Ampelanlagen mit akustischen und taktilen Signalen sind für die Sicherheit und Mobilität blinder und sehbehinderter Verkehrsteilnehmer absolut notwendig. In Wien wurde die erste Verkehrsampel mit Blindenakustik am 23. Juni 1972 an der Kreuzung vor dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut (BBI) in der Wittelsbachstraße in Betrieb genommen. Zu verdanken war diese richtungsweisende Innovation der damals amtsführenden Stadträtin für baubehördliche und andere technische Angelegenheiten, Maria Schaumayer. Rundfunk, Fernsehen und Presse berichteten über die von der Firma Schrack entwickelte Anlage, die als technisches Novum in Europa gefeiert wurde. Ein Summton zeigte damals in der Zeit von sieben bis zwanzig Uhr jede Grünphase an.
Ausbau der „Blindenampeln“
Heute ist der Summton einem „Tak“-Geräusch gewichen und es existieren mehrere Modelle in Form von blauen, gelben oder orangen Akustiktablos. Die kleinen, tickenden Kästchen an den Ampelstehern weisen an der Unterseite Pfeile auf, die nachts nach dem Abschalten der Akustik vibrieren und so die Grünphasen für blinde Menschen anzeigen. Seitlich verfügen alle Akustiktablos über gut tastbare Darstellungen der Fahrbahnsituation mit Symbolen für Fahrspuren, Schienen, Verkehrsinseln usw. Beinahe 700 „Blindenampeln“ gibt es bereits in Wien, das sind mehr als 50 Prozent aller Lichtsignalanlagen, die Tendenz ist weiter steigend.
Mit der Errichtung der ersten akustischen Ampel wurde ein wesentlicher Schritt in Richtung Barrierefreiheit im öffentlichen Raum gesetzt. „Dort, wo solche Einrichtungen fehlen, sind blinde Menschen beim Überqueren der Straße auf die Hilfe anderer Personen angewiesen. In Wien werden kontinuierlich Ampeln mit Akustik aus- und nachgerüstet. Vor allem bei U-Bahn- und S-Bahnstationen, bei Umsteigstellen, in der Nähe von Behörden oder Einkaufszentren, überall dort, wo täglich viele Menschen unterwegs sind, speziell bei gefährlichen Kreuzungen. Während in Wien die Infrastruktur bereits sehr gut ausgebaut ist, sieht die Situation in vielen Bezirkshauptstädten, vor allem aber im ländlichen Raum leider anders aus – hier ist noch großer Handlungsbedarf gegeben“, erläutert Irene Vogel, Geschäftsführerin der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.
Probleme im Alltag
Aber auch dort, wo akustische Ampelanlagen bereits installiert sind, kann es zu Problemen kommen. Häufig ruinieren Vandalen die akustischen Signalgeber oder die Ampelsteher, auf denen sie montiert sind, werden mit Zeitungstaschen, Dreieckständern oder Werbeplakaten versehen, wodurch blinden Menschen Zugang und Benutzung erschwert werden. Darüber hinaus drücken viele Fußgänger die Auslösetaste für die Blindenakustik, weil sie fälschlicherweise glauben, es wird dadurch schneller Grün. Durch den ständigen Gebrauch nützt sich die Akustik aber rascher ab und steht dann blinden Menschen, die darauf angewiesen sind, gar nicht mehr zur Verfügung. „Es wäre daher besonders wichtig, dass die Auslösetaste wirklich nur von blinden Fußgängern bei Bedarf gedrückt wird“, empfiehlt Irene Vogel.
(Text und Fotos von Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs)