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Das innovative Raumkonzept in der Grazer Smart City zeigt, wie Architektur und eine durchdachte Umgebung neue Räume für Menschen mit Behinderung öffnen: Für ein selbstbestimmtes und zeitgemäßes Arbeiten in flexiblen Teams.

Ein klares Leitsystem und Symbole führen durch den Tag

Wenn Harald Guth in der Früh seine Arbeitsstelle in der “Arbeit und Assistenz” der Smart City Graz betritt, orientiert er sich an der gelben Linie  an der Wand, die sein Foto trägt. Das farblich abgestimmte Leitsystem führt ihn in einen Arbeitsraum: großzügig, lichtdurchflutet, die Möblierung geradlinig und in Weiß gehalten. Harald Guth genießt das unaufgeregte Ambiente. Er lebt im Autismus-Spektrum und braucht eine Umgebung ohne Ablenkung, um sich auf die erste Aufgabe zu konzentrieren: den bebilderten Tagesplan mit Assistentin Elisabete Soares durchzugehen. Harald Guths Tagesplan zeigt heute einen Ausflug in einen Park, er will dazu Kolleg:innen einladen. 

In der Ausstattung setzen wir auf klare Linien und dezente Farben. Bunt wird es durch Piktogramme, die in neutraler Umgebung besser zur Geltung kommen.Claudia Höfer, Leitung Arbeit und Assistenz Graz

Raum für Interessen und Fähigkeiten geben

Der erste Weg führt Harald Guth in den Werkraum, wo das Büro-Team Arbeitsmaterial aus Papier herstellt. „Wir haben die alten Gruppenstrukturen mit fixen Raumzuteilungen aufgelöst“, erklärt Claudia Höfer, „Neu ist: Jeder Raum erfüllt Funktionen, die Teams benützen die Räume je nach Thema“. Die Teams entstehen nach Interessen und Fähigkeiten von Kund:innen und Mitarbeiter:innen. „In wöchentlichen Besprechungen stimmen wir uns ab, wer wo teilnimmt.

Ausdrucken, Falten und Verpacken stehen im Büroteam am Programm. Es gibt genug Platz für Schachteln – für Geräte und Werkzeuge, sortiert, mit Symbolen beschriftet und griffbereit in Regalen. Alles ist nach Gebrauch schnell weggeräumt. Kund:innen und Assistent:innen arbeiten an höhenverstellbaren
Tischen und auf unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten „Jeder Raum ist so ausgestattet: Flexibles Mobiliar, das unsere Aktivitäten mitmacht und sich an uns anpasst“, erklärt Höfer. Im Arbeitsraum nebenan ist ein Team mit der Planung eines Stammtischs beschäftigt, Laptops und iPads liegen auf den Tischen. Es herrscht arbeitssame Atmosphäre. In einem weiteren Raum rollt das Sport-Team einen Ball über den Boden, Kegel fallen um. Weil die Sonne scheint, beschließt die Gruppe, die Einheit im Garten ausklingen zu lassen, der von jedem Arbeitsraum aus barrierefrei zu erreichen ist.

Ein Miteinander mit ausreichend Platz für jeden Einzelnen

Einstweilen ist es Mittag. Die blaue Linie im Leitsystem führt in die Küche mit Oberflächen in grün-schwarz. Mehrteilige Schranksysteme sind über den ganzen Raum verteilt und es gibt zwei Spülen, um Gedränge zu vermeiden. Das Hausdienst- Team bereitet auf der höhenverstellbaren Arbeitsplatte Salat vor. Eine Kundin schiebt einen Rollwagen durch die breiten Gänge und versorgt die Teams in den Arbeitsräumen mit Besteck und Getränken. „Genug Platz zu haben, ist wichtig. Wir können einander ausweichen und verteilen uns mit 20 Kund:innen auf rund 500m².“

Der Nachmittag klingt für Harald Guth im Park aus. Eine Kollegin hat sich noch gefunden, die sich ein wenig vom Büro-Team erholen möchte, was sie nach einem erfüllten Vormittag für sich beschlossen hat.

Das ist es, was uns ausmacht: Wir gestalten Einrichtung und Angebot um die Kund:innen herum und nicht umgekehrt. Claudia Höfer, Leitung Arbeit und Assistenz Graz