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Es ist eine Zukunftsvision: Menschen mit Behinderungen erhalten echte Chancen, sich in der Arbeitswelt zu beweisen und einen selbstorganisierten Alltag zu führen. Die Organisation ASSIST gemeinnützige GmbH begleitet und unterstützt ihre Kunden seit fünf Jahren auf dem Weg zu einem möglichst selbstständigen und autonomen Leben.

Mario T. ist aufgrund seiner körperlichen Behinderung Rollstuhlfahrer. Am ASSIST-Standort in der Linzer Straße 12 ist er im Eingangsbereich auf einem Trainingsarbeitsplatz für Empfang und Telefonvermittlung zuständig. „Ich arbeite sehr gerne hier, es macht mir wirklich viel Freude“, betont der junge Mann. Er ist einer von derzeit 25 Menschen, die bei ASSIST Amstetten an zwei Standorten ihren Bedürfnissen und individuellen Zielvorstellungen entsprechend professionell betreut, gefördert und gefordert werden.

Zeitgemäßes Tagesangebot

Die Tätigkeit von ASSIST teilt sich thematisch in die Bereiche Arbeitswelt und Bewegungswelt. „Unser Team besteht aus vier Mitarbeiterinnen, zwei Zivildienstleistenden und einer ehrenamtlichen Sozialarbeiterin. Wir bieten Menschen ab 15 Jahren mit Körper- und Sekundarbehinderung oder mit Lernbeeinträchtigung, die einen Pflichtschulabschluss absolviert haben, ein zeitgemäßes Tagesangebot. Dieses ist auf den jeweiligen Bedarf, auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten abgestimmt. So ist es im Rahmen der Ausbildungspflicht bis 18 Jahren möglich, bei uns die Ausbildung zum Bürokaufmann zu absolvieren, oder weitere Berufsfelder kennenzulernen“, erklärt Standortleiterin Annemarie Leberzipf.

„Sind auf der Suche nach Unternehmern“

Die Unterstützung bei der Job- oder Volontariats-Suche sei ein wesentlicher und zugleich herausfordernder Aspekt in der ASSIST. „Wir sind immer auf der Suche nach Unternehmern, die Menschen mit Behinderung eine Chance geben wollen, in ihren Firmen tätig zu sein – beispielsweise im Einzelhandel im Bereich Lagertätigkeit oder Regalbetreuung. Unsere Kunden sind wahnsinnig motiviert“, so Leberzipf. Bisher gebe es bereits Kooperationen mit einigen Unternehmen – mit „großartigen Rückmeldungen auf beiden Seiten“.

Vorteile für Unternehmen

„Unsere Volontariatsteilnehmer zeichnen sich durch Engagement, Loyalität und Motivation aus. Durch die Mitarbeit von Menschen mit Behinderung werden Mitarbeiterzufriedenheit, Kommunikation und Betriebsklima nachweislich positiv beeinflusst“, unterstreicht Leberzipf.

Kulturtechniken

Die Kunden der ASSIST, die die Einrichtung an fünf Tagen die Woche bis in den Nachmittag hinein besuchen, werden der Standortleiterin zufolge auch in Kulturtechniken gefördert. Außerdem werden lebenspraktische Trainings wie der Umgang mit Wechselgeld, das Bedienen von Haushaltsgeräten, der Einkauf im Supermarkt oder die Stärkung der Orientierung angeboten. „Man kann den tollsten Job der Welt haben – es hilft alles nichts, wenn man nicht selbstorganisiert zum Arbeitsplatz kommt oder es nicht schafft, sich eine Jause zu besorgen“, so Leberzipf.

Bewegung und Mobilität

Ein weiterer Aspekt von ASSIST ist Bewegung und Mobilität. Da viele Kunden aufgrund einer Körperbehinderung einen Rollstuhl benötigen, seien Bewegungs- und Entspannungsangebote wichtig. „Wir haben dafür Räume eingerichtet, die von unseren Kunden gerne genutzt werden“, erklärt die Standortleiterin. Zudem würden auch Exkursionen organisiert. In der barrierefreien Küche werde gemeinsam gekocht.

Arbeitsintegration

Die ASSIST gemeinnützige GmbH hat ihren Hauptsitz in Wien. „Wir sind hier seit 1996 im Einsatz“, informiert Geschäftsführer Heinz Greier. Arbeitsintegration sei das vorrangige Thema. „Hier fehlt noch immer eine Lösung. Laut Gesetz muss ein Unternehmen ab 25 Mitarbeitern einen Menschen mit Behinderung einstellen. Durch Abschlagszahlungen können sich Firmen jedoch von dieser Verpflichtung “befreien„“, so Greier. Zudem würden Menschen mit Behinderung in der Tagesstruktur kein Gehalt bekommen und nicht selbst sozial- oder pensionsversichert sein.

„Menschen mit Behinderung tragen etwas zur Volkswirtschaft bei“

„Ich meine, dass Menschen mit Behinderung, die jeden Tag in die Tagesstruktur kommen, um an ihren Fähigkeiten weiterzuarbeiten und sich weiterzubilden, etwas zur Volkswirtschaft beitragen, da sie aufgrund ihrer wachsenden Kompetenzen weniger Betreuung benötigen. Zudem geht es hier auch um Wertschätzung“, erklärt der ASSIST-Geschäftsführer.

Barrieren im Bewusstsein

In puncto Barrierefreiheit sei man in Amstetten gut aufgestellt. „Wir haben unsere Standorte bewusst im Zentrum eröffnet, damit unsere Kunden am Stadtleben teilhaben. In den letzten Jahren sind auch viele Bereiche der Stadt barrierefrei geworden“, so Standortleiterin Leberzipf. Barrieren gebe es aber manchmal im Bewusstein der Menschen. „Hier besteht noch sehr viel Aufklärungsbedarf: Menschen mit Körperbehinderung können und wollen genauso gut arbeiten wie andere Menschen, sie brauchen nur eine Chance“, unterstreicht Leberzipf.

Quelle: tips.at