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(von SoSt-Redaktion, KI-I, Hagenberg, OÖ, Auszüge aus Startet den Datei-Download“Sein langer Lauf ins Licht” [pdf], Quelle: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.henry4gold.com/)
Kenia: über den roten Lehmboden bahnt sich einen Weg durch das Grün der Steppe ein kleiner Mann mit großem Herzen auf seinem langen Lauf ins Licht. Henry Wanyoike läuft nicht, er scheint zu schweben. Völlig losgelöst und nahezu lautlos zieht Henry durch die Steppe. Hier trainiert er für die großen Marathon-Läufe gemeinsam mit seinem Begleitläufer Joseph.
Wer Henrys Geschichte erzählt, der muss mit einem Drama beginnen, denn am 1. Mai 1995 verlor der damals 21jährige nach einer unbemerkten und daher heimtückischen Virusinfektion über Nacht sein Augenlicht. Geplagt von Depressionen, Zweifel und Suizidgedanken kämpfte er sich, mit Hilfe und Unterstützung von einem von LICHT FÜR DIE WELT geförderten Projekt (damals noch Christoffel Blindenmission Österreich), zurück ins Leben.
Henry vergisst die Hilfe der Mzungus (so heißen die Weißen in seinem Heimatdialekt) nie mehr: “Ich war so überwältigt von der Hilfe dieser fremden Menschen aus einem fremden Land, das Deutschland heißt, und von dem, was möglich ist, dass ich mir damals gesagt habe: Sie haben mir geholfen, ich werde nun als Blinder dazu beitragen, den Leidensgenossen in aller Welt zu helfen, insbesondere natürlich denen aus meiner afrikanischen Heimat.”
Henry machte wahr, was er damals sagte und unterstützt zahlreiche Projekte in Kenia:

  • Armenspeisungen in den Slums von Kikuyu gemeinsam mit der Kirche
  • Henry hat die Patenschaft für Margret, ein blindes Mädchen aus Kenia, übernommen
  • er spendet für Staroperationen am CMB-geförderten Kikuyu Augenhospital
  • er unterstützt die Goodwill Schule, in der rund 50 Kinder aus den Kikuyu-Slums unterrichtet werden

Sein unglaublicher Lauf begann im Jahr 2000, beim 5.000 Meter Finale der Paralympics in Sydney: Der Start: Henry verpasst ihn fast, sein Führungsläufer, der im Rennen das Auge des Blinden ist, bringt Henry in Gang. Der gibt Gas. Viel Gas. Ein paar Minuten später taumelt der Führungsläufer. Er kann nicht mehr. Geschwächt durch Malaria.
Die beiden diskutieren auf der Bahn – in einem Lauf um Gold! Das Publikum steht Kopf. Die Reporter raufen sich die Haare. Keiner weiß: Wer ist dieser Mann? Langsam kommt der Wanyoike-Express wieder in Fahrt. Der blinde Henry zieht jetzt den Führungsläufer über die Bahn. Ein ganzes Stadion brüllt ihm die Richtung zu. Die Zuschauer flippen aus, Ordnungskräfte ziehen auf. Kurz vor dem Ziel, nur noch ein paar Meter: Der Führungsläufer strauchelt, pendelt, fällt.
Henry richtet ihn wieder auf, stemmt ihn hoch und schleppt ihn ins Ziel. Gold!
Da hat doch ein zuvor unbekannter Läufer Weltgeschichte im 5.000 Meter Finale geschrieben.
Heute ist Henry Wanyoike mit 31 Jahren der schnellste blinde Marathonmann der Welt.
Aufgrund seiner Erfolge und seines Engagements wurde Henry Wanyoike für den Laureus 2006 nominiert. Mehr als 700 Journalisten wählten weltweit: Henry ist einer der 6 besten Sportler der Welt in der Kategorie der Behinderten. Nach der Nominierung im letzten Jahr hat es nicht geklappt mit dem Laureus. Dieses Jahr ist die Konkurrenz ebenfalls groß, aber Henry ist zuversichtlich: “Beim zweiten Mal wird`s schon klappen!” Henry rechnet sich auch auf Grund seines enormen sozialen Engagements Chancen aus und freut sich auf Barcelona. Er wird viele Freunde, die er in Estoril getroffen hat, wiedersehen. Weitere Informationen über Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterHenrys Nominierung für den Laureus 2006.
Henry in Zahlen

  • 1974: Henry Wanyoike wird am 10. Mai in Kikuyu (Kenia) geboren, als Sohn von David (geb. 1948, Arbeiter) und Mutter Gladis (geb. 1952, früher Lehrerin, jetzt Farmerin) geboren.
  • 1980: sein Vater stirbt.
  • 1985: Henry läuft in Kikuyu sein erstes offizielles Rennen und gewinnt über 10.000 Meter.
  • 1994: Henry verlässt die Schule mit Realschulabschluss und lernt Schuhmacher
  • 1995: am 1. Mai verliert Henry über Nacht aufgrund einer Viruserkrankung sein Augenlicht.
  • 2000: Henry gewinnt die nationale Qualifikation für die Paralympics in Sydney, dort gewinnt er die erste Goldmedaille bei den Paralympics in Sydney über 5.000 Meter.
  • 2002: Bei den Afrika-Spielen in Kairo gewinnt Henry zweimal Gold über 800 und 1.500 Meter und einmal Silber über 400 Meter. In Kasimigaura (Japan) verbessert Henry den Weltrekord für Blinde im Marathon. In Boston gewinnt Henry das legendäre Straßenrennen über 5.000 Meter als bester blinder Läufer.
  • 2003: Bei den Behinderten Weltmeisterschaften in Ottawa siegt er über 5.000 und 10.000 Meter. In Abuja (Nigeria) gewinnt Henry bei den Panafrikanischen Spielen Gold über 1.500 Meter.
  • 2004: In Boston läuft Henry mit 2:33:20 einen neuen Fabel-Weltrekord für Blinde im Marathon. Bei den Paralympics in Athen holt er gemeinsam mit seinem österreichischen Führungsläufer Michael Buchleitner Gold und den Weltrekord über 5.000m (15:11:07) und mit Führungsläufer Joseph Gold und den Weltrekord über 10.000m (31:37:25)
  • 2005: neuer Weltrekord beim London-Marathon (2:32:51), bereits 1 Woche später toppt er diese Zeit in Hamburg mit 2:31:31.

Aus Henrys Geschichte vom “Hinfallen und wieder Aufstehen” und wie er dabei Unterstützung bekam, wurde ein Buch “Mein langer Lauf ins Licht” Hg. von Bengt Pflughaupt. Das Buch ist im Buchfachhandel erhältlich.
Weitere Informationen zu Henry Wanyoike, seinen Projekten und seinen Erfolgen können Sie im Internet unter Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.henry4gold.com/ finden.