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Am Montag, 4. Juni 2012 fand die Senia Fachtagung unter dem Motto „Liebe, Sex und Zärtlichkeit … Isozertifiziert?“ statt. Hauptthema der Veranstaltung war ein Gütesiegel über Liebe, Partnerschaft und alles was dazu gehört, das Einrichtungen der Behindertenhilfe in Oberösterreich erwerben können. Ernst Leidinger, Ethikbeirat von Senia, stellte das Gütesiegel in einem Plenumsreferat vor.

Gütesiegel

Der Erwerb und die anschließende zweijährliche Überprüfung der Einhaltung der Qualitätskriterien des Gütesiegels meint für die Einrichtungen ein modernes Denken über Liebe, Sexualität und Zärtlichkeit. Das Gütesiegel fordert einen breiten Konsens in den Einrichtungen, denn es umfasst bauliche, strukturelle, organisatorische Bausteine, sowie die Sicht der KundInnen und MitarbeiterInnen. Der bauliche Teil betrifft beispielsweise die Bettengröße oder die Zusammenlegung und Vergrößerung von Zimmern. Anderere Bausteine betreffen das Einhalten von Privatsphäre, Schulungen für MitarbeiterInnen oder betreuungsfreien Zeiten, um partnerschaftliches Zweisein zu ermöglichen.

Workshops

Unter reger Beteiligung der Teilnehmenden gab es nachmittags Workshops:

  • Arbeitsmaterialien, Interventionen und Übungen
  • Selbstbestimmte Sexualität
  • Begleitung zur Sexualität im Spannungsfeld von Ansprüchen
  • Gütesiegel, Sexualität Chancen und Risiken
  • Angehörigenarbeit

Im Workshop „Selbstbestimmte Sexualität“ sorgte das Thema Sterilisation, Zwangssterilisation und Information Betroffener im Vorfeld für Diskussion – nicht nur unter SelbstvertreterInnen. SelbstvertreterInnen berichteten, dass sie Bekannte haben, die „unterbunden“ wurden und zum Teil wenig im Vorfeld informiert waren.
Der Workshop zur Begleitung der Sexualität wurde hauptsächlich von Betreuungspersonal besucht. Eine Teilnehmerin berichtet hinterher, dass sich dabei die eigenen Wertvorstellungen der BetreuerInnen offenbarten. Unter anderem wurde die Frage diskutiert, was bei Sexualität sein darf und was nicht, ob es für einen selbst unangenehm oder angenehm ist, wenn es viele partnerschaftliche Beziehungen in der eigenen Einrichtung gibt. Die TeilnehmerInnen diskutierten aber auch, dass es für Eltern mit Beeinträchtigung kaum Unterstützung gibt und diese notwendig sei.

Anregender Ausklang

Abschließend erlebten die TeilnehmerInnen als weiteres Highlight einen anregenden und amüsanten Ausklang mit den „Vaginas im Dirndl“.

Conclusio

TeilnehmerInnen hat es gefallen. Sie fanden den Austausch interessant und wichtig, denn die Fachtagung beschäftigte sich mit einem brandaktuellen Thema. Die assista Soziale Dienste GmbH, das Evangelische Diakoniewerk und Exit Sozial hatten bereits im Vorfeld oder vor Ort ihr Interesse am Gütesiegel in der eigenen Institution verlautbart. Nun wird daran gearbeitet, das Gütesiegel für Partnerschaft und Sexualität in Einrichtungen der Behindertenhilfe aufzubauen und weitere mit ins Boot zu holen.
(von KI-I)