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Die Autismusambulanz Halle ist eine von ungefähr 75 Autismus-Zentren* (plus deren Außenstellen) in Deutschland, die sich um die Belange von Menschen mit Autismus und deren Angehörigen kümmert. Dabei stehen vor allem therapeutisch-pädagogische Angebote sowie Beratung im Vordergrund des Leistungsspektrums.
In Deutschland werden die Bezeichnungen Autismusambulanz, Autismus-Therapie-Zentrum, Autismus-Kompetenz-Zentrum, Autismus-Therapie-Institut, und ähnliches synonym verwendet. Die Mehrzahl der Einrichtungen bezeichnet sich als Autismus-Therapie-Zentrum. Insbesondere im ostdeutschen Raum ist hingegen der Begriff der Autismusambulanz gängig (vgl.Autismus Deutschland e.V. Bundesverband; www.autismus.de).

Autismusambulanz Halle

Die in neun Jahren rasant angewachsene Klientenanzahl auf derzeit 110 bestätigt den Bedarf an autismusspezifischen Hilfen und Beratung in der 230 000 Einwohner zählenden Stadt Halle und deren Umland. Insbesondere im Jugend- und Erwachsenenbereich ist ein deutlicher Zuwachs an Klienten festzustellen, der sehr häufig mit einer immensen Komplexität an Fragestellungen verbunden ist (Wohnen, Arbeiten, z.T. Fremd- und Autoaggressionen, etc.). Derzeit begleiten 20 festangestellte pädagogische Fachkräfte aus den Bereichen Sozial-, Sonder- und Heilpädagogik sowie Kunst- und Musiktherapie und Psychologie die Klienten im Alter von 3 bis 54 Jahren, deren Angehörige und Bezugspersonen.

Keine Diagnostik

Die Trennung der Diagnostik von unseren Leistungsangeboten wird von uns als dienlich und notwendig erachtet, um die von vornherein reduzierte Neutralität als Autismusambulanz bezüglich vorschneller und „hausgemachter“ Autismusdiagnosen zu bewahren.
Neben klassischen autismusspezifischen Methoden wie TEACCH®, verhaltenstherapeutischen Elementen, Affolter, PECS®, Unterstützte Kommunikation und Gestützte Kommunikation, Theory of Mind Programme, etc. fließen zahlreiche Einflüsse aus den unterschiedlichsten Theorien, sozialen Arbeitsfeldern und therapeutischen Konzepten in die Arbeit ein. Jede Fachkraft bringt eigene, sehr individuelle Anteile in die Arbeit mit ihren Klienten ein. Diese reichen von Elementen der tiergestützten Therapie, über künstlerisch-gestalterische Einflüsse, bis hin zu sprachtherapeutischem Fachwissen.

Stärken fördern

Stärkenperspektive zu leben und zu vermitteln, ist Grundvoraussetzung für eine wertschätzende pädagogische und zwischenmenschliche Auseinandersetzung mit den Klienten und ihren Bezugssystemen. Der selbst im Sozialsystem weiterhin stark verbreitete medizinisch-psychiatrische Ansatz, der Autismus als eine Aneinanderreihung von Defiziten und Schwächen betrachtet, führt häufig nicht zuletzt zu einem automatisierten Ausschluss aus lebensnotwendigen Bereichen innerhalb der Gesellschaft.
Einen wesentlichen Teil nimmt die Arbeit mit dem Bezugssystem der Menschen mit Autismus ein, deshalb haben wir als Autismusambulanz Halle eine vorwiegend mobile Arbeitsweise gewählt.

Leistungsangebot

Kinder mit einer Diagnose im Autismus-Spektrum können bis zum Schuleintritt Frühförderung über unsere Einrichtung erhalten. Häufig stehen in der zweimal wöchentlich stattfindenden Frühförderung insbesondere die Entwicklungsbereiche Sprache, Kommunikation und Sozialverhalten im Zentrum. Viele Kinder erhalten durch die autismusspezifische Frühförderung unserer Einrichtung die Möglichkeit einer verspäteten Sprachanbahnung und -entwicklung oder Erlernen den Umgang mit alternativen Kommunikationsmethoden. Parallel zur Erarbeitung neuer Lern- und Lebensstrategien für das Kind, ist die Erarbeitung neuer Umgangsstrategien für Eltern, Angehörige und pädagogische Kräfte mit dem autistischen Kind von großer Bedeutung.
Bei vielen Kindern mit autismusspezifischen Besonderheiten wie Unruhe, Fremd- und Autoaggression, auffälligem Sozialverhalten, Wahrnehmungsbesonderheiten und Strukturlosigkeit kann der schulische Werdegang trotz gutem Lern- und Entwicklungsprofil auf einer Regelschule gefährdet sein. Für diese Kinder besteht die Möglichkeit einer Schulbegleitung/Integrationshilfe.
Mit zunehmendem Lebens- und Entwicklungsalter verschieben sich die Inhalte der Förderung und Begleitung. Der Bedarf an Beratung und Kontakt mit dem Bezugssystem bleibt dabei beständig hoch. Der größte Teil unserer Klienten hat ein Lebensalter zwischen 8 und 15 Jahren und beansprucht die Leistungsangebote Einzelförderung, Einzelsozialtraining oder Gruppensozialtraining. Unabhängig von der Ausprägung des Autismus geht es in diesem Lebensalter vorwiegend um den Bereich Sozialverhalten. Sind in der Einzelförderung bzw. im Einzelsozialtraining die Grundsteine für erweiterte soziale Fähigkeiten gelegt worden, werden diese im Rahmen von Lerngruppen oder im Gruppensozialtraining im Umgang mit anderen Kindern und Jugendlichen erprobt. Übergeordnetes Ziel ist die Eingliederung der einzelnen Kinder und Jugendlichen in alters- und interessengebundene Kontexte (Freundschaften, Schwimmclub, Eisenbahnclub, etc.).
Weniger spielerisch und strukturbehaftet, aber von ähnlichen Inhalten gekennzeichnet ist das Erwachsenentraining, welches auf junge Heranwachsende ab 16 Jahren und erwachsene Menschen mit Ausprägungen im Autismus-Spektrum ausgerichtet ist. Neben den sozialen Aspekten des Miteinanders geht es im Erwachsenentraining häufig um die Themen Selbstständigkeit, Wohnen und Arbeiten.

Elternarbeit

Netzwerkarbeit und Kooperation stellt in der Arbeit mit Menschen mit Handicaps von jeher eine unabdingbare Grundvoraussetzung dar.
Ein wesentliches Element in der sozialen Arbeit ist die Unterstützung des Familiensystems. Zumeist liegt der größte Beratungsbedarf auf Seiten der Eltern. Unter Einbeziehung struktureller Rahmenbedingungen und des individuellen Bedarfes kann eine gewünschte Beratung wöchentlich, vierzehntägig oder monatlich im oder außerhalb des Rahmens der Förderung des Kindes stattfinden. Den zumeist sehr umschriebenen Inhalten und Fragestellungen der Eltern oder eines Elternteils versuchen wir im Rahmen einer zeitlich begrenzten psychosozialen Beratung gerecht zu werden. Die psychosoziale Beratung bezieht sich vor allem auf die Auseinandersetzung mit Themen und Inhalten, die auf den ersten Blick weniger autismusspezifisch und kindzentriert erscheinen, sich jedoch im Prozess der Beratung positiv auf das gesamte Familiengeflecht auswirken.
Mithilfe der Anerkennung und Finanzierung niederschwelliger Betreuungsleistungen durch die zuständigen Krankenkassen können Eltern ihre Kinder über unsere Einrichtung stundenweise betreuen lassen.
Internationales Bildungs- und Sozialwerk e.V.
Autismusambulanz Halle
Willy-Brandt-Straße 82
06110 Halle/Saalewww.autismusambulanz-halle.deautismus-halle@int-bsw.de

Kontakte in Österreich

Dachverband Österreichische Autistenhilfe

Kompetenz-, Diagnostik- und Therapiezentrum
Familienberatungsstelle, Bundeskoordinationsstelle
Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen
Eßlinggasse 17, 1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 533 96 66;
Telefax: +43 (0)1 533 78 47
E-Mail: office@autistenhilfe.at

Steiermark

  • Verein Libelle (Zentrum für Autismus Steiermark)www.verein-libelle.atDer gemeinnützige Therapieverein betreut vor allem Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene mit Störungen aus dem autistischen Formenkreis.

Burgenland

  • Es wurde ein Verein gegründet, der sich mit der Diagnose und Therapie für Menschen mit Autismus beschäftigt.www.autismus-burgenland.at

Oberösterreich

  • Therapiezentrum für Autismus
    Telefon: +43 664 181 20 60
    Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 12:00 Uhr
    Freitag von 13:00 bis 15:00
    TherapeutInnen: +43 699 112 99 097
    Hotline: donnerstags von 16:00 bis 19:00 Uhr
    E-Mail: office@autismus.or.at
  • Therapiezentrum für Autismus in St.Georgen
    Berggasse1
    4222 St.Georgen/Gusen
  • Therapiezentrum für Autismus in Linz
    Pillweinstraße 43
    4020 Linz

Salzburg

  • Therapiezentrum für Autismus in Salzburg / Verein People
    Alpenstraße 12
    5020 Salzburg

Wien

  • Autistenzentrum Arche Noah
    Zentrum für Autismus und spezielle Entwicklungsstörungen
    Hahngasse 24-26
    1090 Wien
    Telefon: +43 (0)1 31 99 909 10
    E-Mail: office@autismus.atwww.autismus.at

(von Susann Bölzle in Zeitschrift "Behinderte Menschen" 4/5/2013)