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Das Glaukom, im Volksmund auch grüner Star genannt, ist eine Erkrankung des Sehnervs. Es ist weltweit die zweithäufigste Erblindungsursache. Die Krankheit verläuft schleichend und wird oft erst spät erkannt. Meist ist der Sehnerv dann bereits irreparabel geschädigt. Die Betroffenen leiden unter Gesichtsfeldausfällen, die bis zur völligen Erblindung reichen können. In Österreich sind über 80.000 Menschen davon betroffen. Ein Großteil davon ahnt nichts von der Erkrankung. Anlässlich des Weltglaukomtages am 12. März 2012 ruft die Glaukomkommission der Österreichischen Ophthalmologische Gesellschaft daher zu mehr Bewusstsein auf, um die Erkrankung einzudämmen.
Gerda Rogers, bekannte Astrologin und Radiomoderatorin stellt sich anlässlich des Weltglaukomtages 2012 in den Dienst der Aufklärung zum Thema grüner Star und betont: "Jedem Menschen sind seine genetischen Gegebenheiten in die Wiege gelegt, aber es liegt an jedem selbst, was er daraus macht. Ich kann ihm mit Hilfe der Sterne die Richtung weisen, gehen muss er selber – in diesem Fall zum Augenarzt. Das Augenlicht ist zu kostbar, um es leichtsinnig aufs Spiel zu setzen."

Das Glaukom – trügerische Ruhe

Das Glaukom, vielen unter dem Namen "grüner Star" ein Begriff, ist eine Erkrankung, durch die Nervenfasern an Netzhaut und Sehnerv zerstört werden. Dieses Augenleiden verläuft lange Zeit ohne sicht- oder spürbare Symptome und wird daher oft erst spät entdeckt. Durch die Schäden kommt es nach einiger Zeit zu Gesichtsfeldausfällen. Das bedeutet, man sieht nicht mehr alles, was man vor Augen hat – meistens ohne es anfangs zu bemerken, denn Teile des Bildes, die fehlen, werden zu einem gewissen Grad vom Gehirn logisch ergänzt.
Das gleicht zwar den Sehkraftverlust zum Teil aus, führt aber mitunter zu gefährlichen Fehleinschätzungen von Situationen, wie zum Beispiel im Straßenverkehr, da das vom Gehirn ergänzte Bild nicht immer den realen Gegebenheiten entspricht. "Außerdem führen diese Bildergänzungen oft dazu, dass die Betroffenen noch immer nicht bemerken, dass mit ihren Augen etwas nicht stimmt. Etwa die Hälfte der Betroffenen weiß nicht, dass sie bereits an einer Krankheit leidet, die Stück für Stück ihr Augenlicht zerstört.", erklärt Univ.-Doz. Dr. Andrea Mistlberger, Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie in Salzburg und Vorsitzende der Glaukomkommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft.

Früherkennung ist entscheidend

Der einzige Weg festzustellen, ob man ein Glaukom hat, ist eine augenärztliche Untersuchung. "Wir haben heutzutage sehr gute diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, um den grünen Star frühzeitig zu erkennen und wirkungsvoll behandeln zu können. Das heißt, wir können den Krankheitsverlauf stoppen oder ihn zumindest stark verlangsamen und dadurch das Sehvermögen der Betroffenen möglichst lange erhalten", erklärt Oberarzt Dr. Anton Hommer, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie in Wien und Vorstandsmitglied der Europäischen Glaukom Gesellschaft. Dabei gibt es allerdings ein entscheidendes Problem: Hommer: "Die Glaukom-Diagnose ist heute fast immer eine Zufallsdiagnose, denn der Patient kommt in der Regel wegen irgendetwas anderem zum Augenarzt. Die Früherkennung ist bei der Behandlung des Glaukoms aber entscheidend. Je früher die Erkrankung bemerkt wird, desto mehr Sehvermögen kann erhalten werden."

Regelmäßig zur Kontrolluntersuchung

Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt neben dem zunehmenden Alter und der familiären Krankengeschichte ein erhöhter Augeninnendruck. "Daher sollte man ab dem 40. Lebensjahr vom Augenarzt ein Risikoprofil erstellen lassen und danach alle zwei Jahre zur Kontrolle gehen", rät Mistlberger. Ab dem 50. Lebensjahr sollte, je nach Risikofaktoren, jährlich eine augenärztliche Untersuchung durchgeführt werden. Diese Untersuchung ist schmerzfrei und inkludiert neben der Messung des Augeninnendrucks die Bestimmung der Sehschärfe, die Bewertung und Vermessung von Sehnervenkopf und Nervenfasern und eine Gesichtsfeldbestimmung. "Nur durch eine regelmäßige Kontrolle kann das Glaukom rechtzeitig entdeckt und mit entsprechender Therapie behandelt werden", betont Mistlberger. Auch bei der Therapie ist die Senkung des Augeninnendrucks der entscheidende Ansatzpunkt. Diese Drucksenkung wird in den meisten Fällen durch Augentropfen erreicht, aber auch Laserbehandlungen und diverse operative Eingriffe stehen zur Verfügung. Ziel ist es, die Zerstörung von Nervenfasern zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen und auch hier ist neben einer konsequenten Therapie die regelmäßige Kontrolle für die Erhaltung des Augenlichts maßgebend.

PatientInnen helfen PatientInnen

"Das Heimtückische und Gemeine am grünen Star ist, Sie bemerken ihn nicht und das kann sich über Monate oder gar Jahre ziehen", berichtet Burgi Bänder von der Selbsthilfegruppe "Pro-Retina, Glaukom und mehr" des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Die Selbsthilfegruppe mit derzeit 1.500 Mitgliedern wurde ins Leben gerufen, um PatientInnen eine Anlaufstelle zu bieten und über Ursachen und Behandlungsformen verschiedener Augenerkrankungen zu informieren. Sie befasst sich mit der Sehbehinderung bzw. Blindheit und den damit verbundenen Schwierigkeiten im Alltag. Bänder, selbst mit grauem Star geboren und später auch am grünen Star erkrankt, ist in der Gruppe für das Thema "Glaukom" verantwortlich: "Viele Betroffene sind, besonders in der ersten Zeit ihrer Diagnose, verunsichert und ängstlich. Daraus ergeben sich viele Fragen und Ärzte haben oft nicht ausreichend Zeit oder finden nicht immer die richtigen Worte. Daher versuchen wir als Selbsthilfegruppe ergänzend zu helfen, zu beraten und zu informieren." Diese Funktion erfüllt die Organisation durch regelmäßige öffentliche Veranstaltungen, wie Experten-Vorträge und Diskussionsrunden. Zusätzlich dient die Selbsthilfegruppe auch Betroffenen, um sich mit anderen Mitgliedern der Gruppe auszutauschen.

Versorgungsqualität sichern

Eine Voraussetzung, dass Patienten überhaupt zu einer Kontrolluntersuchung gehen können, ist eine ausreichend hohe Zahl an Augenärzten. "In Österreich haben wir mit rund 800 Ophthalmologen eine gute Augenarztdichte. Auf einen Facharzt für Augenheilkunde kommen statistisch 11.000 Einwohner. Diese Dichte garantiert auch eine hohe Versorgungsqualität", betont Hommer. Deutlich schlechter ist die Versorgungsdichte beispielsweise in Großbritannien. Bei etwa 62 Millionen Menschen gibt es in Summe genauso viele Augenärzte wie in Österreich. "Dort bekommen die meisten Patienten nie einen Ophthalmologen zu Gesicht. Sie werden in der Regel von Optometristen begutachtet, die über eine Weiterleitung zum Facharzt entscheiden. Leider ist die Qualität dieser Entscheidungen mit einer Fehlerquote von 25 Prozent nicht besonders gut", berichtet Hommer aus einer Untersuchung des britischen Systems.

80.000 Glaukomfälle – Tendenz steigend

Weltweit sind rund 91 Millionen Menschen an einem Glaukom erkrankt. In der EU sind es derzeit etwa 9,25 Millionen. Schätzungen zufolge wird diese Zahl aufgrund der alternden Bevölkerung in der EU bis 2020 auf 12,4 Millionen ansteigen, denn der grüne Star ist vorwiegend eine Erkrankung des Alters. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit an einem Glaukom zu erkranken mit jedem Lebensjahrzehnt. Mistlberger ergänzt: "Österreich liegt hier leider voll im Trend. Wir haben hierzulande 80.000 Betroffene, davon sind 35.000 bereits sehbehindert. Durch die steigende Lebenserwartung müssen wir in den kommenden Jahren mit bis zu 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr rechnen."
Diese Zunahme bei den Erkrankungen, in Kombination mit der oft späten Diagnose, ergibt steigende Kosten für das Gesundheitssystem und für die Volkswirtschaft insgesamt. "Das resultiert aus den höheren Behandlungskosten, vermehrten Untersuchungen und den reduzierten wirtschaftlichen Möglichkeiten Sehbehinderter. Auch aus diesem Aspekt ist es wichtig, die Erkrankung beziehungsweise das Erkrankungsrisiko frühzeitig zu erkennen und einen möglichst patientenfreundlichen Zugang zu Diagnose und Therapie zu gewährleisten", ist Hommer überzeugt.

Leben mit Glaukom

Auch, wenn das Glaukom schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen hat, ist es heute dank technischem Fortschritt und erhöhter gesellschaftlicher Akzeptanz für Menschen mit Sehbehinderung oft möglich, weiterhin einen Beruf auszuüben. Burgi Bänder erklärt: "Ich selbst habe mit meiner Erkrankung elf Jahre lang als Telefonistin gearbeitet. Es gibt oft kleine Hürden, aber die kann man meistens gut bewältigen." Auch bei  Freizeitbeschäftigungen und Sport gibt es für Glaukom-PatientInnen kaum Einschränkungen. Nur auf das Rauchen sollte man verzichten. Es verengt die Blutgefäße und mindert die Durchblutung des Sehnervs.

Nicht nur auf die Sterne verlassen

Gerda Rogers, die selbst einmal im Jahr zur Kontrolluntersuchung zum Augenarzt geht, meint abschließend: "In Vorsorgefragen sollten Sie sich nicht nur auf die Gunst der Sterne verlassen. Ich appelliere daher an Sie: Tragen Sie die Botschaft zu den Menschen. Das Glaukom kann jeden von uns treffen. Nur durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kann man es zeitgerecht entdecken und behandeln und Menschen vor dem Erblinden bewahren."
(von Public Health PR; QUelle: OTS)