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Funktionaler Analphabetismus bedeutet: Jemand hat Lesen und Schreiben gelernt und wieder „verlernt“. Von funktionalem Analphabetismus wird bei Unterschreiten der Textebene gesprochen. Das bedeutet: Eine Person kann vielleicht einzelne Buchstaben lesen, aber keine ganzen Wörter oder sie kann einzelne Sätze lesen und verstehen, aber keinen gesamten Text in dessen Zusammenhängen.
Funktionaler Analphabetismus kommt in allen Altersgruppen vor und betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Betroffene haben während ihrer Schulzeit nicht die nötigen Schriftsprachenkompetenzen erworben, um am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich alleine zurechtzukommen.

Bedeutung von funktionalem Analphabetismus im persönlichen Leben

Lesen und Schreiben betrifft nicht nur den Deutschunterricht in der Schule. Sie brauchen es, um Textaufgaben in Mathematik oder Physik zu verstehen, Vokabeln in Fremdsprachen zu lernen, niedergeschriebene Inhalte in Geografie oder Chemie zu lesen oder Hausübungen zu schreiben. Im späteren Leben sitzen Sie vor Ihrem Arbeitsvertrag oder Versicherungspolizzen, die Sie verstehen und unterschreiben wollen. Sie möchten auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und die eine oder andere kulturelle Veranstaltung besuchen. Wagemutig trauen Sie sich ins Internet. Suchmaschinen sind glücklicherweise inzwischen flexibel genug und suchen trotz Rechtschreibfehlern. Wenn Sie die richtige Seite gefunden haben, sehen Sie sich vielleicht die Bilder an und versuchen die inhaltliche Beschreibung zu verstehen, aber genau wissen Sie es möglicherweise erst bei der Aufführung.
Macht das das Leben nicht anstrengend?
Vielleicht gibt es ja nur wenige, die von funktionalem Analphabetismus betroffen sind.

Wieviele sind von funktionalem Analphabetismus betreffen?

Es gibt eine aktuelle Studie zu Analphabetismus und Alphabetisierung in Deutschland. Die Studie informiert über das Ausmaß von (funktionalem) Analphabetismus in Deutschland.
Die Zielgruppe der Studie waren Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren. In der Studie wurden fünf Alphabetisierungslevels untersucht. Für funktionalen Analphabetismus sind die Alphabetisierungslevels 1 bis 3 wichtig. Die Ergebnisse der Level-One Studie zeigen folgendes Ergebnis:

  • 0,3 Millionen Menschen in Deutschland sind auf Alphabetisierungslevel 1.
    Diese Menschen können einzelne Buchstaben lesen, aber kein ganzes Wort lesen oder dessen Bedeutung verstehen.
  • 2 Millionen Menschen sind auf Alphabetisierungslevel 2.
    Diese Menschen können einzelne Wörter lesen und verstehen. Sie verstehen aber nicht den Inhalt eines gesamten Satzes.
  • 5,2 Millionen sind auf Alphabetisierungslevel 3.
    Diese Menschen können einzelne Sätze lesen und verstehen. Sie verstehen aber keinen Text oder Textzusammenhänge.

Insgesamt sind 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland auf Alphabetisierungslevel 1 bis 3 und somit funktionale AnalphabetInnen. Das sind 14,5% der deutschen Bevölkerung. Diese Menschen sind aufgrund ihrer begrenzten schriftsprachlichen Kompetenz nicht in der Lage am gesellschaftlichen Leben in angemessener Form teilzunehmen. (Level-One Studie)
Die Level-One Studie untermauert das Problem bestehender Schriftsprachkompetenz. Es ist anzunehmen, dass die Ergebnisse der Level-One Studie aufgrund der ähnlichen wirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen sowie sozialen Entwicklung von Österreich und Deutschland auch auf Österreich übertragbar sind. Damit haben wir – vorsichtig geschätzt – 1,15 Millionen funktionale AnalphabetInnen in Österreich.
Diese Ergebnisse zeigen damit auch die Dringlichkeit und Notwendigkeit von Information in verständlicher Form auf.

Information in verständlicher Form

Das Kompetenznetzwerk KI-I bietet Informationsaufbereitung in verständlicher Form, so genannte Leichte Sprache. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die Verständlichkeits- und Nutzbarkeitsprüfung der Inhalte mit den jeweiligen Zielgruppen. Neben Richtlinien für die Dienstleistungsqualität im Sozialbereich, werden beim Kompetenznetzwerk KI-I Gesetze und Bescheide, Unterlagen für den Bildungssektor, Fragebögen, Werbe- und Präsentationsmaterialien uvm. in Leichte Sprache übersetzt.
Das KI-I arbeitet mit dem capito Netzwerk zusammen und ist im Bereich Leichte Sprache auch international vernetzt. So wird die Qualität der Dienstleitung laufend fortentwickelt. Ausgehend von der Idee Information für alle Menschen anzubieten und damit Inklusion in die Gesellschaft zu fördern wird das Selbstbewusstsein der Zielgruppe gesteigert. Es wird vermittelt, dass Information so gestaltet sein kann, dass sie leicht zu lesen und zu verstehen ist. Das wiederum fördert die Motivation sich mit Texten auseinanderzusetzen und ist indirekt eine Hilfe Spaß am Lesen zu entwickeln.

Spaß am Lesen vermitteln:
Leseförderung + Lesemotivation = Lesefähigkeit

„Nur, wenn Menschen mit Leseschwierigkeiten Bücher lesen können, die sie wirklich interessieren und die in einfacher Sprache geschrieben sind, werden wir den Kampf gegen den funktionalen Analphabetismus gewinnen. Aber dafür brauchen wir die Hilfe der Politik. Deshalb müssen Bücher und Zeitungen in einfacher Sprache dringend Bestandteil der nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung werden“, meint Ralf Beekveldt vom Spaß am Lesen Verlag. Untersuchungen zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Lesefreude und Lesefähigkeiten: Wer gern liest, liest häufiger und wird dadurch wie von selbst besser. (Spaß am Lesen Verlag)
Der Spaß am Lesen Verlag bietet die Zeitung „Klar & Deutlich“ und Bücher in einfacher Sprache.
(von KI-I; Quellen: Level-One Studie, Spaß am Lesen Verlag)