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Eine Pflegeausbildung mit Matura als „ganz wichtigen“ Lückenschluss hat Sozialminister Rudi Anschober (Grüne) gestern als Ergebnis des zweiten Ministerrats der neuen Regierung angekündigt. Der neue Schultyp soll ein Schritt sein, um dem Mangel an Pflegekräften entgegenzutreten. Ohne Gegensteuern würden laut Studie bis 2030 bundesweit rund 75.000 Personen fehlen.

Die neuen Höheren Lehranstalten (HLA) für Sozialbetreuung und Pflege sollen bereits heuer im Herbst als Schulversuch starten. Am Mittwoch seien „die Ausschreibungen für die verschiedenen Standorte hinausgegangen“, sagte Anschober. Es sei nun an den Bildungsdirektionen in den Ländern, die Bewerbungen einzusammeln und die Standorte auf ihre Eignung zu prüfen. Schon jetzt gebe es fünf Interessenten, hieß es aus dem Büro von Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) auf Anfrage der OÖ-Nachrichten. Aus Oberösterreich habe sich noch keine Schule gemeldet. Die neue berufsbildende höhere Schule (BHS) soll klassenweise eingerichtet werden. Man rechnet zum Start mit mindestens 150 Schülern. Mach dem ersten Jahr werde man „evaluieren und dann in die Breite gehen“, sagte Anschober. Das Angebot startet mit der neunten Schulstufe, führt in fünf Jahren zur Matura und soll danach den direkten Berufseinstieg bzw. ein Hochschulstudium ermöglichen. Ausgebildet wird für die Kombination Alten-, Familien oder Behindertenarbeit verbunden mit Pflegeassistenz. Die HLA ergänzt die derzeitige Ausbildung an Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, an Schulen für Sozialberufe (beide ab 17 und ohne Matura) sowie an Fachhochschulen für Pflegeberufe (nach der Matura).

Als nächste Schritte kündigt Anschober ein „Paket für die Unterstützung von pflegenden Angehörigen“ und die Qualitätssicherung bei der 24-Stunden-Betreuung an. Die „Taskforce Pflege“ samt Zielsteuerungsgruppe von Bund, Ländern und Gemeinden soll sich allen weiteren „enormen Herausforderungen“ widmen, etwa der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege.

Die Caritas sah mit dem Schulversuch den Weg zur Umsetzung ihrer HLA für Sozialbetreuung und Pflege in Gaming (NÖ) frei. Lob für das Projekt kam auch von Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl („ein richtiger erster Schritt“), der Beamtengewerkschaft und von SP-Sozialsprecher Josef Muchitsch, dem 150 Plätze aber „zu wenig“ sind. Für seine FP-Amtskollegin Dagmar Belakowitsch ist es der falsche Weg, die Pflegeausbildung weiter zu „akademisieren“.