Eine Gruppe Studierender der Fachhochschule Oberösterreich hat sich in den vergangenen Semestern dem Thema "barrierefreie Hochschule" gewidmet. In qualitativen Interviews haben sie Studierende mit Beeinträchtigung befragt sowie Personen, die an Hochschulen arbeiten und sich mit dem Thema Barrierefreiheit und inklusive Bildung beschäftigen.
Die Studierenden haben außerdem alle Standorte der Fachhochschule Oberösterreich sowie Teile der Johannes Kepler Universität und der Universität Wisconsin, wo ein Student ein Auslandssemester absolvierte, bezüglich baulicher Barrierefreiheit untersucht. (Bericht Forschungswerkstatt)
Kritisiert werden in den Interviews beispielsweise nicht barrierefreie Aufnahmeprüfungen; Probleme an einigen Hochschulen Lehr- und Lernmaterial in barrierefrei aufbereiteter Form zu erhalten; Schwierigkeiten dabei sich immer wieder erklären müssen; bauliche Barrierefreiheit, die Mobilitätsbeeinträchtigung bedenkt und Sinnesbeeinträchtigungen kaum oder gar nicht berücksichtigt. Mit Beeinträchtigung zu studieren verlangt von Betroffenen ein hohes Maß an Selbstorganisation, zum Beispiel wenn es um adaptierte Prüfungsbedingungen oder Persönliche Assistenz geht. In der Stichprobe zeigte sich bei einigen Personen, dass sie ihre Beeinträchtigung und daraus erwachsende Bedürfnisse ungern gegenüber Mitstudierenden oder Lehrpersonal äußerten. Das zeigte sich nicht nur bei Studierenden mit psychischer Beeinträchtigung sondern auch beispielsweise bei Personen mit Sinnesbeeinträchtigung. Als mögliche Gründe wurden die Angst um mangelnde Sensibilität genannt, aber auch eigene Introvertiertheit. Außerdem erzählen Studierende mit Beeinträchtigung und BildungsexpertInnen von Unsicherheit bzw. Unwissenheit bezüglich Unterstützung bei Verwaltungs- und Lehrpersonal. Dementsprechend äußern einige den Wunsch nach dem Ausbau von Organisationseinheiten, die Beratung, Information und Unterstützung beim Studium bieten. Diese sollte es an mehr Hochschulen geben. (Bericht Forschungswerkstatt)
Trotz Kritik orten Studierende mit Beeinträchtigung Positives, z.B. Ansprechpersonen vor Ort; die an manchen Hochschulen vorhandenen Organisationseinheiten, die Beratung, Information und Unterstützung beim Studium bieten sowie soziale Unterstützung durch andere Studierende sowie zum Teil engagiertes Lehrpersonal. (Bericht Forschungswerkstatt)
Studieren ist, trotz positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnenten, eine Herausforderung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Österreichweit studieren mehr als 36.000 Menschen mit einer Beeinträchtigung (Studierendensozialerhebung 2011). Obwohl das nicht wenige Menschen sind, ist der Anteil Betroffener, gemessen an der Gesamtzahl Studierender, gering. Auch die Entwicklungen im Bereich barrierefreier Services sind ausbaubedürftig. Das sollte in der Öffentlichkeit gesehen werden und vor allem geändert werden.
Einen weiteren Schritt dazu machte die internationale „Conference on Higher Education and Disability“. Diese fand von 22. bis 26. Juli an der Uni Innsbruck statt. Etwa 150 Lehrende, WissenschafterInnen und Behindertenbeauftragte beschäftigten sich mit der Frage der Umsetzung inklusiver Hochschulbildung. Sie wurde zum siebenten Mal von der Uni Innsbruck und der University of New Orleans organisiert. (Kurier.at)
Quellen:
Studierendensozialerhebung, Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, 2001
Kurier.at, Studieren mit Behinderung erleichtern, Artikel vom 23.7.2013
Bericht Forschungswerkstatt, Barrierefreie Hochschule oder inklusive Studienqualität – ein umfassendes Konzept, FH OÖ Campus Linz, 2013
(von KI-I)