “Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel!”
Um das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschriebene Recht auf existenzsichernde Erwerbstätigkeit für Menschen mit Behinderungen mehr als 15 Jahre nach Beschlussfassung der UN BRK auch in Österreich durchzusetzen, ist es notwendig, den nächsten Schritt zu gehen: Von inklusiven Beschäftigungsverhältnissen hin zu einer inklusiven Wirtschaft.

Für DAS BAND – gemeinsam vielfältig, einer Organisation, die seit 70 Jahren für und mit Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Wien arbeitet, war der 5. Mai Anlass, die Stimme zu erheben.

Menschenrecht auf Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben

Der Europäische Protesttag entstand 1992 auf Initiative des Deutschen Vereins Selbstbestimmt Leben. Seit 30 Jahren fordern Organisationen der Behindertenhilfe am 5. Mai, dass alle Menschen gleichgestellt sein sollen.
Ziel ist es, auf Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen und sich für ihre gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft einzusetzen.

Tempo für inklusive Wirtschaft

Wir von DAS BAND wollten diesen Tag nutzen, um den Inklusionsgedanken weiter zu denken. Denn unserer Erfahrung nach ist inklusives Leben und Arbeiten nur in einer inklusiven Wirtschaft möglich. Unsere Vision ist es, dass alle Menschen mit Behinderungen eine ihren Vorstellungen und Wünschen entsprechende Beschäftigung finden und behalten können. Dafür notwendige Unterstützungen und Förderungen an Betroffene und Betriebe müssen durch die Allgemeinheit geleistet werden.

Bereicherung für alle

Ohne die vollständige Inklusion aller Menschen in den normalen Ablauf einer Gesellschaft bleiben viele wertvolle Ressourcen, Fähigkeiten und Möglichkeiten ungenutzt. Heute sind in Österreich erst Unternehmen mit mindestens 25 Arbeitnehmer*innen verpflichtet, einen begünstigten Arbeitnehmer mit Behinderung einzustellen oder eine entsprechende Ausgleichstaxe zu leisten. Österreich ist ein Land der Kleinbetriebe. Das hat zur Folge hat, dass trotz Behinderteneinstellungsgesetz 98% der heimischen Betriebe keine Menschen mit Behinderungen einstellen müssen. Dies widerspricht nicht nur der Gleichstellung, sondern auch der UN BRK, die die Möglichkeit der Arbeit von Menschen mit Behinderungen in allen Betrieben fordert, nicht nur in einigen Großbetrieben.

Der Gedanke, dass Inklusion keine Last, sondern eine wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft, die Wirtschaft und für jeden Betrieb ist, muss immer wieder in den Diskurs gebracht werden, denn nicht wirtschaftliche Notwendigkeiten oder technische Begrenzungen stehen heute einer vollständigen Inklusion im Wege, sondern Unkenntnis und Vorurteile vieler Handelnder. Wir suchen daher den Dialog, um diese mentalen Barrieren einer vollständigen Inklusion wegzuräumen. Unsere 7o Jahre Erfahrung erfolgreicher Arbeit mit und für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen bringen uns die dafür notwendigen Erfahrungen und Argumente.“

Geschäftsführer von DAS BAND, Prof. (FH) Dr. Tom Schmid zum Europäischen Inklusionstag

Eine inklusive Wirtschaft bedeutet auch, so der BAND-Geschäftsführer weiter, dass separierende Einrichtungen mittelfristig überflüssig werden. Diese können ihre Erfahrungen am besten einbringen, wenn sie und ihre Tätigkeiten im gesamtwirtschaftlichen Umfeld aufgehen. Das erfordert ein radikales Umdenken fast aller Stakeholder*innen in Wirtschaft und Sozialpolitik, schafft aber letztendlich eine umfassende Win-win-Situation.

Gleichstellung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

In den letzten Jahren wurde bereits einiges an Inklusion erreicht, aber solange die Menschen in separaten Einrichtungen betreut werden, ist der Inklusionsgedanke nicht konsequent zu Ende gedacht. Das Fehlen einer Orientierung auf eine inklusive Gesamtwirtschaft ist daher auch einer der Hauptmängel des „Nationalen Aktionsplans für Behinderung 2022 – 2030“, den der Sozialminister letzte Woche in die Begutachtung geschickt hat.”

“Eine vollständige Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und gleichzeitig damit das Ende besonderer Aktionspläne für Menschen mit Behinderungen setzt eine umfassend inklusive Wirtschat voraus. Und sie ist möglich”, schloss Schmid.

Barrieren im Kopf überwinden

Inklusion und Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft, insbesondere im Wirtschaftsleben, voranzutreiben ist eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Schließlich ist die Erwerbsarbeit der Taktgeber unseres Lebens und unserer Gesellschaft. Bewusstsein für die Fähigkeiten und Potenziale von Menschen mit Behinderung zu schaffen, sehen wir als essentiellen Baustein, um in Zukunft von wirklicher Inklusion sprechen zu können. Ziel ist der Abbau aller, nicht nur baulicher, sondern auch jener, die durch Vorurteile entstehen und zu täglicher Diskriminierung führen.