Menschen mit Beeinträchtigungen in Europa leben heute länger und in einer besseren gesundheitlichen Verfassung als je zuvor. Diese Entwicklung bringt neue Herausforderungen. Serviceanbieter im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie Familien und Politiker sind auf nationaler wie europäischer Ebene gefragt, sich damit auseinanderzusetzen. Der hochkarätig besetzte Kongress „Alt? Was nun? Unabhängiges Leben für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen” thematisiert die Zukunft des Wohnens für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Im Juni 2011 bringt die EASPD (European Association of Service Providers for Persons with Disabilities) in Kooperation mit der Caritas für Menschen mit Behinderungen in Linz InteressensvertreterInnen und ExpertInnenen aus allen Teilen Europas zusammen, um über unabhängiges Leben und individuelle Unterstützung im regulären Service(Pflege)system für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen zu diskutieren.
Der Kongress bietet neben Vorträgen, Diskussionen und Workshops die Möglichkeit, Einrichtungen zum Thema „Alter und Beeinträchtigung“ in Oberösterreich zu besichtigen, z.B. das Schloss Hartheim, wo im zweiten Weltkrieg mehr als 30.000 Menschen mit Beeinträchtigung von den Nationalsozialisten getötet wurden.
Hintergrund
Die Einführung (Verabschiedung) der UN-Konvention über die Rechte von Personen mit Beeinträchtigungen im Jahr 2006 förderte die Qualität des Lebens, die Wahl und die Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen in die Gesellschaft. Sie stellte einen großen Schritt nach vorne dar, um Diskussionen zu starten und ein Bewusstsein auf politischer Ebene zu schaffen. Die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von älteren Menschen mit Behinderungen müssen jedoch noch stärker in die politischen Diskussionen und in die Gesetzgebungen integriert werden.
In einem im Dezember 2010 veröffentlichten Bericht der Europäischen Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung wird deutlich hervorgehoben, dass Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen besonders von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind. Die schwierige finanzielle Situation vieler älterer Menschen mit Behinderungen führt wiederum dazu, dass diese häufig in Wohneinrichtungen leben und nicht die Möglichkeit haben, ihren Wohnort oder die Personen, mit denen sie zusammenleben möchten, selbst zu wählen. Artikel 19 der UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen garantiert jedoch „Unabhängiges Leben und Integration in die Gesellschaft“.
Bisherige Konferenzen
Bereits im Juni 2006 organisierte die EASPD eine Konferenz zum Thema Älterwerden und Behinderungen in Graz, Österreich, und brachte damit die speziellen Bedürfnisse von älteren Menschen mit Behinderungen auf die politische Agenda. Im März 2009, organisierte EASPD in Barcelona, Spanien, eine europäische Konferenz zum Thema Langzeitpflege von älteren Menschen mit Behinderungen.
Über EASPD
Die EASPD, Europäische Organisation der Dienstleistungsanbieter für Menschen mit Beeinträchtigungen, vertritt Unternehmen und Dachverbände, die Dienstleistungen für rund 35 Millionen Menschen mit Behinderungen europaweit anbieten. Die EASPD wirkt sowohl bei der Entwicklung der Sozialpolitik als auch bei Neuerungen und Verbesserungen im Bereich der sozialen Leistungen mit. Sie informiert soziale Dienstleister über aktuelle Themen auf EU-Ebene. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund der Umsetzung der Richtlinien der Vereinten Nationen betreffend die Gleichstellung und die Wahrung der Bürgerrechte von Menschen mit Behinderungen. Ziel ist die gesellschaftliche Eingliederung aller Menschen, unabhängig von deren Stärken und Schwächen.
Programm des Kongresses “Alt? Was nun? Unabhängiges Leben für ältere Menschen mit Beeinträchtigung“
Stattfinden wird der Kongress im Marriott Hotel Linz (Europaplatz 2, 4020 Linz).
Donnerstag, 30.06.2011
08:00h – 09:00h Registrierung
09:00h – 11:00h Offizielle Eröffnung der Konferenz
- Rudolf Hundstorfer, Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
- Landeshauptmann-Stv. Josef Ackerl
- Vize-Bürgermeister von Linz Dr. Erich Watzl
- Mathias Mühlberger, Direktor der Caritas in OÖ
- Franz Wolfmayr, Präsident der EASPD
- Johanten Geuzendam, Europäische Kommission
- Thorsten Afflerbach, Europarat
- Sylvana Rapti, Europäisches Parlaments und der Behinderten-Intergroup
11:30h-13:00h Die Bühne der Zukunft
Dr. Matthew Janicki, Altern und Beeinträchtigung, USA
John Evans, ENIL/Europäisches Netzwerk – unabhängiges Leben, England
Frage & Antwort-Runde
14:00h – 16:00h Workshops
- Technologien und unabhängiges Leben
Imgar Götzloff, Österreich
Barbara Hunt, England - Weiterbildung der Mitarbeiter
Georgi Georgiev, Bulgarien
Stefan Pimmingstorfer, Caritas für Menschen mit Behinderungen, Österreich - Gesundheit und unabhängiges Leben
Dr. Matthew Janiki, USA
Gerhart Hofer, Österreich - Ende vom Leben und Trauerarbeit
Céline Simonin, Frankreich - Frühes Altern
Kurt Asselman, Belgien
Maria Demmelbauer, Caritas für Menschen mit Behinderungen, Österreich - Soziale Netzwerke
Heikki Seppälä, Finnland
Wolfgang Plaute, Deutschland
Eine Plenarsitzung zum Thema „Herausforderungen und Möglichkeiten für generelle Unterstützungsangebote“ rundet den Informationsaustausch am ersten Tag ab.
19:00h – 23:00h Gala Dinner Schlossmuseum
Freitag, 01.07.2011
9:30h – 11:00h Plenarsitzung
Prof. Mary Mc Carron, Irland
Joris van Puyenbroeck, „Platz zum Altern für Menschen mit Behinderungen”, Belgien
CECODAS, Soziales Wohnen: „Unabhängiges Leben – Realität“?
11:00h-13:30h Workshops
- Aktives und kreatives Altern – Bessere Qualität im Leben von ältern Menschen mit Beeinträchtigungen fördern
Bernadette Grosyeux, Frankreich
Ulrich Pfeifer, Deutschland
Tourismus für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen - Lebenslanges Lernen für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen
Zoltan Mihok, Serbien
Britt-Evy Westergaard, Norwegen - Empowerment für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen
Wolfgang Glaser, Olga Mayrhofer, Österreich
Joris van Puyenbroeck, Belgien - Innovative stationäre Pflege
CECODAS, England
14:30h-15:30h Wissenschaftliche Seminare
- Altern und geistige Beeinträchtigung / Down Syndrom
Professor Germain Weber, Österreich - Altern und Authismus
Autism Europe - Altern und Sinnesbeeinträchtigung
HIPEN network - Altern und Muskelatrophie
Dick Cochius, Niederlande
15:45h-17:15h Abschlußsitzung
(Text und Fotos von Caritas in Oberösterreich)