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Hinter der Bezeichnung RoboBraille steht ein E-Mail-basierter Dienst, der elektronische Dokumente in synthetische Sprache oder in Blindenschrift konvertiert. RoboBraille löst ein universelles Problem: Es macht elektronische Texte für visuell beeinträchtigte Menschen einfach und schnell zugänglich und hilft auch Personen mit Lese-/Schreibschwäche. Durch das Angebot in verschiedenen Sprachen wird der Zugang zu Information und Bildung wesentlich erleichtert und ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der digitalen Kluft (Digital Divide) geleistet. Für nichtkommerzielle Anwender ist der RoboBraille-Service kostenlos.
Bei der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs hat man das Potenzial des internationalen Projektes RoboBraille rasch erkannt. 2009 erfolgte der Beitritt zum RoboBraille-Konsortium. Dank der Projektförderung der Internet Privatstiftung Austria (IPA) im Rahmen der „Netidee“ konnte der Service für visuell beeinträchtigte Menschen im deutschen Sprachraum bereits heuer implementiert werden.
Dazu Sabine Fleischmann vom Förderungsbeirat der IPA: „Die Netidee ist eine Initiative der Internet Foundation Austria. Ziel ist die Förderung von Projekten, welche die Internet-Nutzung in Österreich quantitativ und qualitativ weiter entwickeln. Der Schwerpunkt in den letzten zwei Jahren lag auf Projektideen, die helfen, den ‚Digital Divide’ weiter zu schließen. RoboBraille entspricht ganz unseren Kriterien, deswegen hat die Netidee dieses äußerst nützliche Projekt sehr gerne unterstützt.“

Funktionen RoboBraille-Deutsch

Folgende Funktionen wurden in den deutschsprachigen RoboBraille-Service www.robobraille.at  integriert (die Braille-Konvertierung wird zur Zeit noch implementiert):

  • Konvertierung von elektronischen Dokumenten in deutsche synthetische Sprache (MP3-Files, DAISY – Digital Accessible Information System = strukturierte Hörbücher)
  • Konvertierung von elektronischen Dokumenten in Braille
  • Konvertierung von unzugänglichen PDF- oder Bild-Dateien (.tif oder .gif) in folgende  Formate: Text (.txt), PDF (.pdf), Rich Text-Format (.rtf)
    Bereits jetzt kann der deutschsprachige Service genutzt werden, indem eine E-Mail mit einem beigefügtem Dokument (z. B. Text-Datei, Word-File) an deutsch@robobraille.org geschickt wird. Innerhalb kürzester Zeit kommt ein Link zur konvertierten Audiodatei per Mail retour.

Nutzungspotenzial und neue Zielgruppen

RoboBraille-User profitieren von dem kostenlosen Service in der Schule, an ihrem Arbeitsplatz, im Studium oder in der Freizeit. „Ein Großteil der Informationen ist fast ausschließlich in Form elektronischer Dokumente verfügbar – seien es Berichte, Broschüren, Stellungnahmen, aber auch Presseunterlagen, Folder, Einladungen etc. Diese Informationen sind allen BenutzerInnen zugänglich zu machen. Nicht nur Menschen mit visuellen Behinderungen profitieren von alternativen Formaten. Auch Menschen mit Lern- oder Leseschwierigkeiten, Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache profitieren vom gesprochenen Wort“, weist Edith Vosta, im Bundeskanzleramt verantwortlich für die Internet-Koordination, auf das enorme Potenzial von RoboBraille hin.
Einen weiteren Nutzen sieht Robert Lender, Referent für Partizipation, Prävention und Informationsgesellschaft (e-Inclusion) der Abteilung Jugendpolitik im BMWFJ: „RoboBraille ist ein guter Ansatz, um behinderte Jugendliche auch in Freizeitaktivitäten zu integrieren. Denn es verschafft Jugendorganisationen, Jugendzentren und anderen Initiativen die Möglichkeit – mit wenig Ressourcen – adäquate Informationen anzubieten und damit aktiv auf die Jugendlichen zuzugehen. Das volle Potenzial wird aber sicherlich erst ersichtlich, wenn man Jugendliche kreativ mit RoboBraille arbeiten lässt“, ist Lender überzeugt.

Entwicklung aus Dänemark

RoboBraille wurde 2004 vom Dänischen Zentrum für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche (Synscenter Refsnaes) und Sensus ApS, ein auf barrierefreie IT-Lösungen spezialisiertes Beratungsunternehmen, entwickelt. Mit Hilfe von EU-Förderungen wurde der Service erweitert und ist derzeit in unterschiedlichen Ausbaustufen in zwölf Sprachen verfügbar, darunter Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Litauisch und Portugiesisch. Seit August 2004 wurden mehr als zwei Millionen Anfragen an den RoboBraille-Server registriert, durchschnittlich waren es 1.000 bis 2.000 täglich.

Folgeprojekt MathInBraille

Die RoboBraille-Projektkoordinatoren der Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterHilfsgemeinschaft, Daniele Marano und Klaus Höckner, sind mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden. Sie arbeiten bereits am Folgeprojekt MathInBraille, das in Kooperation mit dem Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterInstitut Integriert Studieren an der Johannes Kepler Universität Linz umgesetzt wird. Ziel ist die Entwicklung einer Open-Source-Software, die mathematische Inhalte für visuell beeinträchtigte Menschen zugänglich machen soll.
Bernhard Stöger von der Johannes Kepler Universität Linz weiß aus eigener Erfahrung, welche Schwierigkeiten blinde Menschen beim Lesen von Formeln haben: „MathInBraille wird den ‚Digital Divide’ vermindern. Geplant ist die Konvertierung von Dokumenten die mathematische Formeln enthalten, in Audiofiles und Braille. Diese  Erweiterung von RoboBraille ist besonders für SchülerInnen und StudentInnen interessant,  jedoch auch für blinde oder sehbehinderte Menschen, die sich mit wissenschaftlicher Literatur beschäftigen.“
Auch dieses Projekt wird von der Internet Foundation Austria unterstützt.

(Text und Foto © von Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österrreichs)