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Hin und her. Hin und her. Hin und her. Immer gleich kippt Niels seine Schälchen mit Maiskörnern. Was anderen Kinder bald langweilig wird, kann den Fünfjährigen ewig begeistern: Niels ist ein Kind mit atypischen Autismus. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass weltweit etwa jedes 150. Kind von Autismus betroffen ist. Zum fünften Weltautismustag am 2. April wünschen sich Niels` Frühförderin Brigitte Weber und seine Mutter, dass Menschen mit Autismus mit mehr Offenheit begegnet wird.
Niels kam als Frühgeburt zur Welt. Erst mit drei Jahren wurden er und seine Familie mit der Diagnose Atypischer Autismus konfrontiert. Dies äußert sich bei Niels mit komplexen Wahrnehmungsstörungen und fehlender Lautsprache. Brigitte Weber begleitet Niels seit knapp zwei Jahren als Diplomierte Frühförderin und Familienbegleiterin mit Schwerpunkt Special Autismus Trainerin.

Frühförderung bringt nachhaltigen Erfolg

"In meiner Arbeit mit Niels setze ich die Involvierungstherapie nach Dr.in Elvira Muchitsch ein. Ich begebe mich zunächst auf seine Ebene und versuche den Kontakt zu ihm herzustellen. Dann versuche ich, ihn aus seinem gleichförmigen Spiel herauszuholen, damit wir uns anschließend gemeinsam mit Förderspielen beschäftigen können," erklärt die erfahrene Frühförderin.
Niels ist davon nicht immer angetan, was er lautstark zum Ausdruck bringen kann. Konnte ihn seine Frühförderin von einem Spiel begeistern ist er mit voller Konzentration dabei. "Anfangs habe ich ihn bei Spielen wie dem so genannten Bilderlotto noch mit Handführung unterstützt, nun ordnet er einen Großteil der Spielkärtchen schon alleine richtig zu. Unser Ziel ist es, die Auge-Hand-Koordination, das Erfassen von Bildern und die Verbindung zwischen Bild und Sprache zu verbessern. Auch die Förderung der Aufmerksamkeit, der Umweltwahrnehmung und die Kontaktaufnahme zu seiner Mutter oder seinen Geschwistern ist dabei wesentlich", schildert die Frühförderin der Mosaik GmbH.

Rituale sind wichtig

Ein ritualisierter Ablauf und klare Aussagen sind für Niels unerlässlich, wie seine Mutter bestätigt: "Eindeutige Aufforderungen wie `Nimm`, `Gib`, `Leg hin` sind für Niels wichtig; nur so kann er verstehen, was man von ihm möchte. Für Außenstehende klingt das oft harsch und unfreundlich – für uns ist es aber die einzige Möglichkeit für eine funktionierende Kommunikation."
Regelmäßigkeit ist auch für seine Frühförderin ein Grundpfeiler ihrer Arbeit: "Ich komme einmal pro Woche zu Niels nach Hause in sein vertrautes Umfeld. Für mich ist es wichtig, dass wir die Familie in unsere pädagogische Arbeit mit dem Kind einbeziehen und sie dort begleiten, wo sie noch zusätzlich Hilfe benötigen." Neben der direkten Förderung des Kindes ist die Kooperation mit TherapeutInnen, ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen und anderen Fachleuten für die Arbeit in der Frühförderung wesentlich.

Deutliche Verbesserung

"Niels hat durch die umfassende Betreuung und Therapie von Mosaik und dem Verein Libelle bereits viel dazugelernt. Seine Aufmerksamkeit und Konzentration haben sich merklich verbessert und auch bestimmte Abläufe sind für ihn leichter geworden," freut sich seine Mutter.
Die Mosaik GmbH betreut derzeit mehr als 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus in der Steiermark. Dazu Mosaik Geschäftsführer Mag. Venerand Erkinger: "Immer mehr Menschen mit Autismus finden den Weg zu Mosaik. Viele unserer PädagogInnen und TherapeutInnen haben die Ausbildung zum Special Autismus TrainerIn. Es ist uns allen ein großes Anliegen, dass das Thema Autismus im öffentlichen Diskurs Platz findet."
(Text und Fotos ©: von Mag.a (FH) Katharina Gruber, www.mosaik-gmbh.org)