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Im Rahmen des seit einigen Jahren bestehenden internationalen Easy-to-Read Netzwerks fand kürzlich ein Netzwerktreffen statt, an dem Personen aus Finnland, Holland, Norwegen, Österreich, Spanien, Schweden und sogar Japan teilnahmen. Die RepräsentantInnen der einzelnen Länder kommen aus dem Verlagswesen, Bibliotheken, „Übersetzungsbüros“ für leicht verständliche Sprache bzw. Leichte Sprache.

Bücher für alle Menschen

Norwegen, Schweden und Finnland sind anderen europäischen Ländern weit voraus. Dort ist das Thema „Leicht verständliche Sprache für alle Menschen“ weitgehend positioniert. Staatlich teilgeförderte Organisationen übernehmen diese Aufgabe, schließen sich mit Büchereien kurz, engagieren AutorInnen, verlegen Bücher, organisieren Lesekreise.

Bücher für Menschen, die wenig lesen wollen

Auch in Holland tut sich einiges. Hier existieren Verlage, die leicht verständliche Bücher auflegen. Diese richten sich an Menschen, die nur ein bisschen oder in kurzer Zeit ein ganzes Buch lesen wollen oder etwas Schwierigkeiten beim Lesen von Büchern haben. In Deutschland gibt es dazu ein Pendant: den Spaß am Lesen Verlag.

Bücher für Menschen mit größeren Verständnis- & Leseschwierigkeiten

In Holland, Finnland, Schweden und Norwegen sind besonders Menschen mit kleinen Leseschwierigkeiten angesprochen. Wie ist die Situation in Österreich?
Die österreichischen Institutionen wenden sich besonders an Menschen mit so genannter kognitiver Beeinträchtigung. Das Ziel in Österreich ist Information für diese Menschen zugänglich zu machen, zum Beispiel Gesetzestexte, Arbeitssicherheit, Rahmenrichtlinien für die Beschäftigung und Berufsbilder. Ein Ziel ist Menschen in Arbeit zu bringen und Menschen mit kleinen und größeren Leseschwierigkeiten beim Verständnis von arbeitsbezogenen und rechtlichen Informationen zu unterstützen.

Wie viele Menschen benötigen leicht verständliche Sprache?

Im Jahr 2000 veröffentlichte die OECD eine Studie zur vorhandenen Alphabetisierung, sprich zu den Lesefähigkeiten der Menschen in 20 Ländern (u.a. Deutschland, Polen, Dänemark, Portugal, Finnland). Befragt wurden knapp 70.000 Personen von 16 bis 65 Jahren. Ein Ausschnitt zeigt folgendes:

Deutschland

  • Keine Zahlen über die Gruppengröße derjenigen vorhanden, die keine Lesefähigkeit besitzen.
  • 9% haben größte Leseschwierigkeiten. Sie benötigen sehr einfach geschriebene Information.
  • 32,7% haben kleine Leseschwierigkeiten. Sie benötigen leicht verständlich geschriebene Texte
  • 39,1% davon sind arbeitslos, zum Teil weil ihnen das Verständnis für Sprache fehlt.

Norwegen

(Quelle: Leser Bok Sokers, Bezugnahme auf OECD Studie)

  • 2% können nicht lesen und waren nicht mal Teil der Studie
  • 8,6% haben größte Leseschwierigkeiten. Sie benötigen sehr einfach geschriebene Information.
  • 21% haben kleine Leseschwierigkeiten. Sie benötigen leicht verständlich geschriebene Texte

Sie könnten nun sagen, dass das zwar schlimm ist, aber man damit gut leben kann. Falls dem so ist, möchte ich Ihnen weitere Zahlen präsentieren:

  • 32,5% der Menschen in Norwegen, die größte Leseschwierigkeiten bzw. fehlende Lesefähigkeit besitzen sind beschäftigungslos.
  • 16% derjenigen mit kleinen Leseschwierigkeiten sind beschäftigungslos.
  • Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit in Norwegen liegt bei etwa 4%.

Easy-to-Read Network

Wie die OECD Daten zeigen, trifft Arbeitslosigkeit Menschen mit geringen Lesefähigkeiten besonders stark. Damit wirft die Studie die Frage auf, warum nicht schon lange und sehr viel intensiver als bisher an leicht verständlicher Information gearbeitet wird.
Damit sich diese Situation verbessert, gibt es das Europäische Netzwerk für Leichtes Lesen (Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterEasy-to-Read Network). Für Österreich sind das Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterKompetenznetzwerk KI-I, Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterCapito und das Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterInstitut Integriert Studieren an der Johannes Kepler Universität Linz aktiv im Netzwerk vertreten.

Sensibilisierung

Ein Ziel der gemeinsamen Arbeit ist das Thema „leicht verständliche Sprache“ in die Köpfe zu bringen. Es gilt möglichst viele Menschen aufmerksam zu machen, dass etwa ein Drittel aller Menschen in Europa leicht verständliche Texte in der Schule, in der Arbeit, in der Freizeit braucht. Es gilt möglichst vielen Menschen näher zu bringen, wie sie leicht verständlich schreiben können.
Wie in anderen Ländern wird auch in Österreich die Sensibilisierung und das öffentliche Wissen über den Bedarf von leicht verständlicher Sprache vorangetrieben – zum Beispiel durch Seminare der Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterAustrian Accessibility Academy oder das jährlich stattfindende Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterIKT-Forum.
Quelle: Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterOECD, Literacy in the Information Age – Final Report of the International Adult Literacy Survey, 2000)
(von KI-I)