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Der folgende Artikel veröffentlicht eine Stellungnahme von Frau Marianne Hengl, Obfrau des Verein RollOn:

Bezüglich des erwähnten Artikels auf Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.bizeps.or.at/news.php?nr=11145&suchhigh=Jarolim möchte ich als Obfrau des Vereins RollOn sowie als Verantwortliche für die Kampagne “Wir sind kein Schadensfall” zu der von Herrn NR. Abg. Jarolim verfassten Meinung Stellung nehmen.
Grundsätzlich ist mir wichtig vorweg festzuhalten, dass mit der Kampagne “Wir sind kein Schadensfall” die Rechte der Frauen auf Selbstentscheidung unter keinen Umständen angegriffen werden. Letztendlich steht es außer Frage, dass jede Frau nach bestem Wissen und Gewissen ihre Entscheidung selbst treffen muss. Eine getroffene Entscheidung – wie auch immer – ist nicht angreifbar und stellt auch nicht den Inhalt der Kampagne “Wir sind kein Schadensfall” dar.

Worauf richtet sich die Kampagne "Wir sind kein Schadensfall"?

Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich hier die Intention des Vereins RollOn für den Start dieser Aktion darlegen:
Ausgehend von dem Urteil des OGH, in dem ein Kärntner Spitalserhalter aufgrund einer Fehldiagnose beim Organscreening des Embryos zu Übernahme des Unterhaltes für das behinderte Kind verurteilt wurde, drängt sich unweigerlich das Bild des “Menschen als Schadensfall” auf. Die eingeklagten Unterhaltsmehrkosten stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem behinderten Kind und können somit nicht als “sachgerecht” bezeichnet werden.
Aus ethischer und moralischer Sicht stellt dieses Urteil eine Diskriminierung eines Lebens mit Behinderung dar.

Mit unserer Kampagne möchte ich als selbst Betroffene ganz klar für ein Leben mit Behinderung einstehen

Ziel unserer Aktion ist es einerseits zu einem Um- und Nachdenken in unserer Gesellschaft beizutragen. Darüber hinaus sehe ich persönlich zwei weitere Ansatzpunkte zur Verbesserung der derzeitigen Situation:
Zum einen eine Änderung im Schadenersatzrecht und zum anderen die Schaffung klarer definierter Strukturen auf medizinischer Ebene. Pränataldiagnostik muss neben der medizinischen Diagnose die Möglichkeit psychologischer Beratung und Aufklärung über Förderangebote und finanzielle Unterstützung, im Falle einer Behinderung des Kindes, anbieten.
Tag für Tag treffen wir alle Entscheidungen. Manche davon bestimmen den weiteren Weg unseres Lebens maßgeblich. Einige treffen wir ganz alleine, für andere verlassen wir uns auf den Rat und das Wissen anderer. Wenn es um Entscheidungen geht, die ein anderes Leben betreffen, kann es meiner Meinung nach nicht genug Unterstützung geben, um die für sich selbst richtige zu wählen. Und gerade weil es um so etwas wichtiges wie das Leben geht, sind wir alle gemeinsam gefragt, hier die nötigen Strukturen und Sicherheiten dafür zu schaffen.
Denn ob Mann oder Frau, behindert oder nicht behindert, rot oder schwarz – das Leben betrifft uns alle!

(von Marianne Hengl)