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Eine halbe Million ÖsterreicherInnen, das sind rund ein Drittel der bei der AUVA versicherten Beschäftigten, arbeitet an einem Lärmarbeitsplatz: in Burgenland, Niederösterreich und Wien leben mehr als 200.000 Betroffene. Sie alle müssten einen Gehörschutz tragen, um sich vor den tückischen Folgen der Lärmschwerhörigkeit zu schützen. Dies ist leider nicht immer der Fall, wie die Besuche der Mitarbeiter des Unfallverhütungsdienstes und die Berufskrankheiten-Statistik zeigen.
Mit der Aktion “Angepasster Gehörschutz” will der Unfallverhütungsdienst der AUVA-Landesstelle Wien mit Vorurteilen bei Lärmarbeitern aufräumen und Firmen bei der Entscheidung zur Anschaffung unterstützen.
Ohne Schutz führt Arbeiten an einem Lärmarbeitsplatz unweigerlich zu Schädigungen des Gehörs: Der Hörverlust beginnt im Hochtonbereich. Er tritt in jenen Frequenzen auf, die für die Sprachverständlichkeit maßgeblich sind. Leider ist der Gehörverlust irreversibel. Zum Schlecht-Hören kommen parallel oft noch weitere Schädigungen wie beispielsweise des Zentralnervensystems (z.B. Schlafstörungen), aber auch psychische Probleme (z.B. Leistungs-, Konzentrationsschwächen) hinzu.

AUVA Aktion „Angepasster Gehörschutz“ gibt es seit neun Jahren

Die AUVA-Aktion “Angepasster Gehörschutz” läuft seit neun Jahren in Burgenland, Niederösterreich und Wien. Projektleiter Ing. Manfred Albich erklärt die Modalitäten: “Lärmschwerhörigkeit zählt neben Hauterkrankungen zu den häufigsten arbeitsbedingten Gesundheitsschädigungen. Wir bieten Betrieben mit Lärmarbeitsplätzen Modellprojekte an, um alle Lärmarbeiter mit einem adäquaten persönlichen Gehörschutz auszustatten. Unser Projekt soll der Geschäftsleitung als Entscheidungsgrundlage dienen. Die Hälfte der Kosten, die bei der Anpassung des Gehörschutzes der ausgewählten Projektteilnehmer entstehen, übernimmt die AUVA. Derzeit sind weitere Modellprojekte bei mehreren Betrieben geplant.”

Zwei Beispiele aus der Praxis

Aktion bei Forster Metallbau GmbH

Die aktuell abgeschlossene Aktion “Angepasster Gehörschutz” bei der Forster Metallbau GmbH. in Waidhofen an der Ybbs brachte eine hohe Akzeptanz und Tragequote: Bei einem Besuch des AUVA-Arbeitsmediziners kam das Thema “Persönlicher Lärmschutz” der MitarbeiterInnen zur Sprache. Kein Wunder, stellt Forster selbst auch Lärmschutzsysteme her.
AUVA-Projektleiter Ing. Manfred Albich präsentierte die Aktion der Geschäftsleitung und bekam grünes Licht. Die Aktion lief rund ein Jahr in Bereichen, in denen es Probleme mit dem Tragen von Gehörschutz gegeben hatte. Die AUVA übernahm die Hälfte der Kosten für den angepassten Gehörschutz der elf Teilnehmenden und führte Befragungen in vier Wellen in einem Intervall von ein bis zwei Monaten durch. Getestet wurden die Produkte von zwei Anbietern.
Die konkrete Lärmbelastung aller Teilnehmenden wurde gemessen, ein Abdruck des Gehörganges gemacht, die Passform eines Models überprüft und der Gehörschutz auf den jeweiligen Lärmpegel eingestellt. Wichtig ist, dass beim angepassten Gehörschutz der Kunststoffabdruck gut, ohne unangenehmen Druck sitzt, und Stimmen gut verständlich bleiben.
Die Auswertung der Fragebogen ergab, dass das Einsetzen des angepassten Gehörschutzes als leicht bis sehr leicht sowie der Tragekomfort als gut bis sehr gut empfunden wurden. In der Mehrzahl wird der Gehörschutz zwei bis sechs Stunden am Tag getragen. Während die meisten die Wahrnehmung von Warnsignalen als gut bis sehr gut einstuften, gab es bei der Sprachverständlichkeit vier Bewertungen “nicht gut”.
Das Ergebnis: Nach dem Auslaufen der Aktion kaufte die Forster GmbH 40 Sets von angepasstem Gehörschutz an. Die Tragequote erhöhte sich wesentlich.

Aktion bei Saint Gobain Isover Austria

Eine Aktion beim Baustoffhersteller Saint Gobain Isover Austria mit 20 TeilnehmerInnen in Stockerau im Jahr 2009 verlief ebenfalls erfolgreich. Hier wurden Einsetzen, Tragen und Spürbarkeit sogar überwiegend mit sehr gut eingestuft. Drei Mitarbeitende hatten Probleme Gesprochenes und Geräusche im Umfeld zu verstehen. Auch Saint Gobain Isover Austria hat für alle Mitarbeitenden angepassten Gehörschutz angekauft.

Kosten-Nutzen-Relation

Angepasster Gehörschutz kostet rund 100 Euro pro MitarbeiterIn und kann zirka fünf Jahre verwendet werden.
Zum Vergleich: Werden pro Arbeitstag zwei Paar Dehn-Schaumstöpsel zu je 15 Cent benötigt, ergibt das pro Jahr eine Summe von rund 60 Euro. Nach rund eineinhalb Jahren kommt ein angepasster Gehörschutz somit billiger.

Weitere Informationen zum „Angepassten Gehörschutz“

Die UnfallverhütungsexpertInnen der Landesstelle Wien stehen gerne für Beratung und Lärmmessungen in Unternehmen zur Verfügung.
Telefon: +43 (0)1 / 33 1 33 – 252

Im Internet sind folgende Merkblätter

  • M 019: Auszug aus den gesetzlichen Bestimmungen für Lärmbetriebe,
  • M 069: Grundlagen der Lärmbekämpfung,
  • M 700: Gehörschützer

unter Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.auva.at > Service > Publikationen zu finden:

Über die AUVA: Soziale Unfallversicherung für rund 4,5 Millionen Versicherte

Bei der AUVA sind rund 4,5 Mio. Personen gesetzlich gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert: 1,2 Mio. ArbeiterInnen, 1,6 Mio. Angestellte, rund 400.000 Selbständige sowie 1,3 Mio. SchülerInnen und Studierende.
Die AUVA finanziert ihre Aufgaben als soziale Unfallversicherung überwiegend aus Pflichtbeiträgen der Dienstgebenden. Diese zahlen 1,4 Prozent der monatlichen Bruttolohnsumme der DienstnehmerInnen (bis zur Höchstbeitragsgrundlage von 4.110 Euro) als Unfallversicherungsbeitrag ein.
Prävention ist die vorrangige Kernaufgabe der AUVA, weil sich damit das Schadensgeschehen ursächlich beeinflussen lässt. Prävention – also die Verhütung von Unfällen und die Vorbeugung von Berufskrankheiten – senkt die Kosten für die weiteren Kernbereiche Heilbehandlung, Rehabilitation und finanzielle Entschädigung von Unfallopfern  am wirksamsten. Die AUVA hat sich daher nie als “Verwalter” von Arbeitsunfällen betrachtet oder sich darauf beschränkt, “nur” die Haftung der Arbeitgeber im Falle von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten zu übernehmen. Die AUVA hat es immer als ihre vorrangige Aufgabe angesehen, aktiv und offensiv Arbeitsunfälle zu verhüten: etwa durch intensive Aufklärung über Gefahren am Arbeitsplatz, Information oder Motivation der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, durch Forschung oder durch vorbeugende Betreuung von besonders bedrohten Versicherten.

(von OTS)