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Am 11. April 2014 wurde im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim das Buch „Es war nicht immer so. Leben mit Behinderung in der Steiermark zwischen Vernichtung und Selbstbestimmung 1938 bis heute“ präsentiert. Herausgegeben haben das Buch Heimo Halbrainer und Ursula Vennemann. Heimo Halbrainer ist Historiker und Wissenschaftlicher Leiter des Vereins für Geschichts- und Bildungsarbeit CLIO. Ursula Vennemann ist Präsidentin der Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg.

„Es war nicht immer so. Leben mit Behinderung in der Steiermark zwischen Vernichtung und Selbstbestimmung 1938 bis heute“

Der Sammelband befasst sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse. Darüber hinaus wird auch die Situation von Menschen mit Beeinträchtigung in der Steiermark von 1945 bis heute diskutiert. Durch seinen vielschichtigen Zugang von Wissenschaft und Praxisnähe stellt der Sammelband ein spannendes und informatives Buch dar.

Buchpräsentation

Durch den Abend führte Ing. Franz Weiß, der Präsident der Lebenshilfe OÖ. Das Ensemble Vario Brass sorgte für eine würdige musikalische Umrahmung der Veranstaltung.
Im Zuge der Präsentation wurde eine großzügige finanzielle Unterstützung des Vereins Schloss Hartheim durch die Familie Schulze bekanntgegeben. Marianne und Michael Schulze brachten den BesucherInnen der Buchpräsentation die Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters Adolf Böhm in sehr persönlichen Worten näher.

Adolf Böhm

Adolf Böhm war ein einflussreicher Wiener Fabrikant, ein sozial engagierter Kommunalpolitiker und zionistischer Schriftsteller.
Der Nationalsozialist und einer der Hauptorganisatoren des Holocaust Adolf Eichmann versuchte Adolf Böhm zur Bekanntgabe einflussreicher und vermögender Juden und Jüdinnen zu zwingen. Adolf Böhm erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in das Sanatorium Inzersdorf und später in die Pflegeanstalt „Am Steinhof“ gebracht. Von dort verlegte man ihn im März 1941 in die Euthanasieanstalt Hartheim, wo er ermordet wurde.
Eine detaillierte Biografie Adolf Böhms inklusive Fotos und Dokumenten finden Sie unter Lebensspuren von Adolf Böhm.

Symbolische Übergabe von „Die Zionistische Bewegung“ und finanzielle Unterstützung

Dymia Schulze, die Enkelin Adolf Böhms, und ihre Kinder Marianne und Michael Schulze, übergaben dem Verein Schloss Hartheim zudem symbolisch das Hauptwerk Adolf Böhms „Die Zionistische Bewegung“.
Die großzügige Unterstützung durch Familie Schulze setzt sich aus der Hinterlassenschaft Adolf Böhms sowie aus dem Preisgeld des Wundsam-Hartig-Preises zusammen. Der Wundsam-Hartig-Preis wurde Marianne Schulze als Vorsitzender des Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2012 verliehen.

Finanzielle Unterstützung für noch mehr Barrierefreiheit

Das Thema Barrierefreiheit ist dem Lern- und Gedenkort ein großes Anliegen.
Der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim ist für BesucherInnen vom Bahnhof „Alkoven Schule“ barrierefrei erreichbar. Seit der Eröffnung der Ausstellung und Gedenkstätte im Jahr 2003 ist der Lern- und Gedenkort barrierefrei zugänglich und bietet unter anderem einen Lift und barrierefreie Toilettenanlagen. Im vergangenen Jahr ist zudem die Zugänglichkeit des Friedhofs erleichtert worden.
In der Ausstellung "Wert des Lebens" selbst gibt es in einigen Räumen Videos mit Gebärdensprache. Ausgewählte Dokumente, Fotos sowie Informationstafeln sind mit Braille-Schrift überlegt. Dennoch ist auf dem Weg zur Barrierefreiheit noch viel zu tun.
Die nun übergebenen finanziellen Mittel sollen dafür verwendet werden, den Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim auch in kommunikativer Hinsicht barrierefreier zu machen.
Der nächste Schritt dafür soll eine barrierefreie Website des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim sein, auf dem es auch Texte in Leichter Sprache geben soll.
Längerfristig sollen Publikationen in Leichter Sprache erscheinen und auch Begleitungen in Leichter Sprache angeboten werden.
Ein erster vorbereitender Workshop zur Sensibilisierung und Information der MitarbeiterInnen fand am 17. Februar 2014 mit Dr. Uta George stat. Sie ist die deutsche Expertin, wenn es um Gedenkstätten und Leichte Sprache geht.
(von Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim)