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Jede und jeder fünfte Deutsche ist schwerhörig. Betroffene sind in ihrem Privat- und Arbeitsleben beeinträchtigt – etwa beim Telefonieren. ForscherInnen haben jetzt eine neue und digitale Lösung parat, die den Hörverlust zumindest teilweise kompensieren kann. Künftig soll das System in Geräte wie Telefonanlagen oder Handys integriert werden.
Etwa 13 Millionen Deutsche hören nicht gut. Und das ist nicht unbedingt eine Frage des Alters. Nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbunds sind rund 19 Prozent der über 14-Jährigen hörbeeinträchtigt. In der Gruppe der über 65-Jährigen ist schon jede bzw. jeder Zweite schwerhörig. Vor allem zwischen 40 und 50 Jahren nimmt das Hörvermögen ab. Viele Betroffene geben an, die Beeinträchtigung schränke ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz ein. Die meisten Schwierigkeiten entstünden bei der Kommunikation. Besonders problematisch sei das Telefonieren – etwa über das Internet (Voice over IP). Dabei wird das Telefonat über Computernetzwerke mittels des Internetprotokolls geführt. Oft erschweren Störgeräusche und akustische Echos das Gespräch. Für schwerhörige Menschen ist das besonders problematisch. Um Gesprächen folgen zu können, drehen sie den Ton lauter. Das bewirkt aber, dass ohnehin schon laute Signalanteile werden bei weiterer Verstärkung schnell unangenehm.
Um dieser Problematik entgegenzuarbeiten, wurde am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg eine digitale Lösung entwickelt. Im vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projekt »Sprachverbesserte Telefonie« arbeiten die Verantwortlichen an Algorithmen, die gewöhnlich in Hörgeräten verwendet werden und die den Hörverlust zumindest teilweise kompensieren können.
Der Trick: Alle Schwerhörigen hat ganz individuelle Frequenzen, die  Schwierigkeiten bereiten. »Angepasst an den einzelnen Benutzer werden leise Signale verstärkt, laute Signale bleiben jedoch unverändert, da sie sonst als unangenehm laut empfunden würden«, erklärt Dipl.-Ing. Stefan Goetze von der Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie am IDMT. Zusätzlich erkennt das System Hintergrundrauschen und reduziert diese weitgehend. Es bietet somit nicht nur hörbeeinträchtigten Menschen Vorteile. Das System kann für jeden Anruf so eingestellt werden, dass ein gleichmäßiges, gut verständliches Klangbild entsteht.
„Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass der Nutzer die Algorithmen selbst bedienerfreundlich anpassen kann. Besonders für Senioren sollten einfache Methoden zur Anpassung gefunden werden.“, erläutert Goetze. Da die Algorithmen sich in alle Audiogeräte integrieren lassen, sollen mit der Zeit mehr und mehr Geräte damit ausgestattet werden. „Erste Produkte könnten voraussichtlich in zwei Jahren erhältlich sein“, sagt Goetze. „Wenn unsere Technologie erst einmal in Consumergeräte eingebaut ist, sind Betroffene nicht mehr permanent auf ihr Hörgerät angewiesen.“
Auf der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin vom 3. bis 8. September dieses Jahres zeigen die Forscher das Videokonferenzsystem „HearingAssistance4Conferencing“, in das ihre Algorithmen installiert sind (Halle 8.1, Stand 4)
(Quellen: Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterPressemeldung „Digitale Helfer für Schwerhörige“, Fraunhofer.de; Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterFraunhofer bei IFA 2010)
(von KI-I)