Direkt zum Inhalt

Die bunten kleinen Kästchen an vielen Ampelmasten in 
Wien sind ein tolles "Spielzeug": Wenn man unten drauf drückt, ertönt
 jedes Mal ein Piepton. Aber nicht nur Kinder und Jugendliche 
lassen es gerne und oft piepsen, viele Erwachsene betätigen ebenfalls 
die Blindenakustik, weil sie glauben, dass es dadurch schneller grün 
wird. Sie lösen aber lediglich das akustische Freigabesignal aus: Ein
 schnelles Ticken ertönt, sobald die Ampel auf Grün schaltet. Das Signal meldet blinden und stark sehbeeinträchtigten Fußgängern deutlich 
hörbar, dass sie die Straße überqueren können. Sicherheit und
 Mobilität dieser Menschen sind vom Funktionieren der Technik 
abhängig.
Anlässlich des Tages der Sehbehinderten am 6. Juni appelliert die
 Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, die 
lebensnotwendige Blindenakustik an Ampeln nicht unnütz zu betätigen 
und bittet, uninformierte Passanten über deren Funktion aufzuklären.
"In Österreich leben etwa 318.000 visuell beeinträchtigte 
Menschen. Für sie sind Ampeln mit Blindenakustik die einzige 
Möglichkeit, stark befahrene Straßen ohne sehende Begleitperson
 sicher zu überqueren. Wenn zu viele Passanten die Tasten unnötig 
betätigen, nützen sich die mechanischen Funktionsteile sehr rasch ab.
 Defekte treten auf, die blinde und sehbeeinträchtigte Fußgänger in Gefahr
 bringen, sie sehen ja nicht, ob die Ampel rot oder grün anzeigt",
 erklärt Irene Vogel, Geschäftsführerin der Hilfsgemeinschaft der 
Blinden und Sehschwachen Österreichs.

Einfache Unterscheidung

Dabei ist eine Blindenakustik ganz leicht von einer
 Fußgänger-Bedarfsampel, die es auf Knopfdruck grün werden lässt, zu
 unterscheiden: Der Druckknopf für blinde Menschen befindet sich immer
 an der Unterseite des Kästchens in Form eines gut tastbaren, vibrierenden Pfeils, der die Gehrichtung anzeigt. Für 
nicht-sehbeeinträchtigte Passanten bedeutet dieser Pfeil: "Finger weg!"
Im Unterschied dazu hat eine Fußgänger-Bedarfsampel zum Auslösen 
der Grünphase den Druckknopf an der Vorderseite. Die Aufschrift 
"Bitte drücken" darf hier ruhig als Aufforderung betrachtet werden.
 Häufig verfügt das Kästchen auch über eine Anzeige, auf der gut sichtbar "Warten" zu lesen ist.

Ampel-Patenschaften

In Wien sind laut MA 33 derzeit 63 Prozent aller Ampeln, das sind
 798 Anlagen, mit einer Blindenakustik ausgestattet. Zur laufenden 
Überprüfung ihrer Funktion sucht die Hilfsgemeinschaft ehrenamtliche
 Helfer, die eine "Ampel-Patenschaft" übernehmen möchten. "Sehende Personen und solche mit gutem Sehrest sind eingeladen, in ihrem 
Wohnbezirk regelmäßig, z.B. einmal pro Monat, Akustikampeln zu 
kontrollieren. Sie erhalten von unseren Verkehrsexperten eine
 Einschulung und gelbe Warnwesten mit der Aufschrift "Wir geben 
Sicherheit". Anhand von Kontrolllisten werden die Funktionstests dann
 durchgeführt. Wir freuen uns über engagierte Freiwillige, die uns ein
 wenig von ihrer Zeit schenken und uns dabei unterstützen möchten, den 
öffentlichen Raum für blinde und sehbeeinträchtigte Personen sicherer zu 
machen", erläutert Irene Vogel die Idee hinter den 
Ampel-Patenschaften.
Mehr Informationen zu den Ampel-Patenschaften gibt es
 unter hilfsgemeinschaft.at

(Text und Foto von Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs)