Gemeinsam mit seiner persönlichen Assistenz ist es Thomas Bognar möglich, einen weitgehend normalen Alltag trotz Behinderung zu führen.
Mehr Selbstbestimmung durch Persönliche Assistenz
Bei jedem Wetter, ob Regen, Sonne oder Schnee, schnürt Thomas Bognar seine Sportschuhe und spaziert durch die Stadt – oft stundenlang. Er mag die Menschen, die ihm begegnen und die teilweise verborgenen Wege, die er dabei entdeckt. Manchmal wird er auf seinen Touren auch begleitet – von seinem persönlichen Assistent Emmanuel. Emmanuel studiert Soziale Arbeit. Er kümmert sich gerne um andere Menschen und kann während des Studiums Praxis sammeln und sich was dazu verdienen. Die Persönliche Assistenz unterscheidet sich in einigen Punkten wesentlich von der klassischen Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigung:
“Persönliche Assistenz umfasst die Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Behinderungen, um ihnen – je nach Art der Beeinträchtigung und dem Grad der Selbstbestimmungsfähigkeit – Eigenständigkeit in allen Bereichen des täglichen Lebens zu ermöglichen.”
Karoline Albrecht-Schadt, Koordinatorin “Selbstbestimmtes Wohnen”,
einer alternativen Wohnform für Menschen mit Behinderung
Persönliche Assistenz auswählen und beauftragen
Für Thomas bedeutet das, dass er seine Persönliche Assistenz selbst auswählt. Menschen mit Behinderung sind hier Auftraggeber:innen, nicht Klient:innen und an der Erstellung der Stellenausschreibungen beteiligt. Vertrauen wird hier über einen längeren Zeitraum aufgebaut – mit dem Ziel, ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen. “Persönliche Assistenz kann von Menschen in Anspruch genommen werden, die bislang schon relativ selbstständig gelebt haben, etwa in einer teilbetreuten Wohneinrichtung oder im Elternhaus – und im Großen und Ganzen ohne ständige persönliche Assistenz auskommen, so Albrecht-Schadt. Finanziert wird das Programm über die “Mobile Betreuung und Pflege” des Landes OÖ.
Aufgaben der Persönlichen Assistenz
Wer sich als Persönliche Assistenz engagieren möchte, muss vor allem eines sein: flexibel und ständig auf der Suche nach neuen und kreativen Lösungen. Denn die Persönliche:n Assistent:innen sind keine Fachkräfte. Sie lernen in insgesamt 32 Unterrichtseinheiten viel über das Wesen der Persönlichen Assistenz und ihre Rolle. Was genau dann zu tun ist, ist von Kund:in zu Kund:in unterschiedlich.
Gemeinsames Neues erleben
In Thomas’ Fall ist es zB das Spazierengehen: “Thomas und Emmanuel erkunden gemeinsam die Stadt zu Fuß. Dadurch erweitert Thomas seinen Sozialraum und gewinnt neue Eindrücke und Erfahrungen”, erzählt Karoline Albrecht-Schadt. “Wir besprechen wöchentlich aufs Neue, was ich selbst erledigen kann und wo ich Hilfe brauche”, ergänzt Thomas die Art der Zusammenarbeit. Ein fixes Programm oder einen starren Zeitplan gibt es nicht. Thomas ist Auftraggeber und kann entscheiden, wofür er die insgesamt acht Stunden, für die Emmanuel ihm zur Seite steht, aufwenden möchte. Besonders stolz ist Thomas darauf, dass er sogar eine eigene Wohnung gefunden hat. Dies ist ein wichtiges Zeichen seiner Eigenständigkeit, auch nach außen hin.
Ein großes Ziel auf seiner Wunschliste ist Teil der Freiwilligen Feuerwehr zu werden. Action und Bewegung machen ihm Spaß. Bis es so weit ist, stillt er seinen Bewegungsdrang mit Radtouren entlang des Donauradweges und Spaziergängen.
Aktuell werden 22 Kund:innen in Persönlicher Assistenz begleitet. Neue Assistent:innen kommen laufend hinzu – Kontakte zu neuen Mitarbeiter:innen entstehen über Stellenausschreibungen und Vorstellungsgespräche.