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Die Caritas OÖ begleitet und betreut an verschiedenen Standorten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus. Einen besonderen Therapeuten bei der Diagnose „Autismus-Spektrum-Störungen“ (ASS) gibt es im Heilpädagogischen Kindergarten der Caritas in St. Isidor in Leonding: den Labrador „Joey“.

Luan (6) lebt scheinbar in seiner eigenen, fernen Welt. Für den Buben mit Autismus-Spektrum-Störung ist es aufgrund seiner Beeinträchtigung im Bereich der Interaktion und Kommunikation schwierig, sich in unserer Welt der gesellschaftlichen Regeln und Normen zurecht zu finden. Bei Luans Kindergartenstart wirkte er zurückgezogen, suchte kaum Nähe zu anderen Menschen oder Blickkontakt, wenn man ihn ansprach und war getrieben von seinen Stereotypien. „Wie für alle Menschen mit Autismus charakteristisch, möchte er bestimmte Verhaltensweisen immer wieder wiederholen. Luan liebt es beispielsweise, auf Englisch bis 100 zu zählen oder Buchstaben aufzulegen und zu benennen“, schildert Caritas-Mitarbeiterin Sandra Kainzinger. Sie ist Sonderkindergartenpädagogin und Therapiehundeführerin. Ihr fünfjähriger Labradorrüde Joey begleitet sie ein- bis zweimal in der Woche in die Arbeit. Der ausgebildete Therapiebegleithund ist ein besonderer Motivator für alle Kinder: In seiner Gegenwart sind sie bemüht, sich an Regeln zu halten, so selbständig wie möglich zu agieren und ihre Sprache oder Gebärden bestmöglich einzusetzen, um mit Joey in Verbindung treten oder spielen zu können. Der Vierbeiner hat auch Luan die Eingewöhnung im Kindergarten erleichtert. „Wir haben pro Jahr ein bis drei Kinder mit ASS in der Gruppe. Joey ist es bis jetzt immer gelungen, dass sie mehr aus sich herausgehen, sodass eine soziale und emotionale Förderung besser möglich wird“, erklärt Sandra Kainzinger. Der Hund übernimmt dabei die Rolle des Vermittlers zwischen Erwachsenem und Kind. Das gelingt, weil der Vierbeiner hervorragend nonverbal und emotional kommuniziert und mehr Interesse auslöst, als ein Mensch oder Spielsachen in der Umgebung. Es entsteht vorerst eine Zweierbeziehung, in der sich die Therapiehundeführerin vorsichtig einbringt. Daraus entsteht eine Triade zwischen Kind, Hund und PädagogIn, die sich positiv auf die weitere pädagogische Arbeit auswirkt. Wie bei Luan, der abwechselnd Blickkontakt mit Joey und Sandra Kainzinger aufnimmt und damit signalisiert, dass er die Caritas-Mitarbeiterin miteinbeziehen möchte. „Es scheint, als ob mich die Kinder mit Hilfe des Hundes in ihre Welt mitnehmen können. Das entwickelt sich so erfolgreich, dass die Kinder spontan mit mir in Interaktion treten, nur um an den Hund zu gelangen und sich auch in weiterer Folge anderen gegenüber öffnen können.“

Charakteristisch bei Autismus ist, dass die Kinder anfangs sehr auf Distanz gehen, mit der Zeit aber die Köpernähe zum Hund lieben lernen. Diese Entwicklung passiert ausschließlich auf emotionaler Ebene. „Luan konnte anfangs beispielsweise nicht an gemeinsamen Feierlichkeiten teilnehmen, da dies bei ihm massiv Stress auslöste. Durch die bloße Anwesenheit Joeys gelang es Luan, sich dazu zu setzen. Mit ihm nimmt er die Nähe der anderen Kinder als positiv wahr, interagiert auch mit den anderen Kindern, freut sich am gemeinsamen Tun und schafft es, immer besser über seine eigenen Grenzen zu gehen“, freut sich die Caritas-Mitarbeiterin über die Entwicklung. Ein weiterer Erfolg der Hundetherapie bei Autismus ist, dass sich stereotype Verhaltensweisen, wie beispielsweise ständiges Wippen mit dem Oberkörper, in Gegenwart des Hundes reduzieren. Die Menschen werden gelassener und entspannen sich. Es ist wissenschaftlich belegt, dass durch den Körperkontakt mit Tieren Oxytocin („Kuschelhormon“) ausgeschüttet wird.

Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zeigen stark irritiertes Verhalten, wenn Gewohntes innerhalb ihres Alltags abweicht. „In der Hundetherapie trainieren wir genau das, indem wir auf verschiedene Arten und immer wieder unterschiedlich mit Joey spielen. Wir sind oft überrascht, wie flexibel die Kinder dabei werden und diese Flexibilität auch teilweise im Alltag anwenden können und so zu einer Erleichterung für die Kinder wird.“