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Der Verein Senia, die Interessenvertretung Sozialunternehmen (IVS) sowie die Abteilung Soziales des Landes OÖ luden am 9. und 10. April 2008 zum Kongress “Enthinderte Sexualität” nach Linz ein.

Mit rund 500 Teilnehmenden wurden alle Erwartungen übertroffen, der Festsaal im Landeskulturzentrum Ursulinenhof platzte aus allen Nähten. Namhafte ExpertInnen beleuchteten die Situation und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung im Bereich der Sexualität. Ein kleiner Auszug aus den Vorträgen:

Mit 5 Thesen zur “Verhinderung” von Sexualität von Menschen mit Behinderung sensibilisiert Dr.in Aiha Zemp, Psychotherapeutin und Publizistin, das Publikum. Nur zu einem geringen Teil verhindert die Behinderung an sich Sexualität – der Körper kompensiert, sucht sich Wege – Erziehung, schlechte institutionelle Rahmenbedingungen, moralisch/religiöse Dogmen, Bilder und Normen und schließlich eugenische Hintergründe machen es vielen Menschen mit Behinderung nicht möglich ihre Sexualität kennen zu lernen, zu leben, Partnerschaften einzugehen. Sexuelle Gewaltanwendung ist oft die einzige Form von Sexualität die vor allem Frauen mit Behinderung erleben.

Ungezwungen erzählt Nina de Vries, Sexualbegleiterin, von ihrer Arbeit. Sie bietet erotisch sinnliche Berührungen für Menschen mit Behinderung an. Ist sie Prostituierte oder Heilige? Ist es eine würdevolle, menschliche Art Menschen mit Behinderung Sexualität und Körpergefühl zu ermöglichen oder Abzocke? Vor allem Selbst-Betroffene melden sich bei der Diskussion zum Wort, die Anmerkung eines Teilnehmers es werde zu viel über Sexualität und zu wenig über Partnerschaft gesprochen, macht das Publikum nachdenklich.

Dipl. Psych. Lothar Sandfort stellt sein Institut in dem Sexualaufklärung von Menschen mit Behinderungen im Rahmen von Erotikworkshops praktiziert wird vor. Auch Sexualbegleitung wird angeboten, jedoch soll das Angebot die Selbsterfahrung der eigenen Sexualität darstellen. Der Behinderte soll seine Möglichkeiten und Grenzen erfahren.

Zum Abschluss des Tages gab es die Österreichpremiere des Films: “Die Heide ruft: Sexualbegleitung für Menschen mit Beeinträchtigungen”. Das Filmteam disgenderbility begleitet drei Menschen mit  Beeinträchtigung / Lernschwierigkeiten während eines Erotikworkshopwochenendes. Im Fokus des Dokumentarfilmes steht die Auseinandersetzung mit den tabuisierten Themen Sexualbegleitung und Sexualität von Menschen mit Behinderung. Sexualbegleitung wird als eine Möglichkeit vorgestellt, selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Frau Mag.a Hackl von der Sozialabteilung des Landes Oberösterreich versprach noch für dieses Jahr finanzielle Förderungen. Die Sozialabteilung sei auf der Suche nach Lösungen und möchte Leistungen, die an die Bedürfnisse angepasst sind anbieten.

Alles in allem ein sehr erfolgreiches Event, das aufhorchen ließ und Hoffnung auf Verbesserung in diesem Bereich gibt.

(von PF, Redaktion KI-I)