Der integrative multiethnische Kindergarten des Diakoniewerk in Mostar zeigt bereits seit zehn Jahren, dass das Motto "Im Spiel sind alle gleich" stimmt. Kürzlich feierte der Kindergarten mit einem Fach-Symposium zum Thema "Inklusion durch (Computer)Unterstützte Kommunikation" seinen zehnten Geburtstag. Das Symposium fand in Mostar, Bosnien-Herzegowina, statt.
Dieser besondere Kindergarten des Diakoniewerks hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht nur zu einem Erfolgsmodell in Bezug auf die Integration von Kindern mit Beeinträchtigung entwickelt, sondern ist auch Vorzeigeprojekt für die Integration der verschiedenen Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina geworden.
„Der Kindergarten Sunčani most leistet einen wesentlichen Beitrag zur Toleranz und Versöhnung zwischen den einzelnen religiösen und ethnischen Volksgruppen und schafft ein Klima des Verständnisses für die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung“, zieht daher die Rektorin des Diakoniewerks, Mag.a Christa Schrauf, eine positive Bilanz. „Im Spiel sind alle gleich – da spielen Herkunft oder Beeinträchtigung keine Rolle.“
Schrauf bedankte sich vor allem bei den Kindergärtnerinnen für ihr Engagement, aber auch beim Initiator des Kindergartens, Rektor a.D. Dr. Gerhard Gäbler: „Er hat die Weichen für diese erfolgreiche Arbeit gelegt, die sich heute größter Anerkennung erfreut, und aus der Bildungslandschaft der Stadt Mostar nicht mehr wegzudenken ist.“
Offen für alle Kinder
Der Kindergarten führt zwei Gruppen mit derzeit insgesamt 46 Kindern zwischen drei und sechs Jahren, fünf Kinder davon haben eine Beeinträchtigung, sieben Kinder sind aufgrund der sozialen und finanziellen Situation der Eltern vom Kindergartenbeitrag befreit. Neben bosniakischen Kindern besuchen auch Kinder aus kroatischen, serbischen und gemischten Familien Sunčani most, was übersetzt Sonnenscheinbrücke heißt. In den letzten drei Jahren waren auch Kinder aus Roma-Familien darunter. Zu den Serviceleistungen des Kindergartens zählen neben der qualitätsvollen Betreuung durch die ebenfalls aus verschiedenen Volksgruppen kommenden fachlich gut ausgebildeten Kindergärtnerinnen auch die fallweise Begleitung durch eine Logopädin und eine Ergotherapeutin sowie ein Hol- und Bringdienst durch den Kleinbus des Kindergartens für Kinder aus entfernteren Stadtteilen. Einzigartig ist auch das Angebot von Computer unterstützter Kommunikation für alle Kinder, das der Kindergarten 2008 mit Hilfe von LIFEtool Linz installiert hat.
Sponsoren gesucht!
Der Kindergarten erhält nur einen geringen Finanzierungsbeitrag durch die Stadt Mostar und kann nur mit zusätzlichen Spenden- bzw. Fördergeldern den Betrieb aufrecht erhalten. Seit der Gründung des Kindergartens bis 2007 waren es vor allem Linzer Rotary Clubs und Rotary International, die den Kindergarten unterstützt haben, seit 2008 bis Ende 2012 ist es die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (ADA), die die Finanzierung sichert. Jetzt werden neue Sponsoren gesucht, die dieses einzigartige Projekt mittragen wollen.
Die Sonnenscheinbrücke – ein Beitrag zum Frieden
Im Herbst 2002 nahm der Kindergarten Sunčani most (Träger Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen) seine Arbeit auf. Das Diakoniewerk betreut diesen Kindergarten von Beginn an inhaltlich und vermittelte auch immer wieder professionelles Wissen aus der Kindergartenpädagogik, das in Workshops und Praktika an die Kindergärtnerinnen vor Ort weitergegeben wurde. Das Miteinander der Kinder in den beiden Kindergartengruppen funktioniert von Anfang an sehr gut. Dazu tragen die engagierten Kindergärtnerinnen maßgeblich bei – zwei von ihnen sind bosniakischer, zwei kroatischer und eine serbischer Herkunft. Sie bemühen sich täglich Hindernisse wie Sprachunterschiede, Vorurteile, weite Anfahrtswege und Schwierigkeiten im Umgang mit Behinderung zu überwinden und das mit viel Erfolg. Das Einbeziehen der Eltern in das Geschehen im Kindergarten ermöglicht auch ihnen ein Kennenlernen und Aufeinanderzugehen. Das vormals „Fremde“ verliert das Bedrohliche.
Mut zur Integration
Um die guten Erfahrungen des Kindergartens nach außen zu tragen und auch andere zu motivieren, ähnliche Projekte zur Integration von Menschen mit Beeinträchtigung aufzubauen, veranstaltete das Diakoniewerk im Mai 2006, gemeinsam mit dem Kindergarten und der Stadt Mostar zum ersten Mal ein Symposion zum Thema „Inclusion – Chancen für Kinder mit und ohne Behinderung“, das schon damals mit 100 TeilnehmerInnen sehr gut besucht war. Inzwischen wird das Thema der Inklusion und Integration in der vorschulischen und schulischen Erziehung sowohl auf Ebene der Universitäten, der öffentlichen Behörden und Ministerien, auf politischer Ebene und in privaten und öffentlichen Institutionen breiter erörtert.
„Mit unserem Kindergarten Sunčani most haben wir gezeigt, dass ein Miteinander von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung sehr gut machbar ist“, erklärt die Leiterin des Kindergartens, Biljana Čelan. „Wir konnten Ängste abbauen und haben anderen Einrichtungen Mut gemacht, es auch zu versuchen.
(Text und Fotos von Diakoniewerk Gallneukirchen)