Melanie Knödl hat sich lange auf diesen Tag vorbereitet: In wenigen Tagen schafft sie den Sprung ins echte Berufsleben. Es ist für sie ein wichtiger Schritt zu einem selbstbestimmten Leben.
„Ich kann es kaum erwarten und freue mich schon, wenn es endlich losgeht“, erklärt die junge Tirolerin bereits etwas aufgeregt. In wenigen Tagen startet die 18-Jährige in der Küche eines Hotels in Kitzbühel Hopfgarten als reguläre Mitarbeiterin.
Dort zu arbeiten, wo andere arbeiten, ein wertvoller Teil eines Teams zu sein, ein eigenes Leben führen, und das ganz eigenverantwortlich und selbstständig: Das ist der Wunsch vieler Menschen mit Behinderungen. Die Diakonie setzt mit ihren Angeboten im Bereich „integrative Beschäftigung Berufsvorbereitung“ genau hier an und vermittelt Menschen mit Behinderungen in reguläre Arbeitsumgebungen. Trotzdem bleibt dieser Wunsch für viele unerfüllt, denn: Die Mischung aus erworbenen fachlichen und sozialen Fähigkeiten muss passen, um den nächsten Schritt Richtung Arbeitsmarkt gehen zu können.
Dieses Rundum-Paket bringt Melanie Knödl mit: sie hat Erfahrung im Bereich der Gastronomie und hat in den vergangenen zwei Jahren im Café KOWALSKI in Kitzbühel, einer integrativen Arbeitsstätte, viel gelernt. So konnte Melanie sowohl ihre Ausbildner:innen, als auch ihre künftigen Vorgesetzten von ihrem Können überzeugen. – Mit dem Schritt Richtung “erster Arbeitsmarkt“ gewinnt Melanie eine neue Selbstständigkeit, die es ihr ermöglicht, ihrem Traum eines ganz „normalen“ Lebens näherzukommen.
Vorbereitung für den ersten Arbeitsmarkt
Dass sich Melanie Knödl so gut entwickelt hat, hat sie auch ihren Betreuerinnen im Café & Bistro KOWALSKI zu verdanken. Hier werden Menschen mit Lernschwierigkeiten auf den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.
Neben dem Gastronomie-Service bieten Fachkräfte des Diakoniewerks vertiefende Schulungen zu den Themen Einkauf und Kund:innenbetreuung zu berufsnahen Themen an. Weiters organisieren sie Praktika in interessierten Partner-Unternehmen.
So finden begleitete Mitarbeiter:innen eine sinnvolle Beschäftigung, die soziale Kontakte fördert und Anerkennung stiftet. Vor allem aber soll es sie darauf vorbereiten, später einen „richtigen“ Job zu bekommen.
Insgesamt fünf Jahre haben die begleiteten Mitarbeiter:innen im KOWALSKI Zeit, sich wesentliche Fertigkeiten für die Arbeitswelt anzueignen. Dabei decken sich die gemeinsam gesteckten Ziele nicht immer mit der Realität.
Ein Ansatz der pädagogischen Begleiter:innen ist es hier, zu unterstützen und da zu sein, ein offenes Ohr zu haben, erklärt Barbara Eberharter-Lanner. „Wir schauen uns gemeinsam an, was möglich ist und entwickeln einen Plan. Wichtig ist es, eine gewisse Bereitschaft und Offenheit mitzubringen.“
Eberharter-Lanner ist pädagogische Leiterin des KOWALSKI in Kitzbühel und freut sich über Melanies Entwicklung: „Melanie ist ein positiver Mensch, sie hat eine ruhige und angenehme Art, sie ist eine Bereicherung für das gesamte Team. Ihre Aufgaben hat sie immer eigenverantwortlich übernommen.“ Die Aufgaben werden im Team verteilt.
Auch Melanie Knödl musste anfangs Rückschläge einstecken. Nicht jedes Arbeitsfeld entsprach den persönlichen Vorstellungen, ein Praktikum wurde auf Grund der herausfordernden Teamkonstellation vor Ort beendet. Dies wurde im Anschluss an das Praktikum in der Berufsvorbereitung aufgearbeitet. Diese Erfahrungen müsse man auch zulassen, ist Eberharter-Lanner überzeugt: „Um später in der Arbeitswelt Erfolg zu haben muss man eben auch mit negativen Erfahrungen umgehen lernen“. Früher habe man Menschen mit Behinderungen davor beschützen wollen, das ist heute anders: „Wir lassen die Wünsche zu, aber genauso die Erfahrung, wenn etwas nicht nach Plan läuft und das Berufsfeld nicht den Wünschen entspricht.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet sich das Team des Café Bistro KOWALSKI bald von Melanie. Sie wird eine große Lücke im Team hinterlassen, ist sich Eberharter-Lanner sicher: „Wir freuen uns natürlich mit ihr, werden sie aber vermissen, auch weil man sich auf sie verlassen kann. Sie hat ganz viele Fertigkeiten, behält gut den Überblick und kennt die Abläufe. Außerdem ist sie offen für Neues und ist ein Teamplayer. Melanie ist sicherlich für jeden Betrieb eine Bereicherung. Sie ist einfach ein feiner Mensch.“
Für ihre Kolleg:innen ist Melanie auf alle Fälle jetzt schon ein großes Vorbild. Auch weil sie es geschafft hat. Denn diese Erfahrung zeigt auch ihren Kolleg:innen: Du kannst es schaffen! Bleib dran!