Seit 20 Jahren begleitet Claudia Vierlinger (50) aus Hofkirchen im Mühlkreis beim Caritas-Angebot „invita“ Menschen mit psychosozialen Erkrankungen. Sie leitet das Projekt „HABI“, bei dem die Menschen zu Hause stundenweise begleitet werden: „Humor ist in meinem Job besonders wichtig. Man sollte kreativ sein und Hausverstand haben.“ Wenn Claudia Vierlinger nicht gerade in der mobilen Begleitung unterwegs ist, ist sie am HABI-Stützpunkt in Engelhartszell anzutreffen, wo sich die Menschen untertags treffen können, um Gesellschaft zu haben, im Garten zu arbeiten oder gemeinsam zu kochen.
Von den Menschen, die sie unterstützt und begleitet, wird Claudia Vierlinger liebevoll auch „HABI-Mama“ genannt: „Und das trifft es eigentlich genau. Wir sind hier wie eine große, bunte Familie.“ 2003 hat Claudia Vierlinger bei der Caritas zu arbeiten begonnen und das HABI-Projekt mit aufgebaut. Mittlerweile begleiten ihre Kolleg*innen und sie 14 Menschen in der Region. „Wir arbeiten hier mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, die traumatisiert sind. Es sind oft Leute wie du und ich, die durch ein belastendes Ereignis – meistens in der eigenen Familie – in die Erkrankungen hineingeschlittert sind“, erklärt die Diplomierte Behindertenpädagogin. Sie steht Menschen gegenüber, die Suizidversuche, Ritzen, Psychiatrie oder Medikamentenmissbrauch hinter sich haben. „Die Geschichten dahinter gehen einem natürlich nahe. Aber ich schaffe es, nicht zu viel mit nachhause zu nehmen. Die kurze 15-minütige Fahrt mit dem Auto genügt, dass ich es verarbeiten kann.“
Zu den Aufgaben der HABI-Mitarbeiter*innen gehört, die Menschen auf dem Weg zu einem möglichst eigenständigen und selbstbestimmten Leben zu unterstützen: Das reicht von der Haushaltsführung bis hin zu Freizeitaktivitäten oder den Besuch von Veranstaltungen. Einen großen Teil machen natürlich auch die Gespräche aus: „Bei schwierigen Themen ist es viel besser, wenn man das neben einer Arbeit oder einer Tätigkeit macht.“ Mittlerweile kennt sie die Menschen schon lange und gut, so dass sie schnell einen Blick dafür hat, wenn es jemanden nicht gut geht. Auch der Zustand der Wohnung gibt oft Aufschluss darüber, wie es demjenigen geht.
Die Menschen leben alleine, weil sie das Leben in einer Wohngruppe nicht aushalten würden. Wenn sie allerdings Gesellschaft wollen, können sie untertags immer zum HABI-Stützpunkt kommen. „Ein Fixtermin ist immer in der Früh. Da kommen die Menschen, um hier ihre Medikamente einzunehmen. Es steckt einiges an Arbeit drinnen, dass sie verinnerlichen, dass sie ihre Medikamente brauchen, damit es ihnen gut geht.“
Fast alle Menschen, die bei HABI begleitet werden, sind es zuerst nicht gewohnt, dass sich jemand um sie sorgt oder auch mit ihnen freut. Sie stammen oft aus schwierigen Familienverhältnissen, wo es keine Angehörigen gibt, die für sie da sind. Umso wichtiger ist es, dass Claudia Vierlinger und ihre Kolleg*innen den Leuten Mut machen, dass sie sich wieder trauen, etwas Neues auszuprobieren.
Am meisten Spaß am Job macht ihr die Herausforderung, dass jeder Tag anders ist und dass man sich das Vertrauen der Menschen mit viel Einfühlungsvermögen erarbeiten muss.
Eine gute Beziehung pflegt Claudia Vierlinger nicht nur zu den ihr anvertrauten Menschen, sondern auch zu der Bevölkerung in Engelhartszell: „Je besser die Leute über unsere Arbeit mit den Menschen hier Bescheid wissen, umso weniger Befürchtungen gibt es und das Miteinander ist besser.“
invita sucht Verstärkung
invita, die psychosoziale Begleitung der Caritas, erweitert ihr Angebot für Menschen mit psychischen Problemen und sucht an diversen Standorten in den Bezirken Schärding, Grieskirchen und Eferding Mitarbeiter*innen. Nähere Informationen unter 07717 7840.
Homepage: www.invita.or.at