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Rund um die Geburt

Wenn sich ein Kind ankündigt, sehen Familie und Freundeskreis der Geburt freudig entgegen. Die Hoffnung auf ein gesundes Kind steht bei allen im Vordergrund. Wenn sich während der Schwangerschaft oder nach der Geburt herausstellt, dass das Kind eine chronische Erkrankung oder eine Beeinträchtigung hat, dann gerät die bisherige Planung aus den Fugen. Plötzlich stehen die Eltern vor einer Situation, mit der sie nicht gerechnet haben. Sie müssen in sehr kurzer Zeit verstehen und „verarbeiten“ lernen, was die Beeinträchtigung für das Kind und für sie bedeutet. Die
Planungen der Monate vorher sind nicht mehr gültig. Weil Männer und Frauen normalerweise mit den auftretenden Gefühlen wie Wut, Enttäuschung, Trauer und Hoffnung unterschiedlich umgehen, kann es auch zu Problemen in der Partnerschaft kommen. Schwierige Situationen können aber auch das Familienband bzw. den Zusammenhalt innerhalb der Familie stärken.

Viele Fragen tun sich auf, wenn werdende Eltern um die Gesundheit ihres Kindes besorgt sind:
Soll eine Pränataldiagnose in Anspruch genommen werden? (Eine Pränataldiagnose ist eine Untersuchung des Kindes vor der Geburt, noch im Mutterleib.) Was bedeutet die Pränataldiagnose für uns als Eltern? Wie genau ist diese Untersuchung? Was kann das Ergebnis für uns Eltern bedeuten? Was tun wir, wenn der Befund auf eine Krankheit oder eine Beeinträchtigung unseres Kindes hinweist? Wie würde ein krankes Kind oder ein Kind mit Beeinträchtigungen unser Leben, unsere Familie oder unsere Arbeit verändern?
Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob eine Pränataldiagnose gemacht werden soll. Wenn das Ergebnis der Diagnose lautet, dass das Kind beeinträchtigt ist, müssen die Eltern entscheiden, wie es weitergehen soll. Diese Entscheidung fällt den Eltern oft nicht leicht. Viele Menschen denken dabei nicht daran, dass eine Beeinträchtigung nur ein Aspekt des menschlichen Lebens ist. Eine Beeinträchtigung ist eine Veränderung im Netzwerk „Körper“. Das kann eine Chromosomenveränderung oder eine andere Abweichung sein. Sie ist eine von vielen Lebensbedingungen. Wie sich das Kind entwickelt, ist aber von vielen Faktoren abhängig.
Ein liebevolles Umfeld zum Beispiel bewirkt sicherlich eine positive Entwicklung des Kindes. Es ist auch klar, dass das Leben mit einem Kind mit Beeinträchtigungen Probleme und schmerzliche Erfahrungen bringen kann. So manche Eltern trauen sich nicht zu, ein Kind mit Beeinträchtigungen zu betreuen. Vielleicht hilft Ihnen das Gespräch mit anderen Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren. Diese Eltern haben oder hatten nämlich ähnliche Fragen und Zweifel und können ihre Erfahrungen weitergeben. Zu Ihrer Unterstützung können
Sie sich auch an verschiedene Institutionen wenden, die kostenlose Beratung anbieten.

Eine Mutter erzählt: „ …morgens um 7 war die Welt noch in Ordnung … jedoch schon 5 Minuten später sollte sich mein Leben und das meiner Familie grundlegend ändern…”
Ein Kind zu bekommen ist ein gewaltiger Einschnitt im Leben. Die Hoffnung, dass alles gut geht und das Kind gesund ist, erfüllt sich nicht für alle Eltern. Die Mitteilung der Ärztin / des Arztes, dass ihr Kind eine Beeinträchtigung hat, ist für manche Eltern ein Schock. Diese Mitteilung stürzt die Familie oft in eine Krisensituation. In der Familie wird es lange Zeit verschiedene Gefühle geben, die einander abwechseln:
Bestürzung, Verwirrung, Verleugnung der Beeinträchtigung, Trauer, Wut, Enttäuschung, Zuweisung von Schuld, Angst und Selbstvorwürfe wechseln ab mit Hoffnung, Liebe und Freude.

Kostenlose Hilfe bekommen Sie dabei bei verschiedenen Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen.
Die Mutter eines mehrfach beeinträchtigten Kindes erzählt:
„Nach dem anfänglichen Chaos in der neuen, besonderen Situation haben wir den Kampf optimistisch aufgenommen. Naiv und vollkommen unwissend, was alles auf mich und meine Familie zukommen würde … Die Einsicht, die Kraft und der Mut meinerseits, einzugestehen, ein Kind mit Beeinträchtigung zu haben, kam erst langsam. Ein ‘normales Leben’ wird es nie werden – aber inzwischen hat sich auch meine Einstellung zum ‘normalen’ Leben total verändert. Von Tag zu Tag tauchen mehr unbekannte Schwierigkeiten und neue Probleme auf – Familie, Freunde, Kindergarten, Schule, Umwelt – alles lernt man in einem anderen Licht zu sehen.”