Das neue System ist mit jeder Beinprothese kombinierbar und beseitigt Phantomschmerz
Der Linzer Fachhochschul-Professor Hubert Egger – er ist Techniker und Mediziner – konnte am 3. Juni eine serienreife Sensation präsentierten: Nach der Entwicklung der weltweit ersten gedankengesteuerten Armprothese steht nun die Markteinführung seiner „fühlenden“ Beinprothese bevor. Realisiert wurde dieses Projekt vom österreichischen Start-up „Saphenus Medical Technology“, an dessen Gründung Toni Innauer beteiligt war.
Know-how kommt aus Linz
Als Hubert Egger vor vier Jahren sein erstes Modell der fühlenden Beinprothese präsentierte, ging diese Nachricht um die Welt. Erster Patient war ein Oberösterreicher, der nach einer Amputation seines Beines an schlimmen Phantomschmerzen litt, die nur mit Opiaten zu ertragen waren. Die „fühlende Beinprothese“ made in Linz befreite den Mann von seinem schmerzvollen Leiden. In den vergangenen vier Jahren wurde dieser Prototyp zur Serienreife weiterentwickelt. Das so genannte Solaris-System sieht folgendermaßen aus: Ein Sensorschuh hat an seiner Sohle vier Sensoren. Dieser Schuh wird über den Prothesenfuß gestülpt. In einem Schaft, der die mechanische Prothese umfasst, nimmt ein Bluetooth-Sender beim Gehen die Abrollreize des Fußes auf. Sie werden an vier Aktivatoren im Prothesenschaft gesendet. Die vier Aktivatoren produzieren Vibrationen. Für die Aufnahme der Vibrationen müssen Plastische Chirurgen am Beinstumpf des Patienten „Aufnahmestellen“ schaffen. Dafür müssen Nerven umgeleitet oder verpflanzt werden. Bisher wurden laut Egger im Rahmen von Studien rund 15 Patienten mit diesem System versorgt, Das rund 8000 bis 10.000 Euro kostet und laut den Entwicklern mit jeder Beinprothese kombinierbar ist. Patient Dietmar Schmee, dem vor vielen Jahren das Bein oberhalb des Knies amputiert wurde, berichtet von einer „deutlichen Verbesserung“ dank des neuen Systems. „Es hat mir Lebensfreude zurückgebracht.“
So funktioniert die fühlende Prothese
Der Sensorschuh trägt an seiner Sohle vier Sensoren. Er wird über den Prothesenfuß gestülpt. In einem Schaft, welcher die mechanische Prothese umfasst, nimmt ein Bluetooth-Sender beim Gehen die Abrollreize des Fußes auf. Sie werden an vier Aktivatoren im Prothesenschaft gesendet. Am Beinstumpf des Patienten müssen für die Aufnahme dieser Reize Nerven verpflanzt werden.
Quelle: OÖNachrichten