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In der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG) habe der Sozialminister eine Dialog-Partnerin, mit der er „rasch Nägel mit Köpfen“ in der Pflegereform machen könne, so Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, die derzeit vorsitzführende Organisation in der BAG ist, bei der Pressekonferenz von Bundesminister Rudi Anschober zum Start seiner Dialog Tour. „Wir begrüßen, dass sich Bundesminister Rudi Anschober auf seiner Tour ein Bild von der teilweise kritischen Situation in der Pflege machen wird. Aber auch von der großartigen Arbeit, die Pflegekräfte leisten.“

Die BAG schätze das Vorhaben Anschobers, Dialog auf Augenhöhe und Partnerschaft mit zivilgesellschaftlichen Organisationen pflegen zu wollen. „Entscheidend wird sein, dass der Dialog zu einer konzisen Gesamtreform der Pflege mit konkreten Maßnahmen, Umsetzungszeitplan und Finanzierung führt“, so Moser. „Bedarfe und Konzepte liegen auf dem Tisch. Die Zeit drängt.“

Pflegedienstleistungen bedarfsorientiert und gemeindenahe ausbauen

Ein bedarfsorientierter und differenzierter Ausbau von Pflege- und Betreuungsdiensten, der gleichzeitig gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin schafft, sei dringend erforderlich, so die BAG. „Im Mittelpunkt muss der Mensch stehen: Die Würde und die Verbesserung des Wohlbefindens der Menschen, die Pflege brauchen. Sowie die Wertschätzung und die Lebens- und Arbeitsqualität von pflegenden Angehörigen und Pflegekräften“, betont Moser namens der BAG.

Zielführend sei erstens, die häusliche Versorgung zu erweitern – etwa durch den Ausbau mobiler Dienste und von Tageszentren, aber auch durch Kompetenzerweiterungen für das Pflegepersonal bei medizinischen Leistungen in der häuslichen Umgebung. Zielführend sei zweitens, ein flächendenkendes Netz an gemeindenahen Informations-, Service- und Beratungsangeboten zu spannen.

Unterstützung für Angehörige, Ressourcen und Personal-Thematik als Schlüsselfrage

„Pflegende Angehörige sind der größte Pflegedienst des Landes und brauchen Entlastung“, so Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich. Vor allem der Ausbau von zeitlich flexiblen Tagesbetreuungsangeboten auch in den eigenen vier Wänden sowie der Ausbau von Beratungs-, Unterstützungs- und Entlastungsangeboten, die auch aufsuchend vorgenommen werden, könnten hier helfen. „Wir sind gespannt, wie flächendeckende Lösungen und deren Finanzierungsmöglichkeiten konkret aussehen.“

Damit sich die Pflege auf das Wesentliche, nämlich die zu betreuenden Personen und deren Bedürfnisse konzentrieren kann, braucht es ein Umdenken. Der Prozess der Diagnose und Intervention darf sich nicht nur auf nackte Zahlen und Wirtschaftlichkeit beschränken. Dafür braucht es Mut, Ressourcen und das gemeinsame Tun von Trägern und Politik“, so Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich.

Für die Schlüsselfrage einer gelingenden Pflegereform hält die BAG die Thematik des Personals. „Wenn es uns nicht gelingt, zügig wirksame Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Personal in der Pflege zu setzen, dann werden wir massive Versorgungsprobleme bekommen“, meint Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. „Neben guten Rahmenbedingungen für die Arbeit wird hier die Ausbildung ein entscheidender Faktor sein. Wir müssen Interessierte dort abholen, wo sie stehen. Wir brauchen mehr Vielfalt in den Zugängen zum Beruf, weniger Lücken, mehr Durchlässigkeit“, meint Anselm.

Mehrwert von gemeinnützigen Wohlfahrtsorganisationen

Um qualitativ hochwertige Pflegedienstleistungen zu garantieren, dürfe in der Umsetzung des Ausbaus über Kosten- und Effizienzkriterien die Gemeinwohlorientierung nicht übersehen werden, ist die BAG überzeugt: „Als gemeinnützige Träger bringen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe einen Mehrwert für die Gesellschaft: Anders als kommerzielle Träger schütten sie etwaige Gewinne nicht an Eigentürmer oder Aktionäre aus, sondern investieren sie in den Ausbau und die Weiterentwicklung der Pflegeangebote. „Die Stärkung der Zivilgesellschaft und der Selbsthilfekompetenz in der Pflege wäre ein wichtiger Schritt. Für den Aufbau einer Sorgekultur braucht es dringend eine öffentliche Förderung für das Engagement von Freiwilligen und Angehörigen. Dieses Versprechen des Regierungsprogramms sollte rasch umgesetzt werden“, so Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuz.

„Wir arbeiten mit tausenden Freiwilligen. Wir bauen sorgende Gemeinschaften vor Ort auf und setzen uns für den sozialen Zusammenhalt ein. Wir legen unseren Finger in die Wunden des Sozial- und Pflegesystems und bringen in den öffentlichen Diskurs ein, woran es krankt und was zu tun ist. Das macht uns zu logischen kompetenten Dialog-Partnern in sozialen Fragen“, so Moser abschließend.

Quelle: diakonie.at/