Direkt zum Inhalt

Am 22.1. 2013 fand in den Linzer Redoutensälen die Abschlussfeier der Peer-Beratungs-Ausbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten statt. Dabei übergab LH-Stv. Josef Ackerl den AbsolventInnen der Ausbildung ihre Zertifikate und gratulierte.

Peer-Beratung als anerkannter Beruf einzigartig

Peer-Beratung ist die Beratung von Menschen mit Behinderung durch Menschen mit Behinderung. Die eigene Erfahrung der Peer-BeraterInnen mit einer Behinderung zu leben, wird dabei als eine Kompetenz genutzt.
2008 trat das Oö Chancengleichheitsgesetz in Kraft, wo erstmals Beratungs- und Informationsdienste von Peers in § 17 gesetzlich als ergänzende Leistung verankert wurden.
Die Peer-Beratungstätigkeit ist in OÖ im Oö. Sozialberufegesetz geregelt und setzt eine umfangreiche Ausbildung voraus. Die gesetzliche Anerkennung der Peerberatungsausbildung in OÖ ist einzigartig, nicht nur europaweit, sondern weltweit.
Inzwischen haben bereits drei Peerberatungsausbildungen in Oberösterreich stattgefunden die Dank des Zusammenwirkens zwischen der Abteilung Soziales des Land OÖ, FAB Organos als Ausbildungsträger in Zusammenarbeit mit dem Empowerment-Center der Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ zustande gekommen ist. Jede Ausbildung war für eine andere Gruppe von Menschen mit Behinderung. 2011 hat eine Gruppe von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung und eine Gruppe von Menschen mit körperlicher Behinderung die Ausbildung abgeschlossen. Die 11 TeilnehmerInnen der dritten Peerberatungsausbildung waren Menschen mit Lernschwierigkeiten. Das sind Menschen, die eine leicht verständliche Sprache brauchen.

Inhalte der Ausbildung

Die umfassende Ausbildung bestand insgesamt aus 400 Einheiten, wobei theoretische und praktische Inhalte in Form von Seminaren im Gesamtumfang von 240 Einheiten vermittelt wurden. Thematisch setzten sich die TeilnehmerInnen der Peer-Beratungsausbildung mit den  Grundlagen der menschlichen Kommunikation, Beratungsmethoden, den Besonderheiten der Peer-Beratung, politischer Bildung und behindertenspezifischen Gesetzen sowie Leistungsangeboten im oö. Sozialbereich auseinander.
Während der  Ausbildung haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mit ihrer eigenen Behinderung intensiv auseinander gesetzt und viel über Behinderungen anderer Menschen gelernt.
„Mit der Ausbildung von Peer-BeraterInnen wollen wir einen Beitrag leisten, der es Menschen leichter macht, sich in Beratung zu begeben, sich selbstbewusst Unterstützung zu holen und sich als kompetent in ihrer eigenen Situation zu erleben“, meint die Geschäftsfeldleitern von FAB Organos, Friederike Roithmeier-Ebner, MAS.
„Für Menschen, die einfache Sprache brauchen, ist der Zugang zu Bildung besonders schwer. Deshalb ist die Ermöglichung des Zugangs zu Bildung für diese Zielgruppe umso wertvoller“, erklärt Mag. Wolfgang Glaser vom Empowerment-Center der SLI OÖ.
Die Lehrgangsleitung der Ausbildung war mit dem erfahrenen Trainer Gottfried Kühbauer und MMag.a Kerstin Matausch ideal besetzt, was sich insgesamt positiv auf die Qualität dieser Ausbildung niedergeschlagen hat.
Als TrainerInnen wurde auch ExpertInnen mit Behinderung in der Ausbildung eingesetzt, wenn es um behindertenspezifische Inhalte ging. Für jene TeilnehmerInnen, die behinderungsbedingt Assistenz gebraucht haben, wurde von der Persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz der Miteinander GmbH ein Assistent zur Verfügung gestellt.

Vorbereitungen aufwändig

Die Vorbereitungen zu dieser Ausbildung waren sehr aufwändig, weil es notwendig war, die komplexen Inhalte der Ausbildung in einfache Sprache zu übersetzen, die für die TeilnehmerInnen verständlich war. Dies ist nicht zuletzt dank der Übersetzungsarbeit des KI-I sehr gelungen.
Der Aufwand hat sich allerdings mehr als gelohnt: Die TeilnehmerInnen und Teilnehmer haben durch diese Ausbildung nicht nur viel Wissen und Beratungskompetenz erworben. Die Peer-Beratungsausbildung hat auch zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbestimmung der TeilnehmerInnen beigetragen.
„Ich habe bei der Ausbildung  gelernt, besser zuzuhören und hilfreiche Fragen zu stellen. Jetzt will ich die Peerberatung zu meinem Beruf machen!“, erklärt einer der Absolventen der Ausbildung, Dominic Haberl.
„Ich habe durch die Ausbildung mehr Selbstvertrauen bekommen und viel über mich selbst gelernt“, meint die Absolventin Sabine Nemmer begeistert.
Finanziert wurde die Peer-Beratungs-Ausbildung und die Übersetzung der Inhalte zur Gänze vom Land OÖ.

Selbstvertretungsgruppe gegründet

Die Peer-Beratungsausbildung für  Menschen mit Lernschwierigkeiten hat schon jetzt eine konkrete nachhaltige Auswirkung: Einige AbsolventInnen der Ausbildung haben sich zusammengetan und eine Selbstvertretungsgruppe für Menschen mit Lernschwierigkeiten mit dem Namen „Wir für alle“ gegründet. Diese Selbstvertretungsgruppe hat sich der Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ angeschlossen.
(von EMC der SLI OÖ)