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Sie nennt sich „New Teacher Challenge“ und dabei geht es darum, dem eigenen Kind ein Video vorzuspielen und dazuzusagen, dass es sich dabei um ihren neuen Lehrer oder ihre neue Lehrerin handelt. Zu sehen ist dann ein Foto eines Menschen mit Behinderung. Gefilmt werden soll die Reaktion des Kindes.

Im Gegensatz zu so manch anderer Challenge, wie der #poopchallenge, wo Kinder mit vermeintlichen Exkrementen beschmiert werden, die in Wahrheit Schokolade und Erdnussbutter sind, ist diese Challenge nicht nur geschmacklos, sondern zutiefst diskriminierend und sollte auf gar keinen Fall weiterverbreitet werden.

Äußerliche Merkmale im Gesicht

Die Challenge war ursprünglich auch harmlos, wie “jetzt” berichtet. Denn es sollte nur darum gehen, dem Kind eine Person mit „witzigem Gesichtsausdruck“ zu zeigen. Doch während der viralen Verbreitung wurde daraus rasch etwas Anderes. Immer öfters kam es vor, dass dafür Fotos benutzt worden sind von Personen, die im Gesicht äußerliche Merkmale aufweisen, die auf eine Behinderung hindeuten. Die Kinder reagierten meistens ängstlich oder geschockt.

Eine, deren Gesicht für diese Umwandlung der New Teacher Challenge verwendet wurde, ist Melissa Blake. Sie war von Freunden auf Twitter darüber informiert worden, dass ihr Gesicht verwendet wurde. Die Journalistin ist mit dem Freeman-Sheldon-Syndrom auf die Welt gekommen, das ist eine seltene Muskel- und Knochenmutation, die ihr Gesicht verzerrt.

TikTok löscht Beiträge nicht

Sie äußerte sich in einem Blogeintrag ausführlich zu dem Thema. Sie sei verletzt und jedes Foto und jeder Witz über ihr Aussehen seien eine Verletzung ihrer Würde und ihres Wertes als Mensch. „Eltern, die das okay finden oder schlimmer, sogar lustig, sollten es besser wissen. Es gibt keine Entschuldigung für dieses Verhalten. Sie sollten ihren Kindern beibringen, wie verletzend ihre Scherze sind, nicht im Hintergrund lachen, wenn ihr Kind beim Anblick eines Menschen mit Beihinderung komisch dreinschaut und Angst kriegt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen, die anders aussehen, als hässlich gelten. Das bekommen Kinder schon in sehr jungen Jahren mit“, schreibt Blake.

Blake kritisierte aber auch die Plattform TikTok scharf, weil sie nichts gegen die New Teacher Challenge unternimmt und dem viralen Trend daher eine Plattform bietet. Selbst wenn man als Betroffene meldet, dass das eigene Foto verwendet würde, reagiere die Plattform nicht, oder schreibe zurück, dass das Video die Benutzerrechte nicht verletzen würde.

“Wir haben Gefühle”

Auch betroffen ist Lizzie Velasquez, Speakerin und Aktivistin. Sie hat selbst auf ihrem Instagram-Kanal ein Video publiziert, in dem sie die New Teachers Challenge anprangert: „Die Personen, die ihr in euren Fotos und Videos zeigt, sind Menschen. Wir haben Gefühle und wir arbeiten jeden Tag an unserem Selbstbewusstsein!“ Statt Angst und Verunsicherung solle man den Kindern beibringen, dass man auch Menschen mit Behinderung freundlich und mit Akzeptanz begegnen solle, so die Aktivistin.

Falls euch derartige Videos zur New Teachers Challenge auf TikTok – oder anderen Plattformen – auffallen, könnt ihr diese einfach melden, um die Betroffenen zu unterstützen. Je mehr Menschen darauf negativ reagieren, desto größer ist die Chance, dass die Plattform doch noch reagiert.

Quelle: futurezone.at