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Canberra/Wien APA – Auch wenn der Inhalt oft mehr als zweifelhaft ist, kann der Genetiker Markus Hengstschläger (Medizinische Universität Wien – MUW ) immer wieder erscheinenden Meldungen über erfolgreich geklonte Menschen durchaus positive Seiten abgewinnen. Damit werde das Problem in die Öffentlichkeit getragen und Diskussionen auf einer breiten Basis angeregt.
Ob es sinnvoll und wünschenswert sei, Menschen zu klonen, ist für Hengstschläger keine alleinige Frage der Wissenschaft. Ausgelöst wurde die aktuelle Diskussion durch eine Veröffentlichung des Mediziners Karl Illmensee im “Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie”, wonach er einer Frau eine erfolgreich geklonte Eizelle im so genannten “Vier-Zell-Stadium”  eingepflanzt habe. Zu einer Schwangerschaft sei es dabei aber nicht gekommen. “Dabei muss man wissen, dass es sich bei der Publikation um einen Übersichtsartikel handelt, die eigentlichen Versuche liegen bereits rund zwei Jahre zurück”, so Hengstschläger.
Klon-Versuche, die bei zahlreichen Säugetieren bereits geglückt sind, verfolgen zwei unterschiedliche Ziele. Beim therapeutischen Klonen wird ein geklonter Embryo erzeugt, um aus diesem möglicherweise heilende Stammzellen zu gewinnen. Dabei wird der Embryo zerstört. Das reproduktive Klonen ist dagegen darauf ausgerichtet, ein mit einem Zell-Spender genetisch identes Lebewesen zu erzeugen.

Forscher-Mehrheit gegen reproduktives Klonen

Während die Meinungen zum Thema therapeutisches Klonen unterschiedlich sind, wird reproduktives Klonen vom überwiegenden Teil der Wissenschafter abgelehnt. Das hat laut Hengstschläger nicht nur ethische, sondern auch rein biologische Gründe. “Wir wissen, dass für das Schaf Dolly, das erste geklonte Säugetier, 277 Klonversuche nötig waren”, erklärte Hengstschläger. Während die Prozedur bei einigen Arten recht gut funktioniert, erwies sich bisher gerade das Klonen von Primaten als sehr problematisch.
“Es ist nicht auszuschließen, dass irgendwann ein Mensch erfolgreich geklont wird. Aber wir können überhaupt nicht abschätzen, was dabei herauskommt, daher ist die Sache strikt abzulehnen”, betonte der Wissenschafter. Von Klon- Versuchen an Tieren wissen die Forscher, dass die geklonten Organismen teilweise krank sind, ungewöhnlich groß sind oder auch zu große einzelne Organe aufweisen. Das Hauptproblem dabei dürfte die so genannte Reprogrammierung des Erbgutes sein.
Anders sieht die Sache beim therapeutischen Klonen aus. Auch wenn er, Hengstschläger, die Sache persönlich ablehne, gebe es in der Kollegenschaft durchaus divergierende Meinungen.

Embryonale Stammzellen aus Affen

Einen großen Schritt in Richtung therapeutisches Klonen bei Menschen meldeten indes US-Forscher. Erstmals sei es gelungen, embryonale Stammzellen aus Affen-Embryos zu gewinnen, berichteten die Wissenschafter bei einer Konferenz  in der australischen Stadt Cairns. Embryonale Stammzellen sind besonders entwicklungsfähig und sollen Krankheiten wie Multiple Sklerose, Herzerkrankungen oder Bandscheibenschäden heilen können, indem sie beschädigte Zellen im Körper ersetzen.
Die Affen-Studie stammt von Shoukhrat Mitalipov vom Nationalen Primaten-Forschungszentrum Oregon. Durch einen veränderten Zellkern-Transfer (SCNT) sei es ihm gelungen, embryonale Stammzellen zu gewinnen, die sich zu Herzzellen und Neuronen weiterentwickelt hätten, berichtete Mitalipov. Er legte unter anderem DNS-Proben als Beleg seines Erfolgs vor.
Die Studie wurde mit Rhesus-Affen gemacht. Der Zellkern embryonaler Stammzellen wurde in Hautzellen eines zehnjährigen Männchens transferiert. Die Forscher gewannen den Angaben zufolge zwei kleine Mengen an geklonten Stammzellen. Die Forschungsarbeit ist noch nicht wissenschaftlich publiziert und muss im nächsten Schritt überprüft und bestätigt werden.
(von Öffnet einen externen Link in einem neuen Fenstervwww.zukunftwissen.apa.at)