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Christopher Hansbauer ist ein selbstbewusster Teenager, der seinem Umfeld sehr deutlich seine Grenzen aufzeigt. Dass er aufgrund seiner Behinderung nicht sprechen kann ist dabei nebensächlich. Seine Gebärden sagen mehr als 1000 Worte. Zum Tag der Logopädie (6.3.) erzählt seine Logopädin Andrea Ganster über die Gebärdenunterstützte Kommunikation, die nicht nur für Menschen mit Hörbeeinträchtigung geeignet ist.

Zweisprachig aufgewachsen

"Christopher ist in den USA geboren, hat dort einige Jahre gelebt und wächst zweisprachig auf. Er hat in Amerika eine Art Vorschule besucht, in der eine seiner Lehrerinnen Gebärden verwendet hat. Dort hat er sich seine ersten amerikanischen Gebärden abgeschaut, die wir auch hier bei uns verwenden", so seine Logopädin.

Seit etwa zehn Jahren lebt Christopher mit seiner Familie in Österreich und bekommt Logopädie im Ambulatorium der Mosaik GmbH, wo Andrea Ganster arbeitet. Einmal wöchentlich treffen sich die beiden zur Therapie und versuchen seinen Gebärdenwortschatz zu erweitern und zu festigen.

Kommunikation: Austausch und Teilhabe

Oft sind Gebärden für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen nur schwer auszuführen, doch Christopher bindet sie aktiv in seinen Alltag ein. "Unser gemeinsames Ziel ist es, dass sich Christopher verständigen und seine Bedürfnisse äußern kann. Er weiß, dass er durch seine Gebärden etwas bewirkt, wodurch für ihn Kommunikation positiv besetzt ist", erklärt Andrea Ganster.

Das Thema Gebärdenunterstützte Kommunikation spaltet jedoch die Fachleute. Während die einen glauben, Gebärden können die Lautsprache verzögern bzw. sogar verhindern, meinen andere wiederum, dass durch den Einsatz von Gebärden die Sprachentwicklung positiv beeinflusst wird.

Benachbarte Gehirnregionen

Fakt ist: Das Sprachzentrum und das Impulszentrum für die Handmotorik sind benachbarte Regionen im Gehirn. Bildgebende Untersuchungen zeigten, dass sich die Stimulation der Hände und die Stimulation der Mundregion in der jeweils benachbarten Gehirnregion auswirken. Wie die Hand-und Mundmotorik jedoch genau gekoppelt sind, ist noch nicht im Detail erforscht.

Christopher hat sichtlich Freude an der Kommunikation mit Gebärden. "Er kann sich mit seinen Bezugspersonen sehr gut verständigen. In seiner Schulheimgruppe, in der Therapie und bei ihm zu Hause hängen überall Fotos, auf denen seine Gebärden abgebildet sind, damit die Kommunikation reibungslos funktioniert. Zusätzlich dazu haben wir eine Mappe mit Symbolen und Fotos angelegt, durch die er sich ebenfalls verständigen kann", schildert die erfahrene Logopädin.

Tipp für den Alltag

Einfache Gebärden lassen sich gut in den Alltag von Kindern mit und ohne Behinderung integrieren. Die Sprachentwicklung wird dadurch weder verzögert noch forciert – Gebärden machen einfach Spaß und lockern spielerisch das tägliche Miteinander auf.

Buchempfehlung

Sonja Grewing: Let`s talk Wonneproppen – Babygebärden erobern die Welt! ISBN: 978-3-9809004-7-8
(von Mosaik GmbH)