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Florin D. hat den Sprung von der Beschäftigungswerkstätte auf einen Arbeitsplatz mit Lohn laut Kollektivvertrag geschafft. Er erzählt, wie es in der Großküche zugeht.

„Ich wollte immer einen richtigen Arbeitsplatz. Ich wollte direkt in der Küche arbeiten und das habe ich nun geschafft. Es läuft tipptopp“, sagt Florin D. Er ist 21 und hat schon einige berufliche Stationen hinter sich. Darunter verschiedene Praktika bis hin zur Beschäftigungswerkstätte.

Ein Arbeitsplatz wie jeder andere auch – nur mit Unterstützung

Seit September 2021 gibt es cool+, ein Projekt der Diakonie de La Tour. Sechs Klient:innen aus der Behindertenhilfe sind nun dadurch zu Mitarbeiter:innen im Großküchenbetrieb geworden.

Unterstützt werden die cool+ Mitarbeiter:innen von Michael Strauß. „Wenn der Küchenchef Aufgaben gibt, die wir nicht ganz verstehen, dann erklärt er sie uns in einfacheren Sätzen. Und er schaut, dass es uns gut geht“, sagt Florin D.

Michael Strauß ist Diplomsozialbetreuer und für Florin D. sein Assistent. Seine Aufgabe ist es, die cool+ Mitarbeiter:innen im Alltag zu unterstützen. – Das Vermeiden von Überforderung, wenn der Produktionsdruck zu groß wird, und das Vermitteln im stressigen Alltag der Großküche ist im Rahmen von cool+ ganz wichtig.

Auf die Frage, ob der Assistent ab und zu auch Gemüse schneidet oder die Nudelmaschine bedient, sagt Florin mit einem Grinsen: „Hin und wieder tut er schon arbeiten auch.“ Und damit wird auch deutlich, was im Alltag im Vordergrund steht: der Großküchenbetrieb. Die Assistenz und Unterstützung für die Menschen mit Behinderungen bleiben dabei im Hintergrund. Die „richtige Arbeit“ ist für Florin die Zubereitung der Speisen, vom Gemüseschneiden bis zum Ausliefern der fertigen Gerichte. Er ist in seinem Beruf angekommen.

Der Arbeitsalltag in der Großküche

Zwei Schichten gibt es für die cool+ Mitarbeiter:innen: Von 8:00-12:00 oder von 10.00-14.30 Uhr. Bei einer Vollzeitstelle wäre die Arbeitsbelastung zu hoch und es würde nicht genug Zeit zur Erholung für die cool+ Mitarbeiter:innen bleiben. Für manche Dinge brauchen sie im Alltag etwas länger, und auch Pausen in ausreichendem Ausmaß sind nötig.

Anmerkung

Da die Stellen im cool+ Projekt über die Behindertenhilfe des Landes finanziert sind, geht sich eine Vollzeit-Anstellung mit dem momentan zur Verfügung stehenden Geld nicht aus. Es gibt auch noch keinen Ausgleich des Lohnes, wenn zum Beispiel aufgrund der Behinderung nur weniger Stunden gearbeitet werden kann. Das zeigt: Bis der inklusive Arbeitsmarkt und Lohn statt Taschengeld für alle realisiert ist, ist es noch ein weiter Weg.

“Ich bereite den Teig vor und bediene die Teigmaschine. Die besten Kärntnernudeln sind die Heidelbeernudeln”

Florin D.

Und was hat sich für Florin D. verändert, im Vergleich zu seiner Tätigkeit in der Werkstätte, früher?

„Es ist mehr Stress. Mehr Arbeit. Aber das habe ich schon vorher gewusst. Dafür habe ich jetzt alles, was ich brauche. Ich verdiene auch mehr. Und es ist gut hier. Ich schaue auch, dass es bei den anderen läuft. Vor kurzem hat eine neue Kollegin begonnen. Ich helfe ihr und schaue, dass alles passt.“

Florins Ziel ist nun, dass er sich wohl fühlt in seiner Tätigkeit und dass er sich bewehren kann. So, dass der Küchenchef ihn als fixen Mitarbeiter übernimmt und er nicht mehr über die Behindertenhilfe angestellt ist.

Der Küchenchef ist zuversichtlich. Denn mittlerweile macht Florin D. viele Arbeitsvorgänge ganz allein. „Ich bereite den Teig vor und bediene die Teigmaschine. Die besten Kärntnernudeln sind die Heidelbeernudeln“, sagt er.

Was ist ein Inklusiver Arbeitsmarkt?

Und wie kommen wir da hin?

Für ein echtes Miteinander und gelebte Inklusion braucht es einen inklusiven Arbeitsmarkt. Das Recht auf Arbeit ist auch in der UN-Behindertenrechtskonvention festgehalten. Doch Österreich hat noch einen weiten Weg vor sich.

Die Diakonie strebt einen offenen, inklusiven und zugänglichen Arbeitsmarkt an, in dem Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt über ihr Leben entscheiden können.
Dafür braucht es ausreichend Assistenz und Unterstützung in verschiedenen Formen, die bei der Zusammenarbeit helfen. Das kann z.B. Job Coaching oder Arbeitsassistenz sein. Bei Bedarf braucht es Lohnkostenzuschüsse für Unternehmen. Auch Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung sind nötig.

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