Der 2012 gegründete Verein knack:punkt setzt sich salzburgweit für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein.
Wer im Rollstuhl sitzt, ist weder Held noch Opfer. Nach dieser Devise lebt Monika Schmerold, Vereinsobfrau von knack:punkt, eines Vereins, der sich salzburgweit für ein selbstbestimmtes Leben einsetzt. Für Menschen mit Behinderungen, von Menschen mit Behinderungen.
Selbstbestimmt leben
Schmerold selbst arbeitete sechs Jahre lang in der Stadt, bevor sie den Verein gründete. Der Name ist Programm. Man will Probleme knacken und Punkte setzen. “Wir haben uns die Selbstbestimmung auf die Fahne geheftet, denn das Denken über Barrierefreiheit ist ein anderes für Menschen mit Behinderungen”, sagt die Vereinsobfrau von 85 Mitgliedern, die selbst mit einer fortschreitenden Behinderung lebt und seit vielen Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Das ist für sie allerdings kein Hindernis, ein normales Leben zu führen, denn Schmerold setzt auf die Persönliche Assistenz.
Persönliche Assistenz hilft
Persönliche Assistentinnen und Assistenten sind keine Betreuer, sondern machen das, was der Mensch mit Behinderung nicht machen kann. Dabei ist der Bedarf an Unterstützung entscheidend dafür, wie viele Stunden Persönliche Assistenz man bekommt. “Man sucht sich die Assistentinnen persönlich aus”, sagt Schmerold und erklärt, dass es ein Vertrauensverhältnis sei und ein Eingriff in die Intimsphäre, da schaut man genau hin, ob man mit dem gegenüberstehenden Menschen gut kann. “Man muss die Assistentinnen nah an sich heranlassen.” Die Stellen als Persönliche Assistenz stehen für jedermann und jede Frau offen.
Ausgrenzung findet statt
“Es geht uns darum, gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilzuhaben.” Sei es bei Veranstaltungen oder schlichtweg in Räumlichkeiten. Barrierefreiheit heißt: selbstständig und ohne fremde Hilfe. Der barrierefreie Lift im Haus nützt wenig, wenn eine Treppe vor dem Haus den Zutritt unmöglich macht.
“Es wird wenig mitgedacht, wenn es um Barrierefreiheit geht. Es wäre gut, wenn bereits beim Umbau oder Neubau zwingend Barrierefreiheit vorgeschrieben wäre.”
Schmerold weiß aus eigener Erfahrung, dass Menschen mit Behinderungen oftmals Kompromisse eingehen müssen – wenn Rollstuhlfahrer etwa bei einer Veranstaltung einfach in die Ecke geschoben werden. “Ich will aber nicht in der Ecke oder neben der Reihe stehen, ich will einen richtigen Platz und die Begleitperson ebenso neben mir und nicht dahinter.”
Bei der Barrierefreiheit muss man Expertinnen und Experten fragen, und das sind laut dem Verein knack:punkt nicht Menschen ohne Behinderung, sondern Menschen mit Behinderungen, die eine entsprechende Ausbildung haben.
“Ich vergleiche das immer mit dem Zahnarzt, da frag ich auch nicht den Nachbarn”
, scherzt die 55-Jährige und zeigt sich ein wenig resigniert: “Wir haben viele Altbauhäuser, aber es kommt keiner auf die Idee, etwas zu verändern. Es ist seitens der Verantwortlichen kein Interesse vorhanden. Dabei bin ich immer für gute Lösungen für beide Seiten.”
Tabuthema Sexualität
“Die Grundlage alles Lebens ist Sexualität”, so die Mutter zweier erwachsener Söhne, die weiß, dass Liebe und Sexualität gerade in Bezug auf Menschen mit Behinderungen oftmals ein Tabuthema ist. “Das Thema Behinderung interessiert grundsätzlich wenige. Es ist halt kein sexy Thema.”
Quelle: meinbezirk.at