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Deutschland: (Stuttgart) Die sachkundigen Mitglieder des Beirats für Menschen mit Behinderung der Stadt Stuttgart haben einen Offenen Brief zur Situation von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen während der Corona-Pandemie verfasst. Darin werben sie für mehr Rücksichtnahme und Solidarität mit Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen.

In Stuttgart leben rund 45.000 Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung. Viele von ihnen und ihren Angehörigen sind von den Auswirkungen auf den Alltag besonders stark betroffen. Einige von ihnen gehören zur besonders gefährdeten Gruppe, andere werden durch Barrieren im Alltag noch deutlicher eingeschränkt als zuvor.

Mit diesem offenen Brief wollen die Verfasser die Stadtgesellschaft, Mitmenschen und Verantwortungstragende für diese Schwierigkeiten von Menschen mit Behinderungen sensibilisieren.

So weisen sie darauf hin, dass blinde und sehbehinderte Menschen Abstandsmarkierungen oder Plexiglasabtrennungen nur wahrnehmen können, wenn diese taktil und kontrastreich gestaltet sind. In Zeiten des Abstandhaltens sind diese Personen somit noch mehr als sonst darauf angewiesen, freundliche Hinweise zu erhalten. Oft können sie nicht erkennen, dass es eine Warteschlange gibt und wohin diese eigentlich führt. Es hilft ihnen, wenn sie einen Tipp erhalten, wo das Ende der Schlange ist und wann sie vorrücken können.

Schwerhörige und gehörlose Menschen sind in der Kommunikation mit Personen, die keine Gebärdensprache beherrschen, häufig auf das Lippenablesen oder die Mimik angewiesen. Der Mund-Nasen-Schutz (MNS) bremst die Schallübertragung. Bei zusätzlichem Abstandhalten kommt von der gesprochenen Sprache oft nicht mehr viel beim Schwerhörigen an.

Barrierefreie Informations- und Wissensvermittlung ist gerade in unbekannten, krisenhaften Situationen von Bedeutung. Deshalb wünschen sich die sachkundigen Beirates von Menschen mit Behinderungen mehr Informationen in Gebärdensprache oder mit Untertitel sowie die Erreichbarkeit über Gebärdentelefone.

Mobilitätseingeschränkten Menschen kommen gerade digitale Angebote entgegen. Diese sollten barrierefrei weiterentwickelt, ausgebaut und gefördert werden.

Personen mit psychischer Erkrankung leiden noch mehr als Gesunde unter dem Zurückfahren sozialer Kontakte. Sie brauchen sichere Kontakte und Behandlungsmöglichkeiten, um gut im Alltag zurechtzukommen.

Als Fazit und Konsequenzen wird in diesem offenen Brief formuliert: Die Belange von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen müssen künftig im Miteinander und bei der Fortschreibung von Verordnungen und Konzepten mehr Beachtung finden. Sie müssen durch die Interessensvertretung eingebracht und mitgedacht werden.

Quelle: kobinet-nachrichten.org