Betroffene berichten von Diskriminierung während des Lockdowns
Menschen mit Beeinträchtigung und psychischen Erkrankungen setze die Coronakrise speziell zu, sagt Martin Wintereder von der Caritas: „Sie erleben sich zurzeit vielfach an die Anfänge der Inklusionsdebatte erinnert. In der Coronakrise werden sie als Risikogruppe gesehen und somit Personen in Seniorenheim gleichgestellt.“ Bei einer vom Inklusionsprojekt „Ganz gleich“ organisierten Gesprächsrunde am Donnerstag im Pfarrheim Grieskirchen schilderten Beeinträchtigte und psychisch kranke Menschen ihre Erfahrungen mit dem Lockdown.
Drei Wochen Spital-Quarantäne
Er habe sich wortwörtlich eingesperrt gefühlt, erzählt Gerald Laufenböck. Der 51-Jährige sitzt seit einem Mopedunfall mit 16 im Rollstuhl und lebt im Assista-Wohnheim Altenhof in Gaspoltshofen. Während des Lockdowns wurde er positiv auf Corona getestet: „Ich war drei Wochen im Krankenhaus in Quarantäne, obwohl ich keine Symptome hatte.“ Dass für Altenhof die gleichen Schutzmaßnahmen galten wie für Seniorenheime, kann Laufenböck nicht nachvollziehen. „Viele bei uns leben selbstbestimmt, das ging plötzlich nicht mehr.“ Die Bewohner durften das Heim-Gelände nicht verlassen. „Wenn doch einmal einer hinausgerollt ist, gab es Beschwerden.“ Die Anrufer hätten gesagt: „Sperrts endlich eure Leute ein!“, bestätigt Assista-Geschäftsleiterin Heidi Engelbrecht. Andere konnten dem Lockdown auch Positives abgewinnen: „Ich habe so viel Zeit wie selten mit meinem Bruder und seiner Familie verbracht, das war cool“, erinnert sich Lukas Strasser. Der 23 jährige Bürokaufmann ist seit seiner Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen. Einschränkungen hat aber auch er erfahren: Er habe, anders als seine Freunde, keine Einkäufe erledigen oder sich draußen treffen können, sagt der Grieskirchner, der bei seinen Eltern wohnt. Bei Videokonferenzen auf „Zoom“ seien aber dann doch wieder alle „ganz gleich“ gewesen. Einig waren sich am Ende alle Teilnehmer: „Die Politik“ müsse mehr hinschauen, besser zuhören und beeinträchtigte Menschen ernst nehmen. Denn, so eine Teilnehmerin: „Wir sind eine größere Gruppe, als man glaubt.“
Quelle: OÖNachrichten