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(von Dipl.-Päd. Christian Sevcik; Fotos: Doris Pust; Quelle: OTS)
Dass Integration nicht nur ein Schlagwort ist, davon konnte sich Wiens Stadtschulratspräsidentin Dr. Susanne Brandsteidl anlässlich ihres Besuchs des Informationszentrums für Fragen der Integrationspädagogik (IPZ), Apollogasse 1, 1070 Wien,  überzeugen. Das IPZ, eine Expositur des Pädagogischen Instituts des Bundes in Wien, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen bzw. mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg ins Berufsleben zu unterstützen. Seit Jahren bietet das IPZ daher Integrationslehrgänge für BerufsschullehrerInnen, Migrationspädagogik, Gewaltprävention, Lehreinstiegsbegleitungen und Lerncoachingprojekte an. Erst unlängst wurde das Pädagogische Institut in der Kategorie “Öffentlichkeitsnahe Unternehmen” für sein Bemühen um Menschen mit Behinderung mit dem JobOscar 2006 ausgezeichnet.
Am IPZ wird Integration gelebt. Das bestätigen auch drei Mitarbeiter des Zentrums, die es wissen müssen, da sie trotz oder auch gerade wegen ihrer Behinderungen ganz besonders geschätzt werden. Eine angenehme ruhige Atmosphäre und das Zutrauen, das seitens der Leitung des IPZ in sie gesetzt wird, ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen und weiterzuentwickeln. Herr Iliev beispielsweise merkt sich als Mathematikgenie der Abteilung beinahe jede Kontonummer und ist daher in der Buchhaltung des Berufspädagogischen Fördervereins unentbehrlich. Zudem betreut er gewissenhaft und mit großer Umsicht sämtliche E-learning Plattformen.
“Im Bereich der Integrationspädagogik müssen wir vor allem darauf schauen, was unsere SchülerInnen können und nicht nur auf ihre Defizite”, meint Mag. Heide Manhartsberger, die das Zentrum im Jahr 1996 gegründet hat.  Ihr Vorzeigeprojekt “Equal”, unterstützt von Univ. Prof. Dr. Max Friedrich, richtet sich an benachteiligte Jugendliche, Erziehungsberechtigte, LehrerInnen und Ausbildungsbetriebe und soll die Integration in die Berufsschule verbessern. Viele Jugendliche kennen ihre Ansprüche auf Förderung nach der Pflichtschule nicht. Das IPZ hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um jene Jugendliche zu kümmern, gleichzeitig in den Betrieben ein neues Bewusstsein zu schaffen, Jugendlichen mit Teilqualifizierungen eine Chance zu geben und die Kommunikation zwischen Schule und Betrieb zu verbessern.  Zusätzlich unterstützen vom IPZ speziell ausgebildete Coaches die LehrerInnenteams an den Berufsschulen.
Sozial und emotional benachteiligte Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, eine abgeschlossene Ausbildung zu erhalten, werden im Projekt “LeB! Lehr- und Einstiegsbegleitung” betreut. Im letzten Pflichtschuljahr werden die Neigungen und Fähigkeiten der SchülerInnen abgeklärt und Entwicklungsprofile erstellt, gefolgt von berufspraktischen Tagen  sowie einem Bewerbungstraining. Sollten die Jugendlichen keine Lehrstelle finden, können sie über “LeB” an andere Einrichtungen, die ihnen eine Berufsausbildung ermöglichen, vermittelt werden. “LeB” hilft den Jugendlichen bei Amtswegen, Gängen zum AMS, in Betrieb und Berufsschule sowie bei der Freizeitgestaltung.
Dipl.Päd. Christian Sevcik, seit September 2006 Leiter des IPZ, setzt sich neben der Integration behinderter Menschen auch für die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein. In Kooperation mit der evangelischen Akademie wurde der Film “Tragovi” (Spuren im Gedächtnis), in dem Kriegsveteranen den Krieg in Ex-Jugoslawien reflektieren, erstmals an der Berufsschule für Handel und Reisen in Wien gezeigt. Der Film hat Spuren hinterlassen, denn den Jugendlichen wurde erstmals bewusst, dass Migration erst durch Krieg (lebens-)notwendig wurde. “Heimat, fremde Heimat” hat über das Projekt berichtet.
Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl zeigte sich tief beeindruckt über die Fülle an Angeboten seitens des IPZ und fordert gleichzeitig eine noch stärkere Vernetzung zwischen Pflicht- und Berufsschule, um die Jugendlichen auf ihrem Weg ins (Arbeits-)Leben bestmöglich zu unterstützen.
Sie sei überzeugt, dass die Arbeit des Instituts auch in der Pädagogischen Hochschule von großer Bedeutung sein werde.