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Anita Schachinger ist ein Mensch mit übersprührender Lebensfreude. Die Lebensfreude und der Optimismus strahlen schon während der Begrüßung so intensiv, dass man sich diesem Menschen nicht entziehen kann oder entziehen möchte.
Anita Schachinger ist taubblind, auch wenn sie noch einen Sehrest besitzt. Sie trägt ein Cochlea Implantat, das ihr ermöglicht, ihre Umgebung auch hörend wahrzunehmen. Wenn sie das Gerät abschaltet, hört sie nicht. Das ist z.B. in der Nacht, beim Schwimmen, in der Sauna, wenn die Batterien leer sind, beim Friseurbesuch, und vielen anderen Situationen.
Als sportbegeisterter Mensch liebt sie Langlaufen im Winter und Crosstraining im Fitnesszentrum, nicht nur weil es Spaß macht sondern auch, weil es dem Rücken gut tut.
Sie ist gelernte Heilmasseurin. Inzwischen hat sie jedoch beruflich einen anderen Weg eingeschlagen und arbeitet in der Lebenswelt Schenkenfelden in der Küche. Dort ist sie die einzige taubblinde Mitarbeiterin und die Arbeit gefällt ihr sehr.
Anita Schachinger war von Geburt an schwerhörig und sehbeeinträchtigt. Weil sie als Volksschülerin Unterstützung von der örtlichen Schulleitung erhielt, konnte sie die Volksschule im Ort besuchen und musste nicht in die ASO (Allgemeine Sonderschule). In der Volksschule wurde sie so sehr beim Lesen gefördert, dass sie sich noch heute als „Leseratte“ bezeichnet. Ab der vierten Klasse Volksschule besuchte sie das Institut für Hör- und Sehbildung in Linz, eine Schule für blinde und gehörlose Kinder und Jugendliche.

Warum trägt Anita Schachinger ein Cochlea Implantat?

1988 ertaubte Anita Schachinger endgültig. Sie wünschte sich jedoch weiterhin so viel hören können wie früher, daher erkundigte sie sich schon damals wegen eines Cochlea Implantats. Es dauerte schließlich neun Jahre bevor die Technik weit genug fortgeschritten, damit bei ihr ein CI implantiert werden konnte.
Ein Cochlea Implantat ist eine Hörprothese für gehörlosen Menschen, bei denen der Hörnerv noch funktioniert. Es besteht aus einer inneren Komponente, die in die Cochlea implantiert wird und äußeren Komponenten bestehend aus einem Transmitter und einem Sprachprozessor.
Nach der Implantation hatte sie viele Stunden lang Hörtraining. Sie lernte erst, Geräusche wieder zu unterscheiden und differenzierter wahrnehmen. Sie lernte den Unterschied zwischen dem leichten Schlagen an ein Wasserglas und einem Türklopfen. Danach wurde das Erkennen von Sprache aufgebaut.

Wie sie zur Malerei kam

Schon in der Schule malte sie gern. Bei einem Malwettbewerb gewann sie den ersten Preis in ihrer Altersgruppe. Darauf ist sie auch heute stolz, denn sie war die einzige in der Klasse, die schwerhörig und sehbehindert war. Später arbeitete sie auch gern mit Keramik und noch heute malt sie Mandalas. Generell liebt sie es, kreativ zu sein. Farben faszinieren sie.

OÖBSV Malworkshops

Sie hat schon mehrmals an den jährlich stattfindenden Malworkshops des OÖ. Blinden- und Sehbehindertenverbands (OÖBSV) teilgenommen. Sie ist immer wieder gern dabei, weil sie es wunderbar findet Teil einer Gruppe zu sein und dabei das Gefühl von Zusammengehörigkeit zu erleben. Außerdem findet sie es spannend „neugierig“ bei den KollegInnen zu schauen, was diese malen und sich mit ihnen über die Kunstwerke auszutauschen. Sie ist glücklich, dass es diese Möglichkeit gibt und wartet nach dem Workshop schon wieder „sehnsüchtig“ auf den nächsten, wo sie sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam tätig sind.

„Bevor ist sage, das kann ich nicht, muss ich es probiert haben.“

Bei diesen Workshops kam sie auch das erste Mal mit Acrylmalerei in Kontakt. Sie liebt es verschiedene Maltechniken auszuprobieren und dabei herauszufinden, ob ihr diese sympathisch sind. Damit lebt sie das Motto:  „Bevor ist sage, das kann ich nicht, muss ich es probiert haben.“
Für das beistehende Bild wurde Frau Schachinger vor ihrem persönlichen Lieblingsbild „Sterntaler“ fotografiert. Es ist mit Acrylfarben gemalt und verfügt über aufgesetzte Keramiksterne, die in der Lebenswelt Schenkenfelden produziert wurden.

(von Kerstin Matausch, KI-I)