Etwa 50 Prozent der ÖsterreicherInnen benötigen im Laufe ihres Lebens eine Sehschärfenkorrektur. Weitere 10 Prozent leiden an trockenen oder entzündeten Augen. Meist führt der erste Weg aber nicht zu AugenärztInnen, sondern ins Optikfachgeschäft oder die Apotheke. Dadurch werden viele Augenerkrankungen zu spät erkannt.
Den Grund dafür ortet Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres einerseits in der Bequemlichkeit vieler PatientInnen, die nicht warten wollen, andererseits im Glauben, beim Optikfachgeschäft eine Gratisleistung zu erhalten: "Dabei ist den Menschen gar nicht bewusst, dass sie über ihre Sozialversicherungsbeiträge Anspruch auf eine umfassende Diagnostik durch den Augenarzt haben." Die augenärztliche Diagnostik sei selbst bei einer vermeintlichen Kleinigkeit wie einer Schwächung der Sehkraft unerlässlich.
Gesamtheitliche Betreuung entscheidend
Durch die Möglichkeiten der Diagnostik und umfassender Ausbildung sind AugenärztInnen in der Lage, zahlreiche allgemeine Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen zu diagnostizieren. Dabei ist es auch wichtig, im Sinne einer gesamtheitlichen Betreuung künftig eine Vernetzung der OphthalmologInnen mit den anderen Fachdisziplinen zu erreichen.
ÖOG-Vorstandsmitglied Peter Gorka plädiert für eine Förderung von Gruppenpraxen sowie eine Aufstockung des Stellenplans, vor allem in den Ballungsräumen, und meint: "Einen Beitrag zur Optimierung der Versorgung würde auch die Beseitigung der Honorarlimits in der Krankenkassenabrechnung darstellen." Dass diese leistungs- und patientenfeindlich seien, belege unter anderem die ÖOG-Wartezeitenstudie: "In den Bundesländern mit degressiver Honorierung ist die Zugangsschwelle zum niedergelassenen Augenarzt deutlich höher. Unsere Patienten, die Konsumenten allgemein, wünschen sich vor allem eine integrierte und effiziente Versorgung. Diesem Wunsch können wir derzeit leider nicht ausreichend Rechnung tragen."
Appell
Die Ärztekammer plädiert für einen Weg des Miteinanders, um eine optimale Versorgung der PatientInnen zu erzielen und appelliert an die PatientInnen die ärztlichen Leistungen in Anspruch zu nehmen, auf die sie eigentlich Anspruch haben. Darum müsse bei jedweden Augenbeschwerden der erste Weg zum Augenarzt oder zur Augenärztin führen, um die Sehkraft und das Augenlicht längst- und bestmöglich zu schützen und auch andere Systemerkrankungen auszuschließen.
(von Ärztekammer für Wien, Quelle: OZS)