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“Einsamkeit gab es schon vor der Pandemie. Umso wichtiger sind niederschwellige soziale Einrichtungen wie zB Nachbarschaftszentren. In allen Ecken der Stadt – aber auch Kompetenzen im digitalen Bereich.“ 

Anita Bauer, Geschäftsführerin Fonds Soziales Wien (FSW)

Die gesellschaftspolitische Debatte rund um das Thema Einsamkeit nimmt auch in Österreich Fahrt auf und das Bewusstsein für diese soziale Herausforderung wächst stetig.
In einer Diskussion im Nachbarschaftszentrum des Wiener Hilfswerks im 22. Wiener Gemeindebezirk wurden die Potenziale und Risiken der Digitalisierung für Betroffene diskutiert und neue Lösungsansätze im Zeitalter der Digitalisierung dargestellt. Anhand eigener Erfahrungen wurde gemeinsam mit den Experten/innen aus dem sozialen Sektor den Fragen auf den Grund gegangen, wie Menschen erfolgreich zueinander gebracht, aus sozialer Isolation herausbegleitet und Einsamkeit überwunden werden kann.

Es diskutierten Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien und Mit-Initiatorin der Plattform gegen Einsamkeit in Österreich, Sozialarbeiterin Monika Haider aus dem Club 21, einer Freizeiteinrichtung des Wiener Hilfswerks für Menschen mit und ohne Behinderung, und Gitti Eigner, als Besucherin des Club 21 aus der Betroffenenperspektive.

Der zweite Teil der Diskussionsreihe zum Thema „Phänomen Einsamkeit“ der Social City Wien und der Wiener Zeitung wurde via Live-Stream aus dem Nachbarschaftszentrum des Wiener Hilfswerks übertragen, um möglichst vielen Interessierten Zugang zu ermöglichen.

Plattform und Kampagne #LauteStimmenGegenEinsamkeit

Viele Menschen sind bereit, etwas gegen Einsamkeit zu tun, und vernetzen sich, um aktiv zu werden. Gemeinsam mit (ehemals) Betroffenen, Experten/innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich sowie zahlreichen Kooperationspartnern/innen thematisiert die Social City Wien Einsamkeit und soziale Isolation schon seit mehreren Jahren. Professionisten/innen, die mit Betroffenen oder in der Prävention tätig sind finden dadurch mehr Gehör im öffentlichen Diskurs. Ihre Erfahrungen mit den Risiken der Einsamkeit, aber auch ihr Wissen, was dagegen unternommen werden kann, werden so in der Bevölkerung bekannter – denn Einsamkeit geht uns alle an!

„Wir wissen, dass fortgeschrittene Einsamkeit zu Isolation führen kann. In unseren Einrichtungen ermöglichen wir Menschen, soziale Beziehungen zu knüpfen – niederschwellig und ohne Erfolgsdruck. Nun auch auf digitale Weise.“ 

Monika Haider, Leiterin Club 21

„Ich konnte mich in den Lockdowns virtuell mit anderen Menschen treffen und austauschen, dass ich mich in der digitalen Welt auskenne, hat mir dabei sehr geholfen.“ 

Gitti Eigner, Besucherin Club 21

Die steigende Dynamik des Themas Einsamkeit wird besonders sichtbar in der niederschwelligen sozialen Arbeit in den Hilfswerk Nachbarschaftszentren und im Club 21. Abhängig vom jeweiligen Infektionsgeschehen werden situationsabhängig neue Angebote gesetzt und Bestehendes adaptiert.

Mit innovativen Neuerungen im Regelbetrieb und mittels Projekten adressieren die Nachbarschaftszentren aktuelle Herausforderungen wie die Kontaktarmut durch die Corona-Pandemie und die zunehmende Vereinsamung mancher Bevölkerungsgruppen. Aktuelle Entwicklungen der letzten Monate sind beispielsweise das Projekt BEI DIR & BEI MIR – Digitale Nachbarschaftsbesuche, das Walk & Talk Angebot (Informations- und Unterstützungsgespräche mit Beratern/innen beim Spazieren), die Plauderkaffees am Telefon (mittels Telefonkonferenz mit bis zu 5 Personen), das „Gemeinsame-Bewegung übers Telefon“ Angebot bis hin zu den mehr als 120 unterschiedlichen Online Angeboten.

Im Club 21 sind es Angebote gegen Einsamkeit wie das „Besucher/innen-Kontakt-Telefon“ oder der „Virtuelle Club 21“, bei dem gemeinsam mit den Besucher/innen kostenlose Freizeitangebote- und Gruppen gestaltet werden (Gedächtnistrainings, Online Feiern, Gesprächsrunden zu aktuellen Themen wie der eigenen Befindlichkeit, Austausch in der Peer-Gruppe generell).

Das gesamte Video der Podiumsdiskussion finden Sie online unter:
https://www.wienerzeitung.at/einsamkeit

Fonds Soziales Wien
Der FSW unterstützt Menschen mit Behinderung bei einem möglichst selbstbestimmten Leben: Er fördert unter anderem Unterstützung im Alltag, Mobilitäts- und Freizeitangebote, verschiedene Wohnformen, Bildung und Arbeit. www.fsw.at

Social City Wien
Als unabhängige Plattform für gesellschaftliche Innovation bringt die Social City Wien unterschiedliche Akteur/innen in Wien zu bestimmten sozialen Themen zusammen, um Wien als soziale Stadt weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit ihrem vielfältigen Netzwerk startete die Social City Wien die Kampagne #LauteStimmenGegenEinsamkeit und die Initiative für eine Plattform gegen Einsamkeit in Österreich. www.socialcity.at

Wiener Hilfswerk
Das Wiener Hilfswerk ist eine gemeinnützige, soziale Organisation, die im Bereich der mobilen Sozialdienste (Heimhilfen, Hauskrankenpflege etc.), in der Kinderbetreuung sowie in der Wohnungslosen- und Flüchtlingshilfe und in ihren Einrichtungen (Tageszentren für Seniorinnen und Senioren, Nachbarschaftszentren, Seniorenwohngemeinschaften, Sozialmärkte, Freizeiteinrichtungen für Menschen mit und ohne Behinderung) mehr als 2.000 haupt- und ehrenamtliche sowie freiwillige Mitarbeiter/innen beschäftigt. Weitere Informationen: www.wiener.hilfswerk.at