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„Lesen ist für den Geist, was Gymnastik für den Körper ist“, meinte einst der englische Dichter und Politiker Joseph Addison. Lesen können heißt also geistig fit zu sein, über Themen zu reflektieren und sich austauschen zu können. Lesen können ist demzufolge ein Beitrag für das Gelingen einer Demokratie.
2 Millionen Menschen in Österreich haben aber Leseschwierigkeiten. Das wird untermauert durch Ergebnisse aus PISA Studien (vgl. OECD 2012) für Schülerinnen und Schüler, durch Ergebnisse der internationalen und auch für Österreich durchgeführten PIAAC-Studie (vgl. STATISTIK AUSTRIA 2014) zu den Schlüsselkompetenzen Erwachsener sowie durch die einzige für den deutschsprachigen Raum verfügbare umfassende Studie zur Literalität in den unteren Kompetenzniveaus – der Level-One-Studie.
Der weitaus größte Teil dieser 2 Millionen Menschen hat keine Beeinträchtigung. Dennoch wird von einzelnen Personen in der Öffentlichkeit noch immer davon ausgegangen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen, respektive Menschen mit Lernschwierigkeiten aufgrund niedrigerer Bildung schlechter verstehen können und dass sie Hauptverursacher von höheren Sozialausgaben sind.
Das Kompetenznetzwerk KI-I bemüht sich als capito Partner seit Jahren darum in die Gegenrichtung zu sensibilisieren und zu zeigen, dass Barrierefreiheit Menschen aller Altersgruppen nützt. Mit Informationen in Leicht Lesen soll allen Menschen mit Lese- und Verständnisschwierigkeiten der Zugang zu Information und Teilhabe möglich sein.
Schon heute können aufgrund der Bemühungen um leichte Verständlichkeit Erfolge wahrgenommen werden, die über das aktuelle Informationsangebot in Leicht Lesen hinausreichen. Menschen mit Lernschwierigkeiten, die früher nicht über ihre Rechte Bescheid wussten, kennen diese nun. Sie erfragen Themen, die sie betreffen und nehmen an Diskursen teil. Außerdem kann bei Betroffenen eine Verbesserung der Lese- und Schriftsprachkompetenz wahrgenommen werden. In Summe bewirkt das einen verbesserten Zugang zu Wissen sowie höhere Kompetenz in der Bevölkerung.
Für dieses Engagement wurde das KI-I nun mit dem OÖ Generationenpreis in der Kategorie Innovation ausgezeichnet. Die Verleihung fand am 3. Juni 2015 im Oberbankforum in Linz statt.

Kompetenznetzwerk KI-I

Das Kompetenznetzwerk KI-I ist eine außeruniversitäre Forschungsorganisation, die das Ziel hat, die Lebenssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen und älteren Menschen durch Informations- und Kommunikationstechnologien zu verbessern.
Neben europäischer Spitzenforschung für Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt sich das KI-I intensiv mit inhaltlicher Barrierefreiheit und dabei vor allem mit Übersetzungen schwer verständlicher Inhalte in eine leicht verständliche Sprache. Das dazugehörige Konzept heißt „Leicht Lesen“. Das KI-I ist dafür schon lange Partner im capito Netzwerk und arbeitet nach dem „capito“-Qualitäts-Standard.
Gemeinsam mit dem Land OÖ ist das KI-I Vorreiter im behördlichen Sektor. Mit der Übersetzung aller Bescheide des Oö. Chancengleichheitsgesetzes in Leicht Lesen (LL) wurde eine neue Form der Zugänglichkeit zu juristischen Texten geschaffen, die betroffenen Menschen mit Beeinträchtigungen und deren Angehörigen Verständnis komplexer Inhalte ermöglicht.
Aktuell bilden die am KI-I entwickelten Informationen in Leicht Lesen  einen wichtigen Teil der Landessonderausstellung 2015 in Gallneukirchen und werden so mehreren 10.000 Gästen die Ausstellungsinhalte in verständlicher Form erklären.
Ein weiteres Standbein des KI-I ist die Qualitätsevaluierung von Behinderteneinrichtungen durch Menschen mit Beeinträchtigungen (Proqualis – www.proqualis.at). Das multiprofessionelle Team evaluiert die Qualität von Dienstleistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Dies geschieht durch die direkte Befragung der KundInnen in Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen entlang der „nueva“-Methode.

Quellen

STATISTIK AUSTRIA (Hrsg.) (2014). Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen – Vertiefende Analysen der PIAAC-Erhebung 2011/12, Wien: STATISTIK AUSTRIA, 13.05.2015
OECD, (2012). PISA Programme for International Student Assessment, durchgeführt von bifie Bundesinstitut Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung, 13.05.2015
(von KI-I)