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„Die Gesellschaft hat bestimmte Vorstellungen davon, wie Behinderte zu sein haben", sagt Yukiji Kitajima und weiter: „Sie gelten als schwach und wehrlos, Doglegs bricht mit dieser Vorstellung."

Akira

Yukiji Kitajima nickt Akira zu. Akira ist ein Kämpfer, der begleitet von Heavy-Metal-Musik mit bedachten Schritten in den Ring steigt. Akira hat eine cerebrale Bewegungsstörung und kann wenige Schritte gehen. Er meint: „Ich will nicht, dass mich die Leute in Watte packen, nur weil ich nicht laufen kann".
Im Alltag würden nämlich die meisten Japaner einfach wegschauen. Das geschieht nicht aus Ignoranz, sondern viel eher, um niemanden mit seiner Behinderung zu konfrontieren. Doch für Betroffene kommt das einer Entmündigung gleich.
Deswegen trauen sich mehr und mehr in den Ring und werden Mitglied bei Doglegs.

Miyuki

Für Miyuki läuft es diesmal anfangs nicht so gut. Kaum hat ihm eine Assistenz aus dem Rollstuhl in den Ring geholfen, bekommt er auch schon die ersten Schläge zu spüren. Fast drei Runden bleibt er kniend mit verdrehtem Körper am Boden und hält seine schmalen Arme schützend vor seinen Kopf. Nach drei Runden aber gewinnt er aber die Kontrolle über seinen Körper zurück, ballt seine verkrampften Finger und schlägt zurück.
Miyukis Gegenüber ist eine Frau. Sie hat eine verdrehte Hüfte und bandagierte Handgelenke. Beide haben spastische Lähmungen. Die Frau bekommt mehrere Treffer und weicht taumelnd zurück. Einige Runden später ist dieser Ringkampf vorbei. Es steht unentschieden.

Mann gegen Frau?

Der Kampf Frau gegen Mann ist bei Doglegs nicht ungewöhnlich. Das Geschlecht spielt bei hier keine Rolle, ebenso wenig das Alter oder Gewicht. Einzig der Grad der Behinderung ist ausschlaggebend für die Kampfpaarungen.

Doglegs

Yukiji Kitajima erlebte in den 1990er Jahren einen Streit zwischen zwei Männern mit Beeinträchtigungen. Es ging um eine Frau. Der Streit endete in einer Schlägerei. Für die Kontrahenten war das aber eine positive körperliche Erfahrung, erzählt Yukiji Kitajima.
Damals hatte er die Idee zu Doglegs und gründete schließlich Doglegs. Die beiden ehemaligen Streitgegner waren dann auch die ersten Doglegs-Mitglieder. Heute gibt es ungefähr 20 Mitglieder, die in den Ring steigen.
Gekämpft wird im Vollkontakt, tabu sind aber Augen und Geschlechtsteile. Yukiji Kitajima weiß, dass die Mitglieder in der Regel längere Erholungsphasen brauchen, deshalb treten sie höchsten zweimal im Jahr an.
Yukiji Kitajima weiß auch um so manche entrüstete Stimme, die meint, dass Doglegs eine Freakshow sei. Er erkennt jedoch die Begeisterung und den Stolz der Doglegs Mitglieder, wenn sie sich erproben und anderen gegenüber beweisen. Ein Beispiel ist Tsuruzono. Seine Augen blitzen. Er grinst breit, krempelt sein Hosenbein hoch und zeigt sein amputiertes Bein zeigt während er das Victory Zeichen mit gespreizten Fingern macht.
Obgleich die Mitglieder aus Spaß an der Sache in den Ring steigen und sich ausprobieren, bleibt für manche oder manchen vielleicht trotzdem die Frage, wieviele Zuschauer aus tatsächlichem Interesse zusehen und wieviele dem Voyeurismus frönen, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen gegeneinander kämpfen.
Nichtsdestotrotz sei der Tatsache, dass es Doglegs gibt, auch ein Dank geschuldet. So wird gezeigt, dass Kampfsport Spaß machen kann, unabhängig von einer Behinderung.
Weitere Informationen: http://doglegsmovie.com/about (Quellen: Doglegs; Spiegel online)