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von Philipp Hubbe, Karikaturist und Cartoonist, geb. 1966 in Haldensleben, Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.hubbe-cartoons.de/;

Darf man über Behinderte Witze machen?

Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an das Thema “Behindertenwitze” herangewagt habe. Kollegen und Freunde ermutigten mich letztendlich dazu. Schließlich sei es ein Thema, bei dem ich doch aus eigenen Erfahrungen schöpfen könne. Seit 1985 bin ich nämlich selbst an MS erkrankt. Die Diagnose wurde aber erst 1988 gestellt.
Während meines Grundwehrdienstes 1985 bekam ich eine Sehnerventzündung. Mit Kortison ging alles wieder zurück. 3 Jahre später dann der erste große Schub. Ich lag damals richtig flach und konnte nichts mehr machen. Wieder half mir Kortison. In Verbindung mit der Diagnose MS rieten mir die Ärzte dann auch gleich, ich solle mir doch beruflich etwas suchen, bei dem die Hände eine eher unter geordnete Rolle spielen. Schließlich müsse ich ja mit einer Behinderung rechnen. Dabei hatte ich erst ein Mathematikstudium abgebrochen, um mich auf ein Grafikstudium vorzubereiten. Da ich mich von den einzelnen Schüben, die mittlerweile jetzt alle halbe Jahre auftraten, wieder relativ gut erholte und kaum Beeinträchtigungen zurückblieben, gab ich die Zeichnerei dann doch nicht auf. Ich machte zwar noch eine Umschulung zum Wirtschaftskaufmann, aber 1992 erfolgte dann endgültig der Schritt in die Selbstständigkeit, als Karikaturist und Cartoonist.
Dass es mir gesundheitlich noch relativ gut geht, ein Außenstehender sieht mir meine Krankheit nicht an, wird auch mit an meiner Arbeit liegen. Ich bin nach der Diagnose nicht in ein Loch gefallen, konnte glücklicherweise noch aus meinen Hobby einen Beruf machen. Durch meine Selbstständigkeit kann ich mir meinen Arbeitsrhythmus selbst einteilen. Was auch notwendig ist, da ich mich unter anderem seit 10 Jahren jeden 2.Tag spritzen muss (Betaferon).
Cartoons zum Thema “Menschen mit Behinderung” zeichne ich erst seit 1999. Bei den  ersten Zeichnungen habe ich mich bei anderen Betroffenen noch abgesichert. Ich zeigte die Arbeiten Mitgliedern anderer Behindertengruppen, welche mich nicht persönlich kannten und so unbefangen an die Beurteilung gehen konnten. Die Resonanz war durchweg positiv. Das Magazin “Handicap” hat als erste Zeitschrift meine “Behindertencartoons” veröffentlicht. Mittlerweile hatte ich es sogar geschafft, einen Verlag zu finden, der ein komplettes Buch mit meinen Cartoons herausbringt. Im Juli 2004 war es soweit.

Bild 2: Buch `Der Stuhl des Manitou`

    Im LAPPAN – Verlag erschien “Der Stuhl des Manitou  –
    Behinderte Cartoons von Phil Hubbe.

Vielleicht kann das Buch sogar ein bisschen helfen, dass auch Nichtbetroffene endlich unbefangen mit dem Thema umgehen. Betroffene wollen als normale Menschen behandelt werden, dann muss man halt auch über sie lachen können.

Phil. Hubbe

PS:  Im Juli (2006) erscheint ein zweiter Band mit meinen Cartoons 
       “Der letzte Mohikaner – Behinderte Cartoons 2”.