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Allein in den USA existieren an die 40 Anbieter von Internet-Gentests, die – so scheint es – regen Zuspruch von KundInnen haben. Die Prozedur ist einfach. Ein interessierter Mensch informiert sich beim Anbieter, bekommt ein Testset zugeschickt, gibt eine Speichelprobe ab und erhält wenige Wochen danach das Ergebnis. Diese Tests sollen Aufschluss über zukünftige Krankheiten geben. Die Aussagekraft der Tests wird derzeit von ExpertInnen angezweifelt, da lediglich ein Teil der Erbmasse untersucht wird (wiwo.de).

Humangenetische Diagnostik in Österreich

Das österreichische Gesetz sieht vor, dass „vor einer humangenetischen Diagnostik eine entsprechende genetische Beratung der Ratsuchenden durchgeführt wird um u.a. genetische und medizinische Aspekte abklären zu können und Aussagekraft und Konsequenzen der genetischen Diagnostik zu erläutern. Erst nach schriftlicher Einverständniserklärung des/der PatientIn wird dann gegebenenfalls die genetische Diagnostik durchgeführt.“ (Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien)

Aussagekraft der Internet-Gentests wird angezweifelt

Das Portal der WirtschaftsWoche berichtet, dass ExpertInnen die „medizinische Relevanz der Tests allerdings noch als sehr gering [einstufen]. Die Gentests entschlüsseln nämlich nicht die komplette Erbmasse des Menschen, was sehr aufwendig und teuer wäre.“ (wiwo.de)
Das Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien informiert:
„Das Spektrum solcher um die 200-300 Euro teuren genetischen Untersuchungen reicht von Diät-Empfehlungen, über Aussagen betreffend die Eignung zu bestimmten Sportarten, bis hin zu Analysen auf die Wahrscheinlichkeiten mit denen die Ratsuchenden z.T. sehr schwerwiegende Erkrankungen im höheren Alter einmal bekommen könnten.
Die z.T. äußerst eingeschränkte Aussagekraft dieser Tests, Fragen nach dem Datenschutz und vor allem das komplette Fehlen der so wichtigen individuellen genetischen Beratung hat die österreichische Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt dazu veranlasst eine entsprechende, durchaus auch warnende, Stellungnahme zu erarbeiten“.
Zur Stellungnahme: Gen- und Genomtests im Internet – Stellungnahme der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt.

Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien bietet genetische Beratung für Internet-Gentests

„Da entsprechende Anfragen vor und vor allem aber auch nach Inanspruchnahme solcher Internetgentests ständig zunehmen, hat man nun am Institut für Medizinische Genetik der Medizinischen Universität Wien reagiert.
‚Viele PatientInnen melden sich äußerst verunsichert nach Internetgentests. Wir haben uns jetzt die entsprechenden Anbieter und die angebotenen Untersuchungen genauer angeschaut um detaillierte genetische Beratungen durchführen zu können. Wir wollen die Menschen aber eigentlich davon überzeugen vor Anwendung solcher Test persönlich zu uns zur Beratung zu kommen, da dadurch klar gemacht werden könnte, dass in vielen Fällen solche Test aussagelos und unnötig sind‘ sagt Univ.Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Vorstand des Instituts und stellvertretender Vorsitzender der Bioethikkommission.
‚Als Konsequenz unserer Stellungnahme ist es äußerst begrüßenswert, dass sich das Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien jetzt detailliert mit den Anbietern beschäftigt hat und betroffenen Menschen entsprechende genetische Beratung anbietet,‘ meint Dr. Christiane Druml, Vorsitzende der österreichischen Bioethikkommission. ‚Aufklärung und Beratung ist der beste Weg den Ratsuchenden zu helfen und die Umgehung der Schutzvorschriften des österreichischen Gentechnikgesetzes zu verhindern.‘
Am Institut für Medizinische Genetik der MedUniWuien führen fünf FachärztInnen für Humangenetik täglich genetische Beratungen durch. Zusätzlich sind zwei Fachhumangenetiker, viele GenetikerInnen und TechnikerInnen mit der Erstellung der genetischen Befunde beschäftigt.“ (Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien)
Anmeldungen zur genetischen Beratung: PatientInnensekretariat Frau Hofer – Telefon: +43 (0) 1/4277/60601.
(Quellen: Institut für Medizinische Genetik der MedUniWien; Gentests im Internet, Artikel vom 20.05.2010, wiwo.de)
(von KI-I)