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heise online berichtet, dass nachdem Vodafone Ende 2008 die auf Navigationslösungen für Handys spezialisierte schwedische Firma Wayfinder Systems übernommen hatte und diese nun wegen Konkurrenz durch kostenlose Angebote von Nokia und Google schließt, wenden sich blinde und sehbehinderte Menschen aus der ganzen Welt nun in einer Online-Petition an Vodafone. Darin geht es um Wayfinder Access, eine speziell auf die Bedürfnisse blinder Menschen angepasste Version des Wayfinder Navigators. Sie läuft auf Symbian-Handys von Nokia und lässt sich dank veränderter Benutzeroberfläche und spezieller Features gut mit sogenannter Screenreader-Software blind zur Orientierung und Navigation nutzen.

Wayfinder Access

Blinde FußgeherInnen können mit Hilfe von Wayfinder Access beispielsweise herausfinden, wo sie sich gerade befinden, welche Seitenstraße gekreuzt werden oder welche "Points of Interests" sich in der Nähe befinden. Im Auto können sich blinde und sehbehinderte BeifahrerInnen damit nützlich machen, indem sie ihren FahrerInnen hilfreiche Informationen zur Route oder nächsten Tankstelle ansagen.

Petition an Vodafone

In der Petition wird Vodafone unter anderem zur Abgabe einer öffentlichen Erklärung zu Wayfinder Access sowie zum weiteren Betrieb notwendiger Server aufgefordert. Über 1600 Unterzeichnende aus aller Welt haben sich inzwischen in die Petition eingetragen. Über den folgenden Link können Sie die  Kommentare von Unterzeichnenden lesen.
Zur Petition an Vodafone gelangen Sie hier: Online-Petition.

Weiteres Betreiben der Server unsicher

Vodafone hat inzwischen erklärt, die Server nur bis April 2011 zur Verfügung zu stellen. Unklar ist auch, ob Vodafone den KundInnen des bis zu 400 Euro teuren Wayfinder Access eine Entschädigung zahlen wird. Viele hatten eine Lifetime-Lizenz erworben.

Navigationsmöglichkeiten per Mobiltelefon

Blinde NavigationsexpertInnen nutzen neben Wayfinder Access oft auch noch das Open-Source-Tool Loadstone-GPS, das von blinden Programmierenden für blinde Symbian-NutzerInnen entwickelt und kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Nach dem Aus für Wayfinder Access ist Loadstone-GPS nun die einzig barrierefrei zu bedienende GPS-Software für Nokia-Geräte. Aufgrund der technischen Komplexität und fehlender Projekt-Ressourcen können viele Interessierte Loadstone-GPS momentan aber nicht oder nur unzureichend einsetzen.
Sponsoring oder eine professionelle Unterstützung des Projekts könnte diese Problematik lösen und so helfen, die Mobilität und damit auch die Lebensqualität der weltweit betroffenen Menschen zu verbessern. Blinde Menschen haben es bei der Wahl des mobilen Betriebssystems und des richtigen Handys wesentlich schwerer als ihre sehenden MitbürgerInnen, da sie von gut funktionierenden und bis zu 300 Euro teuren Screenreadern und der Blindbedienbarkeit des Mobil-Gerätes abhängig sind. Für viele war die Existenz von zwei GPS-Applikationen, zwei Screenreader-Anbietern und taktil gut bedienbaren Geräten ein entscheidendes Kaufkriterium für Symbian-Geräte. Zunehmendes Interesse erweckt das iPhone 3GS aufgrund des ins Betriebssystem integrierten Screenreaders VoiceOver.
Zahlreiche Apps erlauben hiermit auch Nicht-Sehenden, Informationen über ihre Umgebung zu erhalten. Zur Navigation mit gesprochener Routenführung wird momentan gerne die iPhone-App Mobile Navigator von Navigon eingesetzt, da hier die meisten Funktionen auch mit eingeschaltetem VoiceOver bedienbar sind. Es bleibt abzuwarten, ob dies auch für die bald von T-Mobile kostenlos für seine deutschen KundInnen angebotene Variante Navigon Select Telekom Edition gelten wird.

(Quelle: Per Busch, Blinde Menschen protestieren gegen Vodafone, Aritkel vom 23.3.2010 in heise online)

(von ÖBSV)