Direkt zum Inhalt

von Yvonne Giedenbacher, Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Wien, entnommen aus [1].
Vorbemerkung
Dieser Workshop wurde von einem Team durchgeführt: Mit mir berichteten NutzerInnen von Arbeitsassistenz-/Job-coaching-Angeboten (Martin Gindl, Brigitte Kovacs), PraktikerInnen (Birgit Sprung und Bettina Leitner, Arbeitsassistenz Liezen und Walter Lackner, Geschäftsführer der Lebenshilfe Ennstal) über ihre Sichtweisen zum Thema “Qualität von Unterstützter Beschäftigung” und ihre konkreten Erfahrungen.
Als Grundlage für die Diskussion mit den TeilnehmerInnen dienten die während des Projektes “Quality in Practice” erarbeiteten Qualitätskriterien (siehe weiter unten). Nach einem kurzen Input (Informationen zum Projekt und zu seinen Ergebnissen und Produkten) gab es für die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, das Thema “Qualität von Unterstützter Beschäftigung” in Kleingruppen ausführlich zu diskutieren.
Das Projekt “Quality in Practice”
Die Debatte um die Qualität von Unterstützter Beschäftigung gewinnt in Zeiten, in denen es vor allem um Quantitäten (z. B. Erhöhung der Vermittlungszahlen) zu gehen scheint, zunehmend an Bedeutung. Auf diesen vermehrten Druck wird immer öfter mit Fragen reagiert wie: Was ist eigentlich Erfolg? Wie können wir gleichzeitig quantitativ und qualitativ erfolgreich arbeiten? Und: Ab wann gefährdet ein quantitatives Ziel hochqualitative und vor allem nachhaltige Arbeit? Diese und ähnliche Fragen standen am Beginn des europäischen Projektes “Quality in Practice” (kurz: QUIP).
Das zentrale Ziel des Projektes “Quality in Practice – Unterstützte Beschäftigung aus Sicht der Beteiligten”(Das Projekt wurde aus Mitteln des europäischen LEONARDO-Programmes finanziert und lief von 2000 bis 2002.) war es, Qualitätskriterien für Anbieter von Unterstützter Beschäftigung zu erarbeiten. Die Grundlage dieser Kriterien sollten die unterschiedlichen Sichtweisen der wichtigsten Prozessbeteiligten bilden.
Zwei Jahre lang arbeiteten in sechs europäischen Ländern (Großbritannien, Norwegen, Österreich, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn) jeweils ein “Forschungspartner” (Forschungsinstitut) und ein “praktischer Partner” (Anbieter) eng zusammen.
In jeder der fünf Forschungsphasen stand die Sichtweise einer Gruppe von Beteiligten im Zentrum des Interesses. Als wichtigste Prozessbeteiligte waren zu Beginn des Projektes folgende Personengruppen definiert worden: LeiterInnen der Integrationsfachdienste, FachdienstmitarbeiterInnen, NutzerInnen, ArbeitgeberInnen und VetreterInnen von Fördergebern. Es wurden hauptsächlich partizipative Methoden wie Interviews und Gruppendiskussionen verwendet, um den Personen die Möglichkeit zu geben, ihre spezifischen Sichtweisen zum Thema “Qualität von Unterstützter Beschäftigung” zu formulieren.
Die QUIP-Produkte: Qualitätskriterien, Evaluationshandbuch
Die von den Befragten während des Projektes thematisierten Qualitätskriterien wurden von den Partnern in den sechs Ländern gesammelt. Dieses Ausgangsmaterial wurde anschließend ausführlich diskutiert und mehrmals überarbeitet. Bei der großen QUIP-Abschlusskonferenz in Budapest im Oktober 2002 mit VertreterInnen aller Prozessbeteiligten wurden die Qualitätskriterien noch einmal zur Diskussion gestellt.
Eines der Ergebnisse dieses ausführlichen Diskussionsprozesses ist nun eine umfangreiche Liste von Qualitätskriterien (im Posterformat), welche die unterschiedlichsten Aspekte der Qualität von Unterstützter Beschäftigung thematisiert.
Sehr schnell wurde während der Arbeit an diesem Projekt klar, dass “Qualität” von den verschiedenen Beteiligten nicht völlig unterschiedlich definiert wird. Jede Gruppe sieht vielmehr einen für sie besonders wichtigen Ausschnitt aus der umfassenden Vorstellung von einem qualitativ hochwertigen Dienst. Als Vergleich drängt sich der “Blick durch die Fenster” auf: Die Prozessbeteiligten betrachten zwar dasselbe, scheinen dabei aber immer nur Ausschnitte aus der Gesamtheit zu sehen. Theoretisch müssten sich all diese Ausschnitte zur umfassenden Vorstellung von “Qualität von Unterstützter Beschäftigung” zusammen setzen lassen. Die Liste der Qualitätskriterien stellt einen solchen Versuch einer Zusammenfassung dar.
Da die Qualitätsvorstellungen der Prozessbeteiligten eine Basis für eine systematische Qualitätsentwicklung in Integrationsfachdiensten sein sollen, bilden sie auch die Grundlage für das Handbuch zur Selbstevaluation (derzeit im Druck), das vom “Quality in Practice”-Team erarbeitet wurde. Interessierte Integrationsfachdienste können dieses Handbuch dazu benützen, die eigene Arbeit systematisch zu beleuchten und zu verbessern. Die einzelnen Kapitel des Handbuches sind den einzelnen Gruppen von Prozessbeteiligten gewidmet. Ziel ist es, dass wirklich die an Unterstützter Beschäftigung Beteiligten zu Wort kommen und ihre konkreten Erwartungen und Verbesserungsvorschläge formulieren. Eine Bandbreite von Instrumenten ermöglicht den Diensten die Selbstevaluation nach Maßgabe vorhandener Schwerpunkte und Ressourcen. Dieses Handbuch soll ein brauchbares Werkzeug für die Qualitätssicherung und -entwicklung von Integrationsfachdiensten sein und den Gedanken der Partnerschaft zwischen den Beteiligten in Unterstützter Beschäftigung stärken.
Weitere Informationen: www.quip.at, Ansprechpartnerin für den Workshop: Magª Yvonne Giedenbacher, Tel.: 01-3194505-28, Email: giedenbacher@euro.centre.org
[1] Veröffentlichungsquelle: Feyerer, E. & Prammer, W. (Hrsg.): Qual-I-tät und Integration. Beiträge zum 8. PraktikerInnenforum. Schriften der Pädagogischen Akademie des Bundes in Oberösterreich, Band 16. Linz: Universitätsverlag Rudolf Trauner, 2004, ISBN 3-85487-570-3, 465 Seiten.