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Pilotprojekt des Landes zur Entlastung – Gehalt ab 1300 Euro

In Oberösterreich werden rund 70.000 Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung von ihren Angehörigen betreut. Aufgrund der Belastung zu Hause können viele pflegende Angehörige – vor allem Frauen – keiner Arbeit mit ausreichender sozialer Absicherung nachgehen.

Darum startet Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) ein Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger. Nach der Präsentation erster Pläne im April kam es gestern, Montag, zum einstimmigen Beschluss in der Landesregierung.

30 Angehörige, die Kinder mit Behinderung pflegen, werden angestellt – vom Verein zur Integration am Arbeitsmarkt (IA), der zur BRRZ-Gruppe gehört, wie das Büro Gerstorfer erklärte. Die ersten Verträge werden mit 1.September abgeschlossen, die weiteren in den Wochen darauf, sie sind vorerst auf ein Jahr befristet.

Infrage kommen Angehörige, die beeinträchtigte Kinder zwischen dem dritten Lebensjahr und dem zehnten Schuljahr sowie in den Pflegestufen fünf bis sieben betreuen. Das Gehalt orientiert sich an der Verwendungsgruppe 4 im Kollektivvertrag Sozialwirtschaft (1960 Euro). Die Angehörigen werden je nach Pflegestufe im Ausmaß von 25 bis 30 Wochenstunden angestellt – das Monatsgehalt beträgt also in der Regel zwischen rund 1300 und 1600 Euro brutto. Zur Hälfte wird dafür das Pflegegeld des Bundes herangezogen, die andere Hälfte bezahlt das Land. 857.000 Euro sind dafür veranschlagt.

Fachkräfte leiten die betreuenden Angehörigen an, die parallel zur Anstellung die Ausbildung zur Alltagsbegleitung absolvieren müssen.

Mehr als 50 Interessenten

Seit April haben sich 50 bis 60 Interessierte gemeldet, hieß es aus dem Büro Gerstorfer. Man gehe davon aus, dass nun weitere Anfragen kommen. Der Verein entscheide nach bestimmten Kriterien, wer zum Zug komme. Dabei gehe es etwa um die finanzielle Situation der Familie und inwiefern sich die Betreuung mit der Anstellung verbessern könne.

Man setze damit „einen weiteren wichtigen Meilenstein in Sachen Pflege“, sagte Gerstorfer. Langfristig solle das auch für den Bereich der Altenpflege kommen. Oberösterreich orientierte sich am Modell des Burgenlandes, wo seit Herbst 2019 pflegende Angehörige angestellt werden. Wien prüft Ähnliches.

Oberösterreichs VP hatte drei Adaptierungen verlangt, um das Modell mitzutragen – klare Aufnahmekriterien, die Klärung offener arbeitsrechtlicher Fragen in einem Gutachten und eine Evaluierung. Gerstorfer müsse die „noch ausständigen Startbedingungen für das Anstellungsmodell im Behindertenbereich klären“, so Sozialsprecher Wolfgang Hattmannsdorfer. Das sei alles schon in Umsetzung, so das Büro Gerstorfer. Bezüglich Anwendung des Modells in der Altenbetreuung ist die VP skeptisch.

Die FP befürworte grundsätzlich Maßnahmen zur besseren Unterstützung von pflegenden Angehörigen, so Klubobmann Herwig Mahr. Ein Projekt könne allerdings nur ein kleiner Mosaikstein sein. „Wir werden die Entwicklung mit Argusaugen mitverfolgen.“

Quelle: OÖNachrichten