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(von Gisela Steinert; Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.u40-suedhessen.de/)
Ich heiße Gisela Steinert, bin 48 Jahre, verheiratet, 1 Tochter von 29 Jahren. Ich arbeite seit Februar 2004 nicht mehr.
Morbus Parkinson wurde bei mir im März 1997 nach einem sechswöchigen Krankenhausaufenthalt diagnostiziert.

Ich lernte andere jüngere Erkrankte kennen, von denen sich einige auch etwas engagierten, legte mir einen PC zu und kommuniziere mit vielen Erkrankten in der SHG Parkinsonline e.v. im Internet. Man kann dort Informationen holen, Fragen stellen oder auch den Chat besuchen. Es ist eine sehr gute Sache und hat bereits vielen in mehrfacher Sicht geholfen.

Auch habe ich die Leitung der SHG U40 (unter 40 Jahre erkrankt) in Südhessen übernommen, um anderen jungen Erkrankten in der Nähe einen Anlaufs- und Informationsort zu bieten.

Meine Familie unterstützt mich sehr, was ich unheimlich wichtig finde. Auch die “guten” Freunde haben sich sortiert. Diejenigen die ich noch Freunde nenne interessieren sich für mich und auch für meine Krankheit, sie sind aber nicht aus Mitleid oder sonstigen Gründen Freunde geblieben oder geworden.

Meine Hobbys sind nach wie vor das Joggen (früher wettkampfmäßig betrieben) Radfahren und Lesen. Ich gehe einmal in der Woche zur Massage und Krankengymnastik, einmal die Woche ins Sportstudio, wo ich nach der Hora-Methode trainiere und jogge 3 mal die Woche. Ich glaube das hilft alles sehr gut um beweglich zu bleiben


24-Stunden-Benefizlauf zugunsten Parkinson-Selbsthilfe "Schneckenhaus"

Am 19. und 20. Mai 2001 fand der 1. Flörsheimer 24-Stundenlauf zugunsten der Parkinson-Selbsthilfe "Schneckenhaus" statt. Ich möchte hiermit einmal aus der Sicht eines Teilnehmers erzählen:

Wir kamen so gegen 12.30 Uhr auf dem Sportplatz des Sportvereins an der Mainbrücke an. Alle Vorbereitungen waren schon im Gange, Zelte und Pavillons der Teilnehmer wurden aufgebaut, Verpflegung und Getränke untergestellt, die Parkinson-Selbsthilfe baute gerade ihren Infostand auf, alles in allem war jeder beschäftigt. Das tolle daran war, dass es nirgends richtig hektisch zuging. Alles wurde in Ruhe geregelt. Die Organisatoren Tobias Terweiden und Roula Fricke, die zahlreichen Helfer und die Zuschauer versammelten sich so gegen 13:30 auf dem Sportplatz.

Der Ansager, es hatte sich Klaus Wagner von der LG Bad Soden-Neuenhain freiwillig zur Verfügung gestellt, eröffnete die Veranstaltung und der Bürgermeister Ulrich Krebs und der Schirmherr Kurt-Jochem Graulich hatten das Wort.

Um 13:55 liefen alle 200 Teilnehmer die Eröffnungsrunde und dann erfolgte der fliegende Start für die einzelnen Team- und Ultraläufer. Ich war die Erste aus meinem Team und spulte in aller Ruhe meine Stunde ab. Das Wetter meinte es gut mit der Veranstaltung und auch die Sonne freute sich.

Rund um den Sportplatz war immer etwas los. Kinder und Erwachsene liefen für die offene Schneckenhaus-Mannschaft eine Runde und zahlten dafür Geld in die Kasse, Michael Baumann schaffte zu Fuß eine (!) Runde über den Sportplatz, Walker-Gruppen liefen Runden, Hermann Terweidens Mutter mit Freundin lief eine Runde für ihren Sohn, alles immer mit Musik untermalt.

Alle teilnehmenden LäuferInnen bekamen im Festzelt eine gute Gemüsesuppe zur Stärkung und für andere Verpflegung war auch bestens gesorgt.

Wir hatten Chips bekommen, sinnigerweise gelbe, da wir auch gelbe Trikots anhatten, und mussten in jeder Runde einen Chip in eine Wanne werfen.

Gegen Mittag kam Dietmar Wessel, der auch zu unserer Truppe gehörte, und lief zusammen mit Ralf Steinert eine ganze Sportplatzrunde! Isabell aus Kronberg, die auch zu uns Erkrankten gehört und dabei war, schaute interessiert zu. Auch Conny Nickel aus Darmstadt drehte eine ganze Runde für das Schneckenhaus, genau wie Michael Kelly, der gleich mehrere Runden am Sonntag lief.

Viel Respekt verdienen die 4 Ultraläufer, die 24 Stunden lang ihre Runden abspulten und kaum Pause machten.

So liefen wir Runde um Runde, immer war jemand anderes aus unserem Team dran. Als es dunkel wurde, kamen unsere männlichen Teammitglieder zum Zuge. In der Zwischenzeit war auch Paul Wölbert eingetroffen, der unser Team bereichern sollte genauso wie Josef Nefzger und seine Frau Biggi.

Zu den Klängen der Band "Chicagoline" drehten sie nun ihre schnellen Runden, wobei sie nicht mehr so in den Genuss der Wärme kamen wie wir Frauen, da es in der Nacht sehr kalt wurde und mancher fror. Ralf, Norbert, Horst, Rainer und Adi vertrieben sich die Zeit, indem sie eine schnelle Runde nach der anderen liefen und das 4 ½ Stunden lang. Sie liefen in dieser Zeit 191 Runden (!).

Es gab warmen Tee vom Veranstalter, in dieser Nacht wurden Interviews gemacht, die Musik spielte weiter, einige liefen mit Fackeln, andere zogen alles an was sie dabei hatten.

Im Morgengrauen lösten wir unsere Männer wieder ab und wer gerade nicht lief, frühstückte mit allen anderen zusammen. Einige Teammitglieder wie Uschi und Achim hatten für das Frühstück gesorgt, Sabine brachte Nudelsalat mit, wir anderen besorgten Kuchen etc. Wir waren eine lustige Mannschaft der auch Kälte und Anstrengung nichts anhaben konnte.

Als die Sonne höher stieg hatte sich der Sportplatz mit vielen Zuschauern gefüllt. Es wurde ein buntes Rahmenprogramm schon seit Samstag angeboten. Auch für die Kleinsten wurde einiges geboten, obwohl sie auch mit Eifer ihre Runden auf der Bahn abspulten.

Was ich nebenbei mitbekam, war nicht so schön. Hermann bekam die Nachricht dass ein Parkinson-Patient im nahen Altersheim untergebracht war, nur weil nirgends Platz für ihn war. Er wurde abgeholt und durfte der Veranstaltung auch beiwohnen.

Je später es wurde, umso weniger wurden unsere Kräfte. Einer nach dem anderen aus unserem Team musste wieder mit einsteigen, damit wir unsere Runden weiterlaufen konnten. Das tat auch jeder, egal wie kaputt oder müde er war.

Ein kurzes Aufflackern war noch einmal eine Stunde vor Schluss gegeben, als wir feststellten, dass uns nur noch wenige Runden fehlten um das Team vor uns einzuholen. Leider hatte das andere Team dieses Aufflackern auch und wir hatten zum Schluss ganze 6 Runden noch Rückstand.

Die letzte Runde lief unser Team gemeinsam, um den Zusammenhalt zu demonstrieren, aus dem unsere Gruppe besteht.

Kranke sowie Gesunde, Schnelle wie auch Langsame, das spielt in unserem Team keine Rolle, es ist der Mensch der zählt, was dann auch auf der allerletzten Runde von dem als Schnecke verkleideten Hermann und seiner Lebensgefährtin Heide sowie allen Teilnehmern zusammen demonstriert wurde.

Fazit: Es war ein wirklich erfolgreicher und toll veranstalteter Benefizlauf, bei dem es keinerlei Engpässe oder Sonstiges gab und nebenbei so ca. DM 30.000,00 an Spendengeldern zusammenkamen. Es hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht und sie haben ihr Interesse für das nächste Mal schon kundgetan.

Bewundernswert ist Leistung der Schneckenhausbewohner, die alle das ihrige dazu beigetragen haben damit diese Veranstaltung ein so großer Erfolg wurde. Allen voran Tobias Terweiden und Roula Fricke, Hermann Terweiden und Heide Cuntz sowie alle anderen Schnecken auch.

Zum Schluss möchte ich mich bei meinem wunderbaren Team, meinen Freunden, bedanken, die es erst möglich gemacht haben, durch ihr Mitmachen und auch durch großzügige Spenden, dass wir daran teilnehmen konnten und eine Erfahrung und auch ein Wochenende hatten welches wir alle nicht mehr missen möchten.