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von Mag. Burger Thomas, Life Tool Linz, entnommen aus [1].
In diesem Workshop wurden anhand von Beispielen die Tauglichkeit bzw. Untauglichkeit von technologischen Hilfen im Reha-Bereich dargestellt und Richtlinien für Qualität erläutert.
Übersicht:
Grundsätzlich könnte man bei technologischen Hilfen zwischen Hardware und Software unterschieden. Die Unterscheidung ist aber oft keine eindeutige, da es mittlerweile etliche Hilfen gibt, die aus Hard- und Software bestehen, so dass es auch eine dritte Gruppe, die sog. “Kombinierten Hard- und Softwarehilfen” gibt. Die folgenden Tabelle gibt einen Überblick über die drei Gruppen:

Reine Hardwarehilfen Reine Softwarehilfen Kombinierte Hard- und Softwarehilfen
Groß- oder Kleinfeldtastaturen Bildschirmtastaturen Kommunikationssystem am PC
Ergonomische Joysticks Lern-, Therapieprogramme Programmierbare Tastaturen
Tastensensoren Wortvorhersagen Maus mit Treibersoftware
Kommunikatoren Schreibsystem mit Eintasterbedienung

Anhand von einigen Beispielen möchte ich auf Qualitätsaspekte dieser Technologien aufmerksam machen. Zuerst wende ich mich aber dem generellen Aspekt der Qualität auf diesem Sektor zu.
Allgemeines zur Qualität
Welche Kriterien gibt es für Qualität in der Reha-Technologie:

  • Inhaltliche Qualität = Inhalt
  • Technische Qualität = Funktion
  • Design Qualität = Form
  • Verfügbarkeits Qualität = Sicherheit

Beispiel “Funkey”:
Dieser spezielle Joystick soll die Anforderungen an die Bedienung mit grobmotorischen Bewegungen erfüllen = Inhalt!
Er soll an einen beliebigen Computer angeschlossen werden können und dort sofort und ohne Probleme funktionieren = Funktion!
Er soll seinem Besitzer auch ein ansprechendes Äußeres bieten = Form!
Er sollte einfach und schnell zu beschaffen sein und bei Bedarf ein gutes Service der Vertreiberfirma bieten = Sicherheit!.
Die Qualitätsmerkmale im Einzelnen:

  • Inhaltliche Qualität:
    • Benutzerfreundlichkeit: Damit ist besonders die intuitive Bedienbarkeit gemeint. Im Reha-Technologie Bereich besonders wichtig, da das betreuende Personal nicht immer technisch ausgebildet ist.
    • Einstellungsmöglichkeiten: Durch vielfältige Einstellungsmöglichkeiten soll es ermöglicht werden, dass die Software oder Hardware optimal an die Bedürfnisse der Person angepasst wird. Beispiele dafür sind etwa die optimal regelbare Mausgeschwindigkeit oder die individuelle Anpassung des Schwierigkeitsgrades einer Lernsoftware.
      Benutzerfreundlichkeit und Einstellungsmöglichkeiten sind zwei sich unter Umständen konkurrierende Qualitätsfaktoren, da ein erhöhtes Maß an Einstellungsmaßnahmen ein höheres Maß an Kenntnis über das Produkt erfordert, wodurch die Benutzerfreundlichkeit leiden kann.
  • Technische Qualität
    • “State of the art”: Rehatechnologische Hilfsmittel sollen unter möglichst allen technischen Umgebungen (Computersystemen, Betriebssystemen, …) ohne Probleme eingesetzt werden können.
    • Weiterentwicklung: Rehatechnologische Hilfsmittel sollen in regelmäßigen Zyklen auf diesen “State of the art” angepasst werden. Dazu zählen neben den Rückmeldungen aus der Entwicklung und Forschung vor allem die Erfahrungen aus der Praxis.
  • Design Qualität
    • In der Reha-Technologie hat das Design bisher einen zweitrangigen Platz eingenommen. Bietet man jedoch zwei funktional gleiche Produkte an, wird natürlich auch das schönere gewählt. Was sich bei hübsch farbig gestalteten Kinderrollstühlen schon seit langem durchgesetzt hat ist in der bereiten Menge der Produkte noch eine Herausforderung.
  • Verfügbarkeits Qualität
    • Erhältlichkeit: Rehatechnologische Hilfsmittel sollen innerhalb kurzer Lieferzeiten verfügbar sein. Diese Forderung schließt sogenannte Individuallösungen, sogenannte Bastlerlösungen aus. Diese Forderung impliziert eine professionell geführtes wirtschaftliches System. Lieferzeiten sollen  4 Wochen nicht überschreiten.
    • Service und Support: Wie bei allen anderen technischen Produkten ist die rasche Service und Support Leistung für die Nachhaltigkeit der Hilfestellung entscheidend. 40 Stunden Ansprechbarkeit der Servicezentrale und telefonische Hilfestellung sind ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Ebenso die professionelle Abwicklung der Serviceleistungen.

Zu guter Letzt: Qualität hat ihren Preis!
[1] Veröffentlichungsquelle: Feyerer, E. & Prammer, W. (Hrsg.): Qual-I-tät und Integration. Beiträge zum 8. PraktikerInnenforum. Schriften der Pädagogischen Akademie des Bundes in Oberösterreich, Band 16. Linz: Universitätsverlag Rudolf Trauner, 2004, ISBN 3-85487-570-3, 465 Seiten.